Hamburg. Brasiliens Boss räumt seinen Posten. Wahl des Argentinien-Chefs kurios geplatzt. Inhaftierter Ex-Präsident Boliviens will aussagen.

Nächste Runde beim großen Fifa-Aufräumen: Der Skandal um den Fußball-Weltverband erfasst nun vor allem Südamerika mit voller Wucht.

Am Donnerstag wurden die Exko-Mitglieder Juan Ángel Napout aus Paraguay und Alfredo Hawit aus Honduras von der Schweizer Justiz festgenommen. Es geht um Bestechung in Millionenhöhe. Sie sollen in die USA ausgeliefert werden. Am Abend wurde zudem bekannt, dass das US-Justizministerium gegen 16 weitere hochrangige Fußball-Funktionäre ermittelt. Darunter der ehemalige Vizepräsident des Weltverbandes, Ricardo Teixeira, der frühere brasilianische Verbandspräsident Marco Polo del Nero und das ehemalige Fifa-Exekutivmitglied Rafael Salguero aus Guatemala.

Internationale Haftbefehle wurden außerdem gegen den Generalsekretär des südamerikanischen Verbands CONMEBOL, den Argentinier José Luis Meiszner, und seinen Landsmann und Vorgänger Eduardo Deluca erlassen.

FIFA-Skandal: Ermittlungen gegen 16 weitere Fußballfunktionäre

Abendblatt.de hält Sie auf dem Laufenden:

Anhörung von Blatter und Platini vor Weihnachten?

14.10 Uhr: Der suspendierte Fifa-Boss Sepp Blatter und der ebenfalls vorläufig gesperrte Uefa-Chef Michel Platini sollen in der Woche vor Weihnachten von den Ethikrichtern angehört werden. Die Befragung der Top-Funktionäre ist offenbar zwischen dem 16. und 18. Dezember in Zürich geplant. Eine offizielle Bestätigung für den Termin gibt es aber noch nicht. Dem Duo drohen lebenslange Sperren für alle Fußball-Ämter.

Die ermittelnde Kammer der Ethikkommission hatte eine Bestrafung wegen einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Franken von Blatter an Platini gefordert. Beide bestreiten jedes Fehlverhalten und erklären die Überweisung im Jahr 2011 als Honorarzahlung für Platini für Beratertätigkeiten aus den Jahren 1998 bis 2002 bezeichnet.

Mit einem Urteil durch den deutschen Fifa-Richter Hans-Joachim Eckert wird wenige Tage nach der Anhörung gerechnet. Entscheidend wird sein, ob der Jurist die Zahlung als Korruptionsversuch wertet. Dann müssten beide lebenslang gesperrt werden. Platini hatte sich kurz nach der Überweisung für eine Wiederwahl Blatters als Fifa-Chef stark gemacht.

Die Sperren der Fifa-Ethikkommission

Europa-Clubs kritisieren Fifa-Reform

14 Uhr: Die europäische Club-Vereinigung ECA hat mit scharfer Kritik auf das Reformpaket der Fifa reagiert. „Die Reformvorschläge zeigen, dass die ECA Recht hatte zu glauben, dass ein Reformprozess von innen kein nachhaltiges Regierungs-Modell liefern kann, das dem 21. Jahrhundert gerecht wird“, teilte die ECA in einer Stellungnahme mit und schickte eine Warnung an die Fifa: „Die Vereine sind nicht bereit, weiter ignoriert zu werden.“

Die Vereinigung vermisse eine größere Berücksichtigung der Fußball-Anteilseigner. „Vereine haben das legitime Recht eine entscheidende Rolle in der Fußball-Regierung zu spielen. Es muss anerkannt werden, dass Vereine stark in die Entwicklung der Spieler investieren und diese den Verbänden zur Verfügung stellen“, so die ECA.

Darüber hinaus sei die Empfehlung des Komitees, das WM-Teilnehmerfeld von 32 auf 40 Vereine aufzustocken, der Beweis, dass die vorgeschlagenen Reformen nicht dem Standard für eine neue, moderne FIFA gerecht werden.

Inhaftierter Ex-Präsident will aussagen

11.26 Uhr: Der ehemalige Präsident des bolivianischen Fußballverbandes, Carlos Chávez, will in den Korruptionsermittlungen gegen die Fifa aussagen. Dies teilte Chávez in einer Email an das Sportmagazin „Facetas Deportivas“ mit. Das US-Justizministerium hat gegen den ehemaligen Schatzmeister des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL Anklage erhoben. Chávez sitzt derzeit eine Gefängnisstrafe wegen Wirtschaftskriminalität in Bolivien ab.

Honduras kennt keine Gnade für Ex-Staatschef

11.09 Uhr: Honduras hat versprochen, bei der Auslieferung des im Korruptionsskandal beschuldigten Ex-Staatschefs Rafael Leonardo Callejas mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten. Niemand stehe über dem Gesetz, betonte die Regierung von Präsident Juan Orlando Hernández. Callejas war von 1990 bis 1994 Präsident des mittelamerikanischen Landes und stand bis August an der Spitze des honduranischen Fußballverbands Fenafuth. Er ist einer von 16 vom US-Justizministerium angeklagten hochrangigen Fußball-Funktionären. Auch sein Nachfolger als Verbandschef, Alfredo Hawit, zählt zu den Beschuldigten.

Wahl des Argentinien-Chefs kurios geplatzt

10.54 Uhr: Die Wahl des neuen Vorsitzenden des argentinischen Verbandes AFA ist gescheitert. Bei der Abstimmung wurden am Donnerstagabend (Ortszeit) 76 Stimmzettel für die nur 75 zur Wahl zugelassenen Vereine abgegeben. Die Wahl wurde für ungültig erklärt.

Um die Nachfolge des Ende Juli 2014 verstorbenen, langjährigen AFA-Präsidenten Julio Grondona bewerben sich AFA-Interimspräsident Luis Segura und der TV-Moderator Marcelo Tinelli, Vizepräsident des Erstligisten San Lorenzo. Segura zufolge soll in den kommenden Tagen ein neuer Wahltermin festgelegt werden.

Tinelli hatte sich als Erneuerer des Fußballverbands vorgestellt. Er moderiert seit Jahren die erfolgreichste TV-Show in Argentinien. Segura war mehrere Jahre lang ein enger Mitarbeiter Grondonas und übernahm nach dessen Tod vorübergehend das Amt des Vorsitzenden bis zur Wahl. Grondona hatte den Verband 36 Jahre lang geführt. Er war auch von 1988 bis zu seinem Ableben Fifa-Vizepräsident.

Perus Burga weist Anschuldigungen zurück

10.18 Uhr: Manuel Burga, einer der 16 neuen Verdächtigen im Korruptionsskandal, hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. „Ich bestreite, dass ich Schmiergeld bekommen habe“, sagte der ehemalige Präsident des peruanischen Verbandes FPF dem Radiosender RPP. Er habe keine Informationen zu den Anschuldigungen erhalten, die Vorwürfe müssten erstmal bewiesen werden, sagte Burga weiter. Er habe seine Anwälte beauftragt, die genauen Vorwürfe gegen ihn zu prüfen. Der 58-Jährige war im vergangenen Dezember aufgrund öffentlichen Drucks von seinem Amt zurückgetreten.

Brasiliens Boss räumt seinen Posten

9.52 Uhr: Brasiliens Verbandschef Marco Polo del Nero hat nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn seinen Posten vorübergehend geräumt. Del Nero habe seine Beurlaubung beantragt, um sich auf seine Verteidigung zu konzentrieren, teilte der CBF mit. Der Verbandschef sei von seiner absoluten Unschuld überzeugt, hieß es weiter. CFB-Vizepräsident Marcus Antônio Vicente werde bis auf weiteres seine Aufgaben übernehmen.

Warum Lynch Anklage erheben kann

9.30 Uhr: Loretta Lynch ist derzeit Justizministerin der USA. Weil das Justizsystem in den USA anders aufgebaut und organisiert ist als beispielsweise in Deutschland, ist sie gleichzeitig auch Generalstaatsanwältin ihres Landes und somit oberste Chefanklägerin. Sie vertritt die USA in allen Rechtsangelegenheiten, wenn es sein muss auch vor dem obersten Gericht. Ihr Amt nennt sich offiziell „Attorney General“ und ist aus deutscher Sicht gesehen eine Art Mischung aus Innenminister, Justizminister und Generalbundesanwalt.

Offiziell eröffnet werden muss eine Klage in den USA aber trotzdem von einem Gericht. Im Fall des Fifa-Korruptionsskandals ist das der Eastern District Court in New York.

Fifa-Skandale unter Joseph S. Blatter