Der verletzte Kapitän der DFB-Elf warnt die deutschen Fans vor zu großen WM-Hoffnungen. Dagegen übt Kevin-Prince Boateng neue Kritik.

Hamburg. Michael Ballack hat nach seinem WM-Aus aufgrund einer Verletzung im Sprunggelenk vor zu hohen Erwartungen an die Deutsche Nationalmannschaft gewarnt. "Unsere Mannschaft muss am Limit spielen, um in der K.-o.-Runde große Nationen zu schlagen. Das war vor meinem Ausfall so, das ist jetzt immer noch so“, sagt der verletzte Kapitän der DFB-Elf einem Interview mit dem "stern".

Ballack hält alle drei Vorrundengegner (Australien, Ghana, Serbien) für unangnehme Mannschaften, traut seinem Team aber gleichzeitig eine Überraschung in Südafrika zu: "Bundestrainer Joachim Löw wird das Optimum rauskitzeln, davon bin ich überzeugt. Bei den letzten Turnieren wurden wir Zweiter und Dritter, warum soll so etwas nicht wieder klappen?“, fragt der 33-Jährige.

Während der 98-malige Nationalspieler bei seinem Verein FC Chelsea London vor einer ungewissen Zukunft steht, sieht er im DFB-Dress eine Zukunft. Ballack könne sich gut vorstellen, die Europameisterschaft 2012 zu spielen, verrät er in dem am Donnerstag erscheinenden Interview.

Unterdessen hat Kevin-Prince Boateng seine Vorwürfe gegen Ballack erneuert. Der für den FC Portsmouth spielende Boateng hatte den Profi vom FC Chelsea im englischen Cupfinale gefoult. Ballack musste daraufhin seine WM-Teilnahme verletzt absagen . Eineinhalb Wochen nach dem folgenschweren Tritt klagte Boateng in der „Sport-Bild“ und wittert eine Kampagne gegen seine Person.

„Was passiert, geht zu weit. Einige haben es geschafft, dass meine Familie in die ganze Angelegenheit mit reingezogen worden ist und ein böses Feindbild gezeichnet wurde. Auf der anderen Seite verharmlosen und verheimlichen einige die Ohrfeige von Michael Ballack. Selbst meine öffentliche Entschuldigung Montag vor einer Woche wird plötzlich unter den Tisch fallen gelassen. Da sind Grenzen überschritten worden“, erklärte Boateng.

Der frühere Profi von Hertha BSC betonte, dass er sich während des FA-Cup-Endspiels „zweimal bei Michael Ballack entschuldigt“ habe „und danach öffentlich ein drittes Mal“. Die Aktion im englischen Cup- Endspiel sei „kein Revanchefoul“ gewesen. „Ich möchte mich nicht in eine Opferrolle bringen, nur möchte ich sachliche Kritik“, meinte Boateng.

Boateng erzählte, dass ihn sogar Ballacks Teamkameraden vom FC Chelsea unterstützt haben. „Ich habe mit zwei, drei Spielern Kontakt gehabt. Sie sagen, so ein Foul kann passieren, und ich solle mir das alles, was berichtet wird, nicht zu Herzen nehmen. Das war keine Absicht.“

Kevin-Prince Boateng, Halbbruder des deutschen Nationalspielers Jérôme Boateng vom Hamburger SV, ist noch ohne Einsatz für Ghana. In der Vergangenheit spielte Boateng für die deutsche U-21-Auswahl, entschloss sich aber im Gegensatz zu Jérôme sportlich für das Land ihres Vaters. Kürzlich machte der Fußball-Weltverband FIFA mit der Spielberechtigung den Weg für den Mittelfeldspieler frei. Ghana trifft am 23. Juni (20.30 Uhr) in Johannesburg auf Deutschland.