Zürich. Neuer Fifa-Präsident im zweiten Durchgang gewählt. Fifa verabschiedet weitreichende Reformen. DFB-Sekretär Sandrock tritt zurück.

Die Tage Joseph S. Blatters als Fifa-Präsident sind gezählt, am heutigen Freitag ist der Nachfolger des 79 Jahre alten Schweizers gewählt worden. Als Favoriten bei der Wahl während des Kongresses des Fußball-Weltverbandes in Zürich sind Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa aus Bahrain und Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino (Schweiz) ins Rennen gegangen. Am Ende setzte sich der Schweizer im zweiten Durchgang gegen seine Konkurrenten durch.

Was die Kandidaten verändern wollen

Die fünf Präsidentschafts-Kandidaten

Gianni Infantino

Der 45 Jahre alte Italo-Schweizer ist seit Oktober 2009 Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union. Der frühere Rechtsanwalt startete seine Karriere bei der UEFA bereits neun Jahre vorher. Damals kümmerte sich Infantino um kommerzielle, rechtliche und um Profifußball-Angelegenheiten.

Prinz Ali BIN al-Hussein

Der 40-Jährige ist Präsident des jordanischen Fußball-Verbandes. Al-Hussein war Ende Mai als einziger Gegenkandidat bei der turnusmäßigen Wahl zum FIFA-Chef angetreten. Er hatte damals im ersten Wahlgang Stimmen geholt, auf einen zweiten verzichtet. Blatter hatte die Abstimmung somit gewonnen.

Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa

Der 50-Jährige aus dem Königreich Bahrain ist Präsident des asiatischen Verbandes. Er wurde im Mai 2013 in das Amt gewählt. Unumstritten ist er nicht. Menschenrechtler werfen der Familie Al Chalifa vor, an der Niederschlagung von Anti-Regierungsprotesten in Bahrain beteiligt gewesen zu sein. Zudem soll er als Präsident des bahrainischen Verbands Mitschuld an der Inhaftierung und Folter von Fußballern sowie anderen Sportlern haben. „Dies sind falsche, eklige Lügen, die immer und immer in der Vergangenheit und Gegenwart wiederholt wurden“, verteidigte er sich gegen die Vorwürfe.

Jérôme Champagne

Der 57 Jahre alte Franzose war früher stellvertretender Generalsekretär der FIFA (von 2002 bis 2005). Der einstige Diplomat wurde 1997 zum Protokollchef des Organisationskomitees der WM in Frankreich ernannt. Ok-Chef war damals Michel Platini. Nach der Wahl Blatters zum FIFA-Chef berief dieser Champagne zum Berater für internationale Angelegenheiten. Platini wurde damals zum Berater Fußball ernannt. 2010 verließ Champagne nach elf Jahren die FIFA. Seine Kandidatur für die FIFA-Präsidentenwahl 2015 musste er wegen unzureichender Unterstützung durch nationale Verbände aufgeben.

Tokyo Sexwale

Der 62-Jährige machte sich auch einen Namen als Aktivist der Anti-Apartheidsbewegung in seinem Heimatland Südafrika. Er war 13 Jahre lang mit Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela auf Robben Island inhaftiert, 1990 wurden beide freigelassen. 2010 gehörte er dem WM-OK beim Turnier in Südafrika an, derzeit leitet er eine Beobachtungskommission der FIFA für Israel und Palästina.

1/5

Abendblatt.de hält Sie über die Fifa-Wahl auf dem Laufenden:

Infantino neuer Präsident

Gianni Infantino ist neuer Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa. Der 45-Jährige Schweizer setzte sich beim außerordentlichen Fifa-Kongress am Freitag in Zürich im zweiten Wahlgang gegen seine drei verbliebenen Gegenkandidaten durch.

Wahl des Fifa-Präsidenten: Kein Sieger in erster Runde

In der ersten Runde der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten hat es keinen Sieger gegeben. Keiner der vier verbliebenen Kandidaten erreichte am Freitag beim außerordentlichen Kongress des Fußball-Weltverbands in Zürich die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Damit ist zumindest ein zweiter Wahlgang nötig, in dem dann die einfache Mehrheit der 207 Delegierten zum Sieg genügt. Vom zweiten Wahlgang an scheidet jeweils der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus.

Als Favoriten gehen Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa aus Bahrain und der Schweizer Gianni Infantino in die nächste Runde. Infantino erreichte mit 88 Stimmen überraschend das beste Ergebnis vor al Chalifa, der 85 Stimmen erhielt. Prinz Ali aus Jordanien und der Franzose Jérôme Champagne gelten als chancenlos. Für Prinz Ali stimmten 27 Delegierte, für Champagne sieben. Kurz vor der Abstimmung hatte der fünfte Bewerber, Tokyo Sexwale aus Südafrika, seinen Rückzug verkündet.

Gesucht wird der Nachfolger des für sechs Jahre gesperrten Joseph Blatter, der die Fifa seit 1998 geführt hatte. Schon vor der Wahl hatte der Fifa-Kongress ein Reformpaket verabschiedet, das dem skandalgeschüttelten Verband aus der schwersten Krise seiner Geschichte helfen soll.

Die Verteilung der Stimmen im ersten Wahlgang:

Prinz Ali: 27

Scheich Salman: 85

Jérôme Champagne: 7

Gianni Infantino: 88

Maradona nennt Infantino "Verräter"

14.22 Uhr: Diego Maradona fordert vom neuen Präsidenten, den Verlockungen des Milliardengeschäfts zu widerstehen. „Der Präsident darf das Amt nicht ausführen, um sich mit Millionen zu bereichern, durch Sponsoren und die Weltmeisterschaften. Dann hat er meine Unterstützung“, sagte der Argentinier kurz vor der Wahl der argentinischen Nachrichtenagentur Telam. Für das Votum hatte Maradona sich hinter Prinz Ali aus Jordanien gestellt, aber auch Scheich Salman aus Bahrain als Favoriten genannt.

Dagegen bezeichnete Maradona den Schweizer Gianni Infantino als „Verräter“. Der Wunschkandidat des DFB habe noch immer so weiter gemacht, als sei nichts gewesen, als Blatter bereits „in den Seilen hing, um nicht zu sagen fast hinter Gittern war“, erklärte Maradona seine Ablehnung.

Sexwale kandidiert nicht mehr

14.11 Uhr: Tokyo Sexwale hat kurz vor der Abstimmung seine Kandidatur zurückgezogen. „Ich lasse nur vier Leute übrig. Es ist euer Problem jetzt“, sagte der Südafrikaner bei seiner Ansprache vor den 207 Wahl-Delegierten. „Es war eine gute Zeit für mich, ich bin bereit zu dienen, meine Kampagne ist zu Ende“, fügte der ehemalige Anti-Apartheidskämpfer an. Sexwale hatte nicht einmal die Unterstützung seiner afrikanischen Heimatkonföderation. Zu Wochenbeginn hatte er bereits mögliche Allianzen angekündigt. Eine Wahlempfehlung für einen seiner Konkurrenten gab er aber nicht.

Infantino inszeniert sich als Weltbürger

13.43 Uhr: Infantino hat seine finanziellen Versprechungen an die Fifa-Mitglieder für den Fall seiner Wahl verteidigt. „Ich frage Sie alle: Wenn die Fifa fünf Milliarden einnimmt, können wir dann nicht 1,2 Milliarden reinvestieren“, sagte der Schweizer. „Das Geld der Fifa ist Ihr Geld. Das Geld der Fifa muss der Entwicklung des Fußballs dienen.“ Für diese Aussage erhielt Infantino Extra-Applaus von Vertretern der Nationalverbände.

Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa hatte Infantino vorab scharf für seine wirtschaftlichen Pläne kritisiert. Der Schweizer will die Finanzmittel für die Fifa-Mitgliedsverbände mehr als verdoppeln und pro Nation je fünf Millionen Dollar (4,5 Millionen Euro) für vier Jahre auszahlen, sollte er zum Präsident gewählt werden.

Infantino zeigte sich als Weltbürger und sprach in seiner letzten Wahlkampfrede auf Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und ein paar Worte auf Arabisch.

al-Hussein wirbt mit Kofi Annan

13.07 Uhr: Prinz Ali bin al-Hussein hat für den Fall seiner Wahl die Einführung eines prominenten, externen Expertengremiums versprochen. Mit dieser Gruppe um den ehemaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan wolle er den Kulturwandel bei der Fifa einleiten. „Wir lassen das Schlimme hinter uns, aber bewahren das Gute“, sagte der Jordanier. Der 40-Jährige sprach als erster der fünf Kandidaten zu den Delegierten der 207 stimmberechtigten Fifa-Mitglieder. Al-Hussein werden keine realistischen Siegchancen eingeräumt.

Stenger kritisiert Sandrock

12.55 Uhr: Der frühere DFB-Mediendirektor Harald Stenger hat sich zum Rücktritt von Generalsekretär Helmut Sandrock geäußert. „Es ist keine Überraschung, dass Helmut Sandrock aufhört. Aus meiner Sicht ist es so, dass er gemerkt hat, er hat keine Basis mehr. Er war zu nah an Wolfgang Niersbach dran, hat wie Wolfgang Niersbach zu viel vertuscht“, sagte Stenger in einem exklusiven Interview mit Sky Sport News HD: „Sandrock hat dem amtierenden Präsidium über mehrere Monate hinweg viele Informationen vorenthalten. Jetzt gibt es einen Wechsel an der Spitze - vermutlich mit Reinhard Grindel und dann kann es nicht sein, dass der alte Generalsekretär da bleibt, wenn er zum neuen Präsidenten keine Vertrauensbasis hat.“

Zwei Verbände für Wahl gesperrt

12.40 Uhr: Wer neuer Fifa-Präsident werden will, muss im ersten Wahlgang zwei Drittel der 207 Stimmen der anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder auf sich vereinen. Derzeit sind das 138 Stimmen. Erreicht keiner der Kandidaten diese Mehrheit, folgen weitere Wahlgänge. Dabei reicht dann die einfache Mehrheit von 104 Stimmen. Vom zweiten Wahlgang an scheidet jeweils der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus.

Wahlberechtigt sind alle Mitgliedsverbände, die nicht suspendiert sind, mit je einer Stimme. Derzeit sind Kuwait und Indonesien vorläufig gesperrt, deshalb verteilen sich die Stimmen folgendermaßen auf die sechs Konföderationen: Afrika 54, Europa 53, Asien 44, Nord- und Mittelamerika 35, Ozeanien 11, Südamerika 10.

Fünf Wahlgänge à 80 Minuten möglich

12.20 Uhr: Die Fifa-Mitglieder machen nun erstmal Mittagspäuschen. Anschließend stellen sich dann die fünf Präsidentschaftskandidaten vor. Mit dem ersten Wahlgang ist gegen 15 Uhr zu rechnen. Pro Wahlgang sind rund 80 Minuten veranschlagt, bis zu fünf Wahlgänge sind möglich.

Menschenrechte in Statuten aufgenommen

12.08 Uhr: Für die Reformen (siehe Meldung von 11.22 Uhr), die unter anderem eine Machtbeschränkung für den Präsidenten und eine Neugestaltung der Exekutive als Council vorsehen, haben übrigens insgesamt 179 von 207 Verbänden für die Reformen gestimmt. Mit den Veränderungen will der Weltverband die politische von der ökonomischen Entscheidungsebene trennen. Die erwartete Kritik aus Afrika oder Asien blieb aus. 22 Verbände stimmten gegen das Paket, sechs gaben kein Votum ab.

„Wir müssen eine Botschaft an die Welt richten, eine Botschaft der Einheit“, hatte Interimspräsident Issa Hayatou aus Kamerun erklärt und die Landesverbände auf die notwendigen Umstrukturierungen eingestimmt. „Die Fifa beginnt ihre Reise mit dem Ziel, Vertrauen wieder herzustellen.“ Auch aus dem deutschen Fußballzirkel war die Notwendigkeit für den Reformprozess schonungslos beschrieben worden. „Wenn das Reformpaket nicht angenommen wird, ist egal, wer Präsident wird, der hätte dann einen Scherbenhaufen“, warnte Exekutivmitglied Wolfgang Niersbach.

Öffentliche Kritik kam beim Kongress nur vom Verband aus Palästina, dem die Veränderungen sogar nicht weit genug gehen. „Diese Reformen bedrohen die Zukunft der Fifa. Sie laufen in die falsche Richtung. Der Präsident, der Generalsekretär und der Rat erhalten noch mehr Macht, es gibt kein Gegengewicht. Es gibt keine echte Transparenz“, sagte Verbands-Generalsekretär Gonzalo Boye Tuset.

Die Blockierer aus Afrika und Asien, die einen Reformprozess noch beim Kongress 2014 in Sao Paulo verhindert hatten, weil sie alte Pfründe gefährdet sahen, schwiegen diesmal. Auch Hayatou war lange ein Gegner von Reformen. Nun war die Lage durch die Ermittlungen der US-Justiz im größten Funktionärsskandal und die finanziell schwierige Situation bedrohlich genug, um Zweifler auf Kurs zu bringen.

Özil macht Politik für Prinz Ali

11.55 Uhr: Mesut Özil macht noch einmal schnell Politik: Der deutsche Weltmeister unterstützt bei der Wahl den jordanischen Bewerber Prinz Ali bin al-Hussein. Der Arsenal-Profi twitterte wenige Stunden vor der Abstimmung ein Foto von sich und dem 40-Jährigen. „Viel Glück heute für meinen Freund Prinz Ali“, schrieb Özil.

Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl war der jordanische Verbandspräsident gegen Blatter unterlegen, hatte mit 73 Stimmen aber einen Achtungserfolg erzielt. Dies wird ihm diesmal nicht zugetraut. Zu al-Husseins Unterstützern zählt außerdem unter anderem auch der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Kattner: Fifa steht vor Millionenverlust

Der Geschäftsführende Generalsekretär Markus Kattner aus Deutschland eröffnete den Wahl-Kongress
Der Geschäftsführende Generalsekretär Markus Kattner aus Deutschland eröffnete den Wahl-Kongress © dpa

11.46 Uhr: Die Fifa steht durch die diversen Korruptionsskandale vor finanziellen Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe. Finanzdirektor Markus Kattner sprach in Zürich von einem zu erwartenden Defizit für den Zyklus bis 2018 von 550 Millionen Dollar. Dies würde die Rücklagen des Weltverbandes von rund 1,5 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2014 um rund ein Drittel reduzieren.

„Wir befinden uns in einem schwierigen ökonomischen Umfeld“, sagte Kattner. Der Druck der juristischen Behörden sei groß. Nur durch die Annahme des Reformpaketes könne neues Vertrauen geschaffen werden, das für den Abschluss notwendiger neuer Sponsorenverträge essenziell sei. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Geldgeber die Zusammenarbeit mit der Fifa beendet.

Mitglieder verabschiedet Reformpaket

11.22 Uhr: Der Kongress hat umfangreiche Reformen verabschiedet. Das Paket mit einer Machtbeschränkung für den Präsidenten und die Exekutivmitglieder erhielt bei der Versammlung die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit.

DFB äußert sich zu Sandrock

10.31 Uhr: Der DFB hat jetzt den Sandrock-Rücktritt bestätigt. Demnach gebe der 59-Jährige sein Amt „auf eigenen Wunsch“ mit sofortiger Wirkung auf. Dies habe Sandrock der amtierenden DFB-Führungsspitze mit den beiden 1. Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball sowie Schatzmeister Reinhard Grindel mitgeteilt. Das Präsidium des DFB nahm den Rücktritt an.

„Es ist einfach guter Stil und üblich, wenn bei einer Neuwahl des Präsidenten des DFB dieser auch die Gelegenheit erhält, dem DFB-Bundestag einen neuen Generalsekretär zur Wahl vorzuschlagen“, wurde Sandrock in der DFB-Mitteilung zitiert. Am 15. April wird Grindel auf einem außerordentlichen Bundestag zum neuen Präsidenten gewählt.

Sandrock war zuletzt in der Affäre um die WM 2006 unter Druck geraten. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie und wann Niersbach und er über die dubiose 6,7-Millionen-Euro-Zahlung des Verbandes an die Fifa erfahren haben.

DFB-Generalsekretär Sandrock tritt zurück

Helmut Sandrock ist als DFB-Generalsekretär zurückgetreten (Archivbild)
Helmut Sandrock ist als DFB-Generalsekretär zurückgetreten (Archivbild) © Imago/Jan Hübner

10.20 Uhr: Während der Fifa-Kongress durch den Geschäftsführende Generalsekretär Markus Kattner aus Deutschland sowie Reden des Interimspräsidenten Issa Hayatou und IOC-Chef Thomas Bach eröffnet wurde, platzt diese Nachricht herein: Der DFB und und sein Generalsekretär Helmut Sandrock gehen getrennte Wege. Nach dpa-Informationen soll die Trennung noch heute offiziell verkündet werden. Sandrock hatte am 2. März 2012 die Nachfolge von Wolfgang Niersbach angetreten, der damals zum DFB-Präsidenten aufgestiegen war. Eigentlich hatte Sandrock Teil der DFB-Delegation in Zürich sein sollen, der 59-Jährige fehlte offiziell aber aus gesundheitlichen Gründen.

Afrikaner und Asiaten noch immer für Blatter

9.46 Uhr: Die afrikanischen Fifa-Mitglieder wollen nach Angaben eines Verbandsvertreters bei der Präsidentschaftswahl geschlossen für Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa stimmen. „Er ist der Beste für die afrikanischen Bedürfnisse“, sagte Simbabwes Verbandschef Phillip Chiyangwa der Deutschen Presse-Agentur vor Beginn des Wahlkongresses. Er bejahte zweimal die vollständige Unterstützung aus Afrika für al Chalifa.

Der scheidende Amtsinhaber besitzt trotz seiner Sechs-Jahre-Sperre durch die Fifa-Ethikkommission weiter noch die Unterstützung aus Afrika. „Er sollte der Präsident sein, seine Amtszeit ist noch nicht vorbei“, sagte Chiyangwa. Auch in Asien hat Blatter noch Unterstützer. Blatter habe viel Gutes für sein Land getan, sagte ein Verbandsvertreter aus Sri Lanka. Der 79 Jahre alte Schweizer sollte beim Kongress anwesend sein.

DFB will Infantino wählen

9.38 Uhr: DFB-Interimspräsident Rainer Koch hat sich erneut für Gianni Infantino als künftigen Fifa-Chef ausgesprochen. „Wir glauben, dass Infantino der richtige Mann ist, um einen Neuanfang zu schaffen“, sagte Koch im Bayerischen Rundfunk. Der Schweizer Infantino sei „bestens mit den Interessen des europäischen Fußballs vertraut, und er kann diese dann auch am besten einbringen. Und es ist wichtig, dass wir die Führung des Weltfußballverbandes aus der europäischen Perspektive mitgestalten“, erklärte Koch.

Kritisch sieht der DFB die Kandidatur von Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa. Er habe sich nicht deutlich genug von den Menschenrechtsverletzungen in Bahrain in den letzten Jahren distanziert, meinte Koch. Sollte al Chalifa gewählt werden, müsse er ein ganz deutliches Bekenntnis in Sachen Menschenrechte abgeben.

Der andere DFB-Interimschef Reinhard Rauball sagte im ARD-"Morgenmagazin", Infantino sei nicht mit dem System Blatter groß geworden. Er habe bei der Uefa als Generalsekretär unter Beweis gestellt, „dass er die Fähigkeiten gewonnen hat, ein so hohes Amt auszuüben, das steht für mich unstreitig fest. Er hat hohe Qualitäten, und das ist der Grund, warum wir ihn auch wählen werden.“

Groteske Pro-Scheich-Demo in Zürich

9.07 Uhr: Vor dem außerordentlichen Kongress haben sich gut zwei Dutzend Demonstranten für Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa als nächsten Fifa-Chef ausgesprochen. Auf Papptafeln standen Slogans wie „Fifa ist sicher mit Salman“ oder „Wählt den sauberen Mann“.

Wo kommen die denn her? Vor dem Fifa-Kongress in Zürich haben Demonstranten für eine Wahl des
Wo kommen die denn her? Vor dem Fifa-Kongress in Zürich haben Demonstranten für eine Wahl des "sauberen" Kandidaten Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa geworben © dpa

Die Mehrzahl der Männer kam nach eigenen Angaben aus Bahrain, der Heimat von Scheich Salman. Einer der Demonstranten sagte, er sei Menschenrechtsaktivist. Dieser versuchte zu unterbinden, dass andere Demonstranten mit anwesenden Journalisten sprechen. Unklar war, ob alle Beteiligten tatsächlich hinter den Botschaften standen. Ein Mann aus dem Senegal sagte, ihm sei der Inhalt der Demonstration egal.

Vor dem Kongress war besonders aus Deutschland und England Kritik an dem Cousin des Königs von Bahrain laut geworden. Er soll bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung 2011 oppositionelle Fußballer denunziert haben. Scheich Salman bestreitet dies. Nichtregierungsorganisationen wie Reporter ohne Grenzen hatten gegen eine Wahl von Scheich Salman protestiert.

Blatter: "Ich werde immer ein Präsident sein"

8.50 Uhr: Auch nach der Verkürzung seiner Sperre von acht Jahren auf sechs Jahre hat Sepp Blatter keine Ambitionen mehr auf eine aktive Position im Fußball. „Genug ist genug“, sagte er der New York Times. "Ich werde immer ein Präsident sein.“ Nachdem die Fifia-Berufungskommission den Bann von Uefa-Chef Michel Platini und Blatter um zwei Jahre verringert hatte, könnten diese theoretisch eine aktive Rolle bei der WM 2022 in Katar übernehmen.

Für die Wahl eines Nachfolgers beim außerordentlichen Kongress will sich Blatter für keinen der fünf Kandidaten aussprechen. Allerdings nahm er den Bahrainer Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa gegen die Kritik von Menschenrechtsorganisationen in Schutz.

Diese Anschuldigungen wegen der Rolle des Fifa-Vizepräsidenten bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Bahrain im Jahr 2011 sollten diesen „diskreditieren“, erklärte Blatter. „Sein Land ist ein Königreich, also geht es dort anders zu.“ Zudem fragte er, ob europäische Länder „immer sauber sind, wenn es um Menschenrechte geht?“