Der schwache Auftritt des Weltmeister gegen Australien hatte im DFB-Team Gewinner und Verlierer. Die Abendblatt-Einzelkritik

Deutschland - Australien 2:2 (1:1)

Zieler: Versuchte sich mit einigen (nicht immer gelungenen) Libero-Ausflügen gleich mehrfach als Manuel-Neuer-Imitator. Konnte allerdings nichts dafür, dass er erstmals nach 250 Länderspiel-Minuten ohne Gegentor wieder hinter sich greifen musste. Auch beim Freistoß zum 1:2 chancenlos.

Mustafi: Häuptling Klumpfuß. Hatte nicht nur mit den Australiern so seine Probleme, sondern auch mit den Tiki-Taka-Ideen seiner leichtfüßigen Kollegen. Erinnerte bisweilen an eine Reminiszenz der früheren Hamburger Carsten Kober und Ingo Hertzsch.

Höwedes: Wirkte gegen den quirligen Leckie so beweglich wie ein Sieben-Tonner beim Einparken. Auch beim ersten Gegentor sah der Schalker nicht wirklich gut aus.

Badstuber (bis 45.): Hatte 871 Tage nach seinem letzten Länderspiel, dem denkwürdigen 4:4 gegen Schweden in Berlin, so seine Anpassungsprobleme.

Rudy (ab 46.): Im Schulzeugnis würde stehen: stets bemüht.

Özil: Mal im rechten Mittelfeld, mal zentral, mal ganz vorne – und mal gar nicht zu sehen. Und doch: Zwischendurch blitzt dann immer wieder für einen kurzen Moment etwas auf, das manch einer sogar „Genialität“ nennen würde.

Khedira (bis 63.): Welcher Club auch immer sich im Sommer den Madrilenen schnappen wird, ist zu beneiden. Seine Vorarbeit zum frühen 1:0 war schön, der Pass drei Minuten später auf Götze noch schöner. Machte dann wie im WM-Finale Platz für Kramer.

Kramer (ab 63.): Hielt länger als im Endspiel von Maracana durch und konnte sich auch später noch an alles erinnern.

Gündogan: Die personifizierte Spielkultur. Da darf man auch gerne mal ein Auge zu drücken, wenn sich der Rückkehrer nach 19-monatiger Länderspielabstinenz mal hier und da ein Päuschen gönnte. Nur sein Foul vor dem Freistoß zum 1:2 war so überflüssig wie ein Schalke-Schal auf der Dortmunder Südtribüne.

Hector: Ein Fremdkörper. Passte beim 1:1 nicht auf und verhinderte eher deutsche als australische Großchancen.

Bellarabi (bis 63.): Wurde nach nur einer Minute getunnelt und schien sich dann die restlichen 62 Minuten darüber zu ärgern.

Schürrle (ab 63.): Die Formkrise ist noch nicht überwunden.

Reus (bis 73.): Hatte seine größten Momente zwischen der 15. und 17. Minute. Erst eine Großchance, dann ein Abseitstor und schließlich doch noch ein ganz regulärer Treffer. Hätte allerdings mindestens ein Tor mehr machen müssen.

Podolski (ab 73.): Wurde bereits bei seiner Einwechslung gefeiert und bedankte sich entsprechend artig.

Götze (bis 73.): Der perfekte Hallen-Freizeit-Kicker. Viel Trickserei, hier ein Kabinettstückchen, dort ein kleines Kunstwerk. Nur vor dem Tor völlig harmlos.

Kruse (ab 73.): Ohne Mehrwert.