Lausanne/Paris. CAS wehrt Einspruch des Uefa-Präsidenten gegen seine Sperre ab. Damit verpasst der Franzose auch die EM-Auslosung in seiner Heimat.

Das sensationelle Comeback von Michel Platini beim Auslosungs-Heimspiel in Paris findet nicht statt. Nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS bleibt der Uefa-Präsident wegen der Anschuldigungen im Fifa-Korruptionsskandal suspendiert und kann somit nicht wie von ihm noch bis zum Freitag erhofft an der EM-Loszeremonie am Sonnabend teilnehmen. Auch die Fortführung der Fifa-Präsidentschaftskandidatur liegt weiter auf Eis.

Kommentar: „Blattini“ ist nur noch peinlich

Die Sportrichter in Lausanne wiesen den Einspruch Platinis gegen die 90-Tage-Sperre durch die Fifa-Ethikkommission ab. Die Sanktion führe „zu diesem Zeitpunkt nicht zu irreparablem Schaden für Michel Platini“, hieß es in der Urteilsbegründung der drei CAS-Richter, zu denen auch der deutsche Professor Ulrich Haas gehörte.

Korruptions-Urteil steht aus

In der Sache selbst urteilten die Juristen gar nicht. Ob Platini durch die Annahme der umstrittenen Zwei-Millionen-Franken-Zahlung von Fifa-Chef Joseph Blatter im Jahr 2011 gegen die Ethikregeln des Fußball-Weltverbandes verstoßen oder sich gar der Korruption schuldig gemacht hat, war für den CAS nicht die Fragestellung. Dies wird die rechtssprechende Kammer der Fifa-Ethikkommission um ihren deutschen Chef Hans-Joachim Eckert entscheiden - vermutlich am 21. Dezember.

Zuvor steht für Platini am 18. Dezember noch eine Anhörung vor dem Gremium an. Einen Tag vorher wird der ebenfalls suspendierte Blatter vor den Ethikhütern aussagen müssen. Der Schweizer hatte im Gegensatz zu Platini auf einen Einspruch gegen die provisorische Sperre beim CAS verzichtet und ist somit ebenso unverändert suspendiert.

Von der Uefa hieß es lediglich, man nehme die Entscheidung zur Kenntnis. Die Fifa teilte mit, man stelle mit der Entscheidung fest, „dass das CAS das Verfahren der unabhängigen Ethikkommission anerkannt hat“.

Wichtige Termine für Fifa und Uefa

Dezember

Zürich: planmäßige Sitzung der Fifa-Exekutive

6. Januar

Zürich: letzter Tag der aktuellen Sperre gegen Blatter und Platini (Bann kann bis 20. Februar verlängert werden)

11. Januar

Zürich: Verleihung des Ballon d'Or (Weltfußballer)

26. Februar

Zürich: Außerordentlicher Fifa-Wahl-Kongress

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Sperre darf nicht verlängert werden

Einen letztlich unerheblichen Teilerfolg erzielte Platini. Den Fifa-Ethikhütern wurde untersagt, die bis zum 5. Januar laufende Sperre gegen Platini zu verlängern, da dann ein Schaden für den 60-Jährigen eintrete. Er könnte wegen Fristversäumnis nicht wie erhofft zur Fifa-Präsidentschaftswahl am 26. Februar zugelassen werden. Dies ist aber ohnehin hinfällig, da zuvor das endgültige Urteil ansteht. Wird Platini dann gesperrt, ist der nächste Gang des einstigen Weltklasse-Fußballers vor den CAS garantiert.

Die Fifa-Ethikkommission hatte Platini am 7. Oktober für drei Monate für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt. Hintergrund ist die dubiose Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Jahr 2011 durch Blatter. Das Funktionärs-Duo behauptet, es habe sich bei der Überweisung um eine Begleichung ausstehender Honorare für Platini als Fifa-Berater aus den Jahren 1998 bis 2002 gehandelt.

Die ermittelnde Kammer des Fifa-Ethikkomitees hat Strafen gefordert. Die Länge hängt von der Einschätzung der Richter ab. Sehen sie in der Zahlung eine Bestechung, müssten Blatter und Platini lebenslang ausgeschlossen werden. Kurz nach der Überweisung hatte sich der Franzose als Chef des Europa-Blocks für eine Wiederwahl Blatters zum Fifa-Boss ausgesprochen.

Die Sperren der Fifa-Ethikkommission

17. November 2010

Amos Adamu (drei Jahre), Reynald Temarii (ein Jahr, Geldstrafe in Höhe von 4500 Euro)

17. Dezember 2012: Mohamed bin Hammam (lebenslang)

30. April 2013: Vernon Manilal Fernando (erst acht Jahre, danach lebenslang),

13. Juni 2014

Franz Beckenbauer (provisorische 90-Tage-Sperre, widerrufen am 27. Juni 2014)

15. Oktober 2014

Ganbold Buyannemekh (fünf Jahre)

4. November 2014

Ganesh Thapa (provisorische 120-Tage-Sperre, verlängert um 90 Tage am 20. März 2015)

10. November 2014

Edmond Bowen (drei Jahre)

27. November 2014

Alberto Colaco (drei Jahre)

12. Mai 2015

Reynald Temarii (acht Jahre)

27. Mai 2015

Jeffrey Webb, Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Jack Warner, Eugenio Figueredo, Rafael Esquivel, José Maria Marin, Nicolás Leoz, Daryll Warner, Chuck Blazer (alle provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

28. Mai 2015

Aaron Davidson (provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

1. Juni 2015

Enrique Sanz, Jean Guy Blaise Mayolas, Badji Mombo Wantete (alle provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

6. Juli 2015

Harold Mayne-Nicholls (sieben Jahre)

9. Juli 2015

Chuck Blazer (lebenslang)

29. September 2015

Jack Warner (lebenslang)

8. Oktober 2015

Joseph S. Blatter (provisorisch für 90 Tage)Michel Platini (provisorisch für 90 Tage gesperrt)Jerome Valcke (provisorisch für 90 Tage gesperrt)Chung Mong-Joon (sechs Jahre plus 100.000 Schweizer Franken Geldstrafe)


 

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