Torjubel bei Özil, Gomez, Podolski und sogar Westermann und Khedira. Doch ein Schütze muss sich als Aushilfs-Maradona verhöhnen lassen.

Zugegeben: Nicht alle deutsche Fußball-Stars hatten in den europäischen Top-Ligen am Wochenende Grund zum Jubeln. Aber mit insgesamt sechs Treffern aktueller und ehemaliger Nationalspieler steht "Made in Germany" ganz gut da. Abendblatt.de fasst die Ereignisse in der Primera División, der Premier League, der Seria A sowie der Ligue 1 und Süper Lig zusammen.

Spanien

Der spanische Erstligist FC Valencia um Weltmeister Shkodran Mustafi findet in der Primera División einfach nicht in die Erfolgsspur. Der Champions-League-Teilnehmer unterlag am 7. Spieltag bei Athletic Bilbao mit 1:3 (1:1) und hat als Neunter weiter drei Punkte Rückstand auf die Europa-League-Plätze. Verteidiger Mustafi kam über die volle Spielzeit zum Einsatz.

Durch Daniel Parejo (20.) war Valencia zunächst in Führung gegangen, Aymeric Laporte (34.), Markel Susaeta (60.) und Aritz Aduriz (69.) drehten das Spiel jedoch.

Derweil legte Ex-Nationalspieler Heiko Westermann mit einem Traumtor die Basis für den 2:0 (1:0)-Sieg von Betis Sevilla bei Rayo Vallecano. Der ehemalige Hamburger Bundesliga-Profi setzte in der 20. Minute zu einem Sololauf über 60 Meter an, spielte mit Teamkollege Ruben Castro am Strafraum Doppelpass und vollstreckte zum 1:0. Castro (61.) traf zum Endstand.

Die spanische Sporttageszeitung "Marca" erhob Westermann anschließen zum neuen Leader bei Betis. Mit dem "sehr zuverlässigen Deutschen" habe die Betis-Defensive endlich ihre Stabilität zurückgewonnen.

Sein letztes Meisterschaftstor hatte Westermann am 27. April 2014 für den HSV gegen den FC Augsburg (1:3) erzielt. Nicht im Kader von Betis stand der verletzte Ex-Hamburger Rafael van der Vaart.

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Toni Kroos hat derweil mit Real Madrid im Stadtduell bei Atlético einen wichtigen Sieg und die Tabellenführung verpasst. Die Königlichen, bei denen Kroos in der Zentrale über 90 Minuten spielte, kamen im Estadio Vicente Calderón nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Real-Keeper Keylor Navas rettete den Gästen einen Punkt und bewahrte sie vor der ersten Saisonniederlage.

Der Argentinier Luciano Vietto (83.) glich die Real-Führung von Karim Benzema (9.) aus. Atléticos Antoine Griezmann war in der ersten Halbzeit mit einem Elfmeter an Navas gescheitert (22.), Sergio Ramos hatte zuvor Tiago gefoult.

Real liegt in der Tabelle mit 15 Punkten auf Platz zwei, punktgleich mit Celta Vigo und dem FC Barcelona. Spitzenreiter bleibt überraschend der FC Villarreal trotz der 0:1 (0:0)-Niederlage bei UD Levante. Barça hatte bereits am Samstag nach fünf Aluminium-Treffern beim FC Sevilla 1:2 verloren - der schwächste Saisonstart der Katalanen seit zwölf Jahren ist damit perfekt.

England

Das deutsche Arsenal-Duo Per Mertesacker und Mesut Özil hat das Weltmeister-Duell mit Bastian Schweinsteiger und Manchester United deutlich für sich entschieden. Die Gunners besiegten am Sonntag in der englischen Premier League die Red Devils mit 3:0 (3:0). Der überragende Özil stellte mit einem Tor und einer Vorlage Uniteds Schweinsteiger klar in den Schatten.

Noch besser machte es Sergio Agüero, der Manchester City mit fünf Toren zurück an die Spitze schoss. Star-Trainer José Mourinho steht beim FC Chelsea nach der Pleite gegen Southampton enorm unter Druck. Liverpool trennte sich am Sonntagabend von Coach Brendan Rodgers.

Fand gegen ManUnited die Lücke: Mesut Özil (r.)
Fand gegen ManUnited die Lücke: Mesut Özil (r.) © Getty Images

Vor der Reise zur deutschen Nationalmannschaft nach Frankfurt war es Özil, der in der sechsten Minute mit einem Pass an den Fünfmeterraum die Führung vorbereitete. Alexis Sanchez vollendete am kurzen Pfosten mit der Hacke. Nur eine Minute später erhöhte der ehemalige Star von Real Madrid nach einem Pass von Theo Walcott auf 2:0. Sanchez sorgte bereits nach 19 Minuten für klare Verhältnisse. Bei seinem Schuss aus rund 16 Metern ließ er Torhüter David De Gea keine Chance.

Die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal wirkte vor allem in der ersten Halbzeit überfordert. Schweinsteiger, der 90 Minuten durchspielte, hatte im Mittelfeld bei den schnellen Arsenal-Angriffen große Schwierigkeiten. Nach dem Seitenwechsel war United zwar überlegen, ein Tor gelang aber nicht mehr.

Per Mertesacker bejubelt den Sieg
Per Mertesacker bejubelt den Sieg © Getty Images

Arsenal verteidigte die Führung, Özil wurde bei seiner Auswechslung in der 75. Minuten von den Fans mit Ovationen gefeiert. In der Tabelle sind die Nord-Londoner mit 16 Punkten nun Zweiter, zwei Tore besser als Manchester United.

Davon ist Chelsea-Coach Mourinho im Moment weit entfernt. Nach dem schlechtesten Saisonstart des FC Chelsea seit 37 Jahren hielt er ein flammendes Plädoyer in eigener Sache. Trotzig und in der ihm eigenen Bescheidenheit schloss der 52 Jahre alte Star-Trainer des böse abgestürzten englischen Meisters einen Rücktritt kategorisch aus. „Chelsea kann keinen besseren Manager haben als mich. Wenn der Verein mich entlässt, entlassen sie den besten Trainer, den sie je hatten“, sagte Mourinho nach dem 1:3 am Samstag gegen den FC Southampton.

Nach der Niederlage gegen den Mittelklasse-Club verschwand Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch enttäuscht aus dem Stadion. Als besonders zimperlich gilt der russische Milliardär nicht gerade, wenn es um Trainerentlassungen geht. Mourinho musste 2007 bei seinem ersten Chelsea-Intermezzo auch diese Erfahrung machen, als er wenige Wochen nach Saisonbeginn im September seine Sachen packen musste. Im Sommer 2013 kehrte „The Special One“ zurück und führte den FC Chelsea in der vergangenen Saison zum Titel in der Premier League.

In dieser Spielzeit geht aber praktisch gar nichts. „Chelseas teuflischer Start in die Saison kann sicher nicht länger als bloßer Ausrutscher erklärt werden“, schrieb „The Independent“. Mourinho, dessen Team nach acht Spielen mit mickrigen acht Punkten und 12:17 Toren auf dem 16. Platz dümpelt, stellte den Verein in seinem „Schlusspfiff-Verdikt“ (Homepage FC Chelsea) vor die Wahl: Unterstützt mich oder feuert mich.

„Auf gar keinen Fall werde ich zurücktreten, auf gar keinen Fall“, betonte Mourinho. „Wenn der Club mich entlassen will, müssen sie mich entlassen. Ich werde so lange bleiben, bis der Eigentümer Roman Abramowitsch kommt und sagt: José, es ist genug“, sagte Mourinho. In Sachen Eigen-PR legte er auch noch nach: Es gebe viele Trainer, die sein Niveau hätten. „Aber niemand ist besser als ich.“

Der FC Liverpool hat dagegen bereits reagiert. Nach dem 1:1 im Derby beim FC Everton entließ der Verein von Nationalspieler Emre Can am Sonntagabend Trainer Brendan Rodgers mit sofortiger Wirkung. Mit Platz zehn in der Liga hinkt der Verein den eigenen Ansprüchen weit hinterher. „Es ist eine schwere Entscheidung, aber wir glauben, dass wir so die beste Chance auf Erfolge auf dem Spielfeld haben“, wird Club-Eigentümer John W. Henry in einer Pressemitteilung zitiert. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

Entschärft hat sich dagegen die Lage bei Manchester City. Sergio Agüero führte die Citizens nach zuletzt zwei Niederlagen in der Premier League mit fünf Treffern zwischen der 42. und 62. Minute beim 6:1-Sieg über Newcastle United zurück an die Tabellenspitze. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er macht Tore aus dem Nichts“, sagte der Ex-Wolfsburger Kevin De Bruyne. Der Belgier erzielte den sechsten City-Treffer und bereitete zwei Tore des Argentiniers vor.

Italien

Weltmeister Sami Khedira entpuppt sich bei Italiens Rekordmeister Juventus Turin als Talisman. In seinem ersten Ligaspiel für den Titelverteidiger nach seiner Verpflichtung von Real Madrid machte der 28-Jährige beim 3:1 (1:1) gegen Schlusslicht FC Bologna den erst zweiten Saisonsieg der "alten Dame" durch sein erstes Saisontor (64.) perfekt. Schon für sein Debüt für Juve am vergangenen Mittwoch in der Champions League beim 2:0 gegen den FC Sevilla hatte Khedira gute Kritiken erhalten.

Da ist er wieder: Sami Khedira (M.) traf erstmals für Juve
Da ist er wieder: Sami Khedira (M.) traf erstmals für Juve © dpa

Unterdessen bestätigte Vizemeister AS Rom auch ohne Nationalspieler Antonio Rüdiger seinen Aufwärtstrend. Die Roma setzte sich am 7. Spieltag bei US Palermo mit 4:2 (3:0) durch und liegt mit nun 14 Punkten in der Spitzengruppe unmittelbar hinter dem Lokalrivalen Lazio. Der Klub von Weltmeister Miroslav Klose, der weiter wegen einer Muskelverletzung pausiert, siegte mit Mühe gegen Neuling Frosinone erst durch zwei Treffer in der Schlussphase 2:0 (0:0) und rückte auf den dritten Rang vor.

Nur knapp sechs Stunden durfte sich Inter Mailand (16), das durch einen Treffer des früheren Wolfsburgers Ivan Perisic bei Verfolger Sampdoria Genua (11) zu einem 1:1 (0:0) kam, über die Tabellenführung freuen. Denn der AC Florenz zog am Abend durch ein 3:0 (1:0) gegen Atalanta Bergamo mit 18 Punkten wieder vorbei. Josip Ilicic mit einem verwandelten Elfmeter (6.), Borja Valero (34.) und Joan Verdu (90.+1) machten den sechsten Saisonsieg der "Viola" perfekt.

Khediras Treffer bei seiner Liga-Heimpremiere beseitigte alle Zweifel am Erfolg der Platzherren, die durch drei Niederlagen in den ersten sechs Punktspielen ihren schwächsten Saisonstart seit 1969 erlebt hatten. Durch den Sieg gegen Bologna kletterte Turin in Richtung Tabellenmitte.

Der frühere Stuttgarter Rüdiger hatte schon am vergangenen Wochenende wegen einer Knieprellung gefehlt und stand den Römern auch in Palermo nicht zur Verfügung. Zudem fehlen den Hauptstädtern derzeit der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko (Knieverletzung) und Kapitän Francesco Totti (Oberschenkelverletzung).

Miralem Pjanic (2.), Alessandro Florenzi (14.) und Gervinho (28./90.+2) sorgten bei Gegentreffern durch Alberto Gilardino (58.) und Giancarlo Gonzalez (90.+1) dennoch für den klaren Erfolg. Der Treffer von Perisic (76.) sicherte Inter zumindest das Unentschieden bei Sampdoria, das durch Luis Muriel (51.) in Führung gegangen war.

Eine herbe 0:4-Heimpleite kassierte der AC Mailand gegen den SSC Neapel und belegt mit nur neun Punkten Platz elf.

Frankreich

Elfmeter gehalten, den Sieg gerettet: Torhüter Kevin Trapp vom französischen Meister Paris St. Germain bekam nach seiner starken Leistung beim 2:1 (2:1)-Erfolg gegen Olympique Marseille Lob von allen Seiten.

Ein Küsschen für den Deutschen: Brasiliens David Luiz bedankt sich bei Kevin Trapp
Ein Küsschen für den Deutschen: Brasiliens David Luiz bedankt sich bei Kevin Trapp © dpa

"Ich möchte nicht behaupten, dass wir zufrieden nach Hause fahren, weil wir gut gespielt haben und Kevin Trapp im Tor unseres Gegners der beste Spieler war", sagte Marseilles spanischer Trainer Michel. Auch PSG-Coach Laurent Blanc hob den Ex-Frankfurter heraus: "Die beiden Torhüter, Trapp und Mandanda, waren heute die besten Spieler auf dem Feld."

Beim Stand von 2:1 parierte Trapp in der 55. Minute einen Elfmeter von Abdelaziz Barrada, in der Schlussminute hielt er gegen Remy Cabella den Sieg fest.

Französische Medien spekulierten am Montag bereits, dass Trapp für das Länderspiel zwischen EM-Gastgeber Frankreich und Weltmeister Deutschland am 13. November ins Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw berufen werden könnte.

Türkei

Lukas Podolski ist ein chronisch fröhlicher Typ, doch so gut gelaunt ist der Weltmeister wohl lange nicht zur deutschen Nationalmannschaft gereist. Wenn der Stürmer von Galatasaray Istanbul am Montag vor den EM-Qualifikationsspielen in Irland und gegen Georgien in Frankfurt/Main zur Mannschaft stößt, kann er stolz über seinen wiedergefundenen Torriecher berichten. Nach seinem dritten Tor in den vergangenen vier Spielen in der türkischen Süper Lig am Sonnabend wurde "Prinz Poldi" sogar mit Diego Maradona verglichen.

Allerdings nicht aus rein fußballerischen Gründen. Weil Podolski den Ball vor seinem Führungstreffer im Stadtderby bei Başakşehir FK (77.) mit dem linken Oberarm mitnahm, sahen einige Anhänger Maradonas legendäre "Hand Gottes" im Spiel.

In den sozialen Netzwerken musste sich Podolski deshalb als Aushilfs-Maradona oder Volleyballer verspotten lassen. Podolski war's egal. "Das war ein wichtiger Auswärtssieg für uns", schrieb er unter ein Kabinenfoto von sich und Kollege Wesley Sneijder, auf dem er grinsend den rechten Daumen in die Höhe reckt.

Doppelpacker Gomez (l.) beim Jubel gegen Eskisehirspor
Doppelpacker Gomez (l.) beim Jubel gegen Eskisehirspor © Witters

Der frühere Kölner und Münchner hatte allen Grund zur Freude: Sein insgesamt vierter Treffer für "Gala" ebnete den Löwen den Weg zum 2:0 (0:0)-Erfolg und zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze. Für Besiktas traf Mario Gomez am Sonntag schon zum dritten Mal doppelt und sorgte für den 2:1 (1:0)-Sieg bei Eskisehirspor. Sein Team löste Galatasaray am Sonntagabend auf Platz eins ab, von Bundestrainer Joachim Löw hatte Gomez keine Einladung erhalten.

Alle auf Podolski: Der Stand des Deutschen bei Galatasaray lässt sich auch gut an dieser Szene ablesen
Alle auf Podolski: Der Stand des Deutschen bei Galatasaray lässt sich auch gut an dieser Szene ablesen © Witters

Podolski, der als Mittelstürmer aufgeboten wurde, und der türkische Rekordmeister taten sich lange schwer. Der Deutsche vergab in der 21. Minute eine gute Chance, als er den Ball in Bedrängnis nicht im leeren Tor unterbrachte. Bis zum 0:1 hatte Galatasaray keinen Torschuss; doch gleich der erste schlug ein, als Poldi den Ball volley mit seinem gefürchteten linken Fuß verwertete. Bei Fanatik-TV riss die blonde Moderatorin vor Begeisterung ihr schwarzes Shirt mit dem "LuLuLu"-Schriftzug in die Luft. Das 2:0 durch Umut Bulut (84.) leitete Podolski später mit ein.

Coach Hamza Hamzaoglu packte Podolski danach liebevoll an der Nase und klatschte mit ihm ab. Der Ärger vom vergangenen Mittwoch, als Podolski seine Auswechslung beim enttäuschenden 2:2 in Astana mit einem Wutanfall ("Why me?") quittiert hatte, scheint verflogen. Und "Poldi" wieder bereit für Löw.