Zürich/New York. US-Ermittler schlagen erneut Stunden vor einer Krisensitzung zu. Fifa-Chef Sepp Blatter bleibt offenbar auf freiem Fuß. Wie lange noch?

Es ist eine neue Welle von Verhaftungen. Und wieder kamen die Ermittler, noch bevor im feinen Zürich die Sonne aufging und wenige Stunden vor einer weiteren Krisensitzung des Weltfußballverbandes. Wie die "New York Times" berichtet, gibt es neue Verhaftungen bei der Fifa, wieder im Nobelhotel Baur au Lac. Die Fifa hat eine Polizei-Aktion am frühen Donnerstagmorgen im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen Funktionäre bestätigt. „Wir haben Kenntnis von den Aktionen, die heute vom US-Justizministerium durchgeführt wurden“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Die Schweizer Justiz hat die Festnahme von zwei weiteren Fifa-Funktionären offiziell bestätigt. Sie seien am Donnerstagmorgen auf Antrag der US-Justiz in Zürich in Auslieferungshaft genommen worden. Den Funktionären werde vorgeworfen, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben. Nun hat das Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) bestätigt, dass es sich um die Vizepräsidenten Juan Angel Napout (Paraguay) und Alfredo Hawit Banegas (Honduras) handelt. Dem Bundesamt zufolge widersetzen sich die beiden Fußball-Funktionäre der Auslieferung in die USA. Die USA kann nun innerhalb von 40 Tagen einen Auslieferungsersuch stellen. Sobald diese Ersuchen eingetroffen sind, werde das Auslieferungsverfahren weitergeführt, hieß es vom BJ.

Die Polizei habe das Hotel um 6 Uhr am Morgen durch einen Seiteneingang betreten, berichtete die Zeitung. Die Beamten suchten demnach nach Funktionären, denen unter anderem Geldwäsche und Betrug vorgeworfen wird. Nach Augenzeugenberichten wurden um kurz nach 6 Uhr mehrere Personen mit einem Kleinbus aus der Tiefgarage des Hotels gefahren. In dem Hotel hatte es bereits Ende Mai am Rande einer Fifa-Sitzung Durchsuchungen gegeben. Mehrere Funktionäre waren damals festgenommen worden.

US-Justiz ermittelt gegen 16 weitere Funktionäre

US-Justizministerin Loretta Lynch gab am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Washington bekannt, dass zudem gegen 16 weitere hochrangige Fußball-Funktionäre. Darunter sind der ehemalige Vizepräsident des Weltverbandes, Ricardo Teixeira, der frühere brasilianische Verbandspräsident Marco Polo del Nero und das ehemalige Fifa-Exekutivmitglied Rafael Salguero aus Guatemala.

Alfredo Hawit Banegas (m.) gehört zu einem der beiden festgenommenen Fifa-Funktionären in Zürich
Alfredo Hawit Banegas (m.) gehört zu einem der beiden festgenommenen Fifa-Funktionären in Zürich © dpa | Patrick Seeger

Juan Angel Napout ist der zweite der beiden am Donnerstag festgenommenen Fifa-Funktionäre in Zürich in der Schweiz
Juan Angel Napout ist der zweite der beiden am Donnerstag festgenommenen Fifa-Funktionäre in Zürich in der Schweiz © Reuters | JORGE ADORNO

Reformpaket bewilligt

Das Fifa-Exekutivkomitee hat unterdessen ein umfassendes Reformpaket bewilligt und den Weg für eine Neuorganisation der Führungsspitze im skandalumwitterten Fußball-Weltverband frei gemacht. Der Präsident und die Mitglieder eines neu geschaffenen Councils dürfen maximal zwölf Jahre im Amt sein. Die Vergütung der Funktionäre wird jährlich öffentlich gemacht. Das Council mit 36 Mitgliedern tritt an die Stelle des mächtigen Exekutivkomitees und soll eine Art Aufsichtsrat bilden. Dies erfuhr die dpa kurz nach Sitzungsende am Donnerstag aus Fifa-Kreisen.

„Eine Entscheidung über die Erhöhung des WM-Teilnehmerfeldes ab 2026 ist nicht getroffen worden. Es war erkennbar, dass sich besonders die asiatischen und afrikanischen Vertreter dafür einsetzten. Das Thema wurde zunächst zur weiteren Prüfung an die Administration gegeben“, teilte der deutsche Fifa-Vertreter Wolfgang Niersbach in einem schriftlichen Statement noch vor dem offiziellen Sitzungsende mit. Die letzte Entscheidung über die Reform trifft der Fifa-Kongress am 26. Februar.

Der inzwischen suspendierte Fifa-Präsident Joseph Blatter befand sich demnach nicht unter den festgenommenen Funktionären. Er hat, wie zuletzt berichtet, augenscheinlich ernsthafte gesundheitliche Probleme.