Frankfurt/Main. Der Leihspieler von Inter Mailand dürfte beim Länderspiel gegen Australien erneut eine Chance erhalten – Spagat zwischen Teamumbau und EM-Qualifikation

Die Maximalvorgabe des Teammanagers war deutlich: „Klar ist das Ziel eine souveräne Qualifikation. Wir wollen als Erster die Gruppe beenden“, verkündete Oliver Bierhoff vor dem Länderspiel-Auftakt 2015. Für Bundestrainer Joachim Löw stellt sich die Situation vor dem Test am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) in Kaiserslautern gegen Australien sowie vier Tage später in der EM-Qualifikation gegen Georgien etwas komplizierter dar. Einerseits dürfen sich seine Fußball-Weltmeister in der Ausscheidung für die Europameisterschaft im kommenden Jahr keinen weiteren Ausrutscher erlauben. Andererseits will Löw längerfristig seiner Mannschaft eine neue Struktur verpassen.

„Wenn man die Tabelle sieht, weiß man, dass wir einige Punkte liegen gelassen haben, und die müssen wir jetzt ausgleichen“, betonte der Bundestrainer. Das DFB-Team belegt in seiner Gruppe nur Rang drei hinter Polen und Irland, was nicht der Anspruch sein kann. Genauso intensiv bastelt Löw an neuen Ideen: „Wir diskutieren und analysieren viel, verwerfen auch manche Idee wieder“, berichtete er.

Den Spagat von Tages- und Zukunftsarbeit kann Löw in dieser Woche immerhin auf zwei Länderspiele verteilen. Tests wie gegen den frisch gekürten Asienmeister Australien seien „enorm wichtig“, unterstrich Bierhoff: „Man kann das eine oder andere ausprobieren.“ So kann der Chefcoach die Rückkehrer Bastian Schweinsteiger, Holger Badstuber, Ilkay Gündogan und Mesut Özil wieder integrieren.

„Wir freuen uns riesig, dass Ilkay und Holger wieder dabei sind“, sagte Bierhoff, „ich hoffe, das gibt neue Motivation, bei den nächsten Turnieren entscheidend mitzuwirken.“ Möglicherweise wird Löw gegen Australien mit einer Abwehr-Dreierkette proben.

Bierhoff allerdings verwies auch auf die besonderen Bedingungen beim DFB-Team, das sich erstmals nach viermonatiger Pause versammelte. Zeit zum Einstudieren gebe es kaum. Beim ersten Training standen nur zwei Torhüter und sechs Feldspieler auf dem Rasen. Eine Gruppe absolvierte eine Regenerationseinheit im Teamhotel.

Als Offensivkraft könnte gegen Australien Lukas Podolski eine weitere Chance bekommen. Sein letztes Länderspieltor erzielte der 29-Jährige vor der WM beim 6:0 gegen Armenien. Noch hält Löw an dem 121-maligen Nationalspieler fest. Doch die sportliche Leitung verhehlt die Brisanz des Themas nicht, das sich auch nach Podolskis Wechsel zu Inter Mailand nicht entschärft hat: Der Spielrhythmus fehlt.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass er zu alter Stärke findet, wenn er Freude hat und die Unterstützung des Trainers“, sagte Bierhoff. Ob das noch als Leihspieler bei Inter für Podolski eintreffen kann, bezweifelt der Manager. Gerade die Flucht aus London zu Inter Mailand sei für einen Spielertypen wie Podolski, der als Angreifer vom Raum lebe, „ein schwieriger Schritt“ gewesen, meinte Bierhoff und blickte sogar schon auf Podolskis möglichen neuen Club: „Es ist wichtig bei der nächsten Wahl, die Lukas trifft.“