Er war von fast allen Topclubs Europas umworben, doch nun hat Marco Reus seinen Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2019 verlängert. BVB-Boss Watzke glaubt, dass der Nationalspieler eine Ära prägen kann.

Dortmund. Mitten im Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga hat Borussia Dortmund ein wahres Ass aus dem Ärmel geschüttelt. Nationalspieler Marco Reus hat am Dienstag überraschend seinen Vertrag beim kriselnden Vizemeister BVB verlängert. Der Kontrakt enthält dieses Mal keine Ausstiegsklausel mehr.

Mit seinem bisherigen Vertrag hätte Reus den BVB am Saisonende für die festgeschriebene Ablöse von 25 Millionen Euro verlassen. Statt zu einem europäischen Topclub zu wechseln, zeigt Reus auch in schweren Zeiten seine Verbundenheit mit Dortmund. „Hi Leute, ich freue mich euch mitteilen zu können, dass ich meinen Vertrag bis 2019 verlängert habe“, twitterte Reus. Unklar ist aber noch, ob der Kontrakt Gültigkeit für die erste und zweite Bundesliga besitzt.

Für die Borussia bedeutet die Nachricht einen emotionalen Schub im Abstiegskampf. In einer Umfrage der Ruhr Nachrichten glauben rund 96 Prozent, der Verbleib des wohl besten Spielers werde die Mannschaft beflügeln. BVB-Fans bekommen im Fanshop aus gegebenem Anlass zu jeden neuen Trikot einen Reus-Flock gratis.

Während der 25-Jährige Reus beteuerte, das Herz habe entschieden („Dortmund ist meine Heimatstadt und die Borussia einfach mein Verein“), sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke pathetisch, Reus könne „in Dortmund eine Ära prägen, so wie es vor ihm Uwe Seeler in Hamburg oder Steven Gerrard in Liverpool getan hat“.

Reus Zukunft weiterhin offen

Ob Reus wirklich wie Seeler bis zum Karriereende oder wie der am Saisonende abwandernde Gerrard zumindest 17 Jahre beim BVB bleibt, erscheint weiterhin offen. Zwar war Reus von zahlreichen wie Real Madrid, Manchester United oder dem FC Chelsea bis zum Schluss heiß begehrt, doch die für ihn wirklich infrage kommenden Alternativen waren zuletzt offenbar ausgeschieden. Bayern München soll abgewinkt haben, der FC Barcelona – Reus' erklärter Traumklub – darf wegen des Transferverbots des Weltverbands Fifa im Sommer keinen Spieler verpflichten. Immerhin: Sollte Reus vor 2019 den Verein verlassen, wäre die Ablösesumme für den BVB frei verhandelbar.

Durch seine Verletzungsanfälligkeit – drei relativ schwere Verletzungen in einem halben Jahr kosteten Reus die WM-Teilnahme und einen guten Teil der schlechtesten Dortmunder Hinrunde aller Zeiten – und die Nachricht, dass er über Jahre ohne Führerschein Auto gefahren war, hatten sich zuletzt aber offenbar bei einzelnen Großklubs Zweifel am hochbegabten Flügelstar breit gemacht.

„Höchstmaß an Identifikation“

Der BVB zweifelte jedoch nie am gebürtigen Dortmunder und stützte ihn auch in seiner Führerschein-Affäre bedingungslos. Auch das mag den Ausschlag gegeben haben, dass der 2012 für 17 Millionen Euro aus Mönchengladbach (zurück-) verpflichtete Reus sich nun zum BVB bekannte. „Dass sich Marco inmitten einer sportlichen Krise für den BVB entschieden hat, zeigt ein Höchstmaß an Identifikation, auf das wir sehr stolz sind“, sagte Watzke und versicherte, dass man „all den Wechselgerüchten nie Glauben geschenkt und immer eine gute Chance gesehen hat, dass dieser außergewöhnliche Spieler sich ganz bewusst für eine Zukunft beim BVB entscheidet“.

BVB-Manager Michael Zorc betonte, Reus „hätte zu fast jedem Topklub auf der Welt wechseln können. Durch seine Entscheidung hat er gezeigt, dass sein Herz für seine Heimatstadt und für seinen Heimatverein schlägt. Er ist ein ganz wichtiger Baustein für Borussia Dortmunds sportliche Zukunft.“ Reus selbst erklärte, er sei „sehr glücklich mit meiner Entscheidung für den BVB“. Er freue sich „auf eine erfolgreiche Zukunft“ mit dem BVB. Die ist auch bei den Dortmundern am Dienstag wieder etwas gewachsen.