Berlin/Hamburg. Sechs Jahre nach dem harten Foul an Michael Ballack thematisiert Kevin-Prince Boateng erneut das WM-Aus für den damaligen DFB-Kapitän.

Es gibt nicht viele Menschen, die mit gerade einmal 28 Jahren auf die Idee kommen würden, eine Biografie zu verfassen. Kevin-Prince Boateng allerdings hat schon so einiges erlebt, weshalb der Fußball-Profi nun sein erstes Buch über seinen bisherigen Karriereweg veröffentlicht. Und welches Thema in dem Werk "Ich Prince Boateng. Mein Leben. Mein Spiel. Meine Abrechnung" nicht fehlen darf, ist natürlich die Auseinandersetzung mit Michael Ballack.

Im Vorfeld der WM 2010 hatte Boateng in Diensten des FC Portsmouth im englischen FC-Cup-Finale Ballack derart rüde gefoult, dass der damalige Chelsea-Spieler und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft die Endrunde in Südafrika verpasste. Die Diagnose für Ballack fiel nach dem Tritt gegen sein Sprunggelenk vernichtend aus: Syndesmosebandriss. Boatengs folgenschweres Foul beherrschte die Schlagzeilen, war wenig später allerdings fast vergessen: Denn ohne Ballack trumpfte das DFB-Team überraschend auf und stürmte auf den dritten Platz.

Boateng: Es gab positive deutsche Reaktionen

Sechs Jahre später macht Boateng seinen Fehltritt in dem Buch aber erneut zum Thema - und tritt dabei verbal gegen Ballack nach. "Die Ironie dieser Geschichte: Ich habe Nachrichten von deutschen Nationalspielern bekommen mit dem Tenor: 'Gut, dass er nicht dabei ist.' Es soll im deutschen Lager einige gegeben haben, die sich klammheimlich darüber freuten, dass Ballack nicht dabei war. Sein Standing in der Mannschaft war weiß Gott nicht gut. Keinen freute es, dass er sich verletzt hat, mich am wenigsten, aber viele fanden 'ohne Ballack' sogar die bessere Option“, schreibt Ballack in seinem Buch, über das die Bild-Zeitung in Auszügen berichtet.

Da war das WM-Aus besiegelt: Michael Ballack humpelt am 17. Mai 2010 in München an Krücken
Da war das WM-Aus besiegelt: Michael Ballack humpelt am 17. Mai 2010 in München an Krücken © Imago/ActionPictures

Boateng beklagte, dass er Morddrohungen erhalten habe. Dabei sei das Foul nicht so dramatisch gewesen, betonte das Enfant terrible, das nach seinem unrühmlichen Abschied beim FC Schalke 04 inzwischen wieder für den AC Mailand spielt. Eine Aussprache mit Ballack, der nach der Verletzung nie wieder für die Nationalelf spielte, hatte es seitdem nicht gegeben. "Man setzt sich nur mit jemandem zusammen, wenn es ein Freund ist oder eine Person, die einem wichtig ist. Ballack ist mir nicht wichtig, ich bin ihm nicht wichtig“, sagte Boateng im Interview der Sport Bild.

Boateng will sich damals entschuldigt haben

In der unmittelbaren Debatte um das Foul hatte Boateng im Sommer 2010 wiederholt betont. dass er sich während des Pokalspiels "zweimal bei Michael Ballack entschuldigt“ habe "und danach öffentlich ein drittes Mal“. Die Aktion sei "kein Revanchefoul“ gewesen. "Ich möchte mich nicht in eine Opferrolle bringen, nur möchte ich sachliche Kritik“, meinte Boateng damals.

Sogar Ballacks Teamkameraden vom FC Chelsea hätten ihn unterstützt. "Ich habe mit zwei, drei Spielern Kontakt gehabt. Sie sagen, so ein Foul kann passieren, und ich solle mir das alles, was berichtet wird, nicht zu Herzen nehmen. Das war keine Absicht." Nach dem Foul kam es sogar zum Streit zwischen Boateng und seinem jüngeren Halbbruder Jerome, der auch damals schon für die deutsche Nationalmannschaft auflief. Die Unstimmigkeiten wurden später allerdings ausgeräumt.