Marco Reus verlängert überraschend seinen Vertrag bei Borussia Dortmund. Analysiert man die Situation des Nationalspielers, macht seine Entscheidung Sinn. Ein Kommentar.

Dortmund. Die Vertragsverlängerung von Marco Reus ist für Borussia Dortmund zunächst einmal ohne Wenn und Aber eine gute Nachricht. Der beste und wichtigste Spieler des BVB wird mindestens eine weitere Saison für den Klub aus seiner Geburtsstadt spielen. Die Nachricht dürfte der Borussia im Abstiegskampf einen Schub geben – und wenn Reus dann irgendwann doch geht, wird er wohl wesentlich mehr als 25 Millionen Euro einbringen.

Dass Marco Reus wirklich einmal der „Uwe Seeler von Borussia Dortmund“ wird, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke pathetisch-euphorisch ankündigte, ist aber fraglich. Fakt ist: Schien im vergangenen Sommer für Reus noch die gesamte Fußball-Welt offenzustehen, ist sein Wert abseits der bisher festgeschriebenen Ablösesumme zuletzt deutlich gesunken. Bayern München hat offenbar das Interesse am zuletzt immer wieder verletzten und durch seine Führerschein-Posse auch privat in die Schlagzeilen geratenen Turbo-Dribbler verloren. Der FC Barcelona, der Traumklub des 25-Jährigen, darf in diesem Sommer keinen Spieler verpflichten.

Vor allem aber wäre es für Reus unklug gewesen, in der aktuellen Situation zu einem Großklub zu wechseln. Er wäre nicht mehr in der Position der Stärke gewesen, wäre vielleicht sogar skeptisch empfangen worden.

Nur Gewinner bei Vertragsverlängerung

Im gewohnten Umfeld mit etwas Nestwärme zu alter persönlicher Stärke zurückzufinden, sich als Führungsspieler zu profilieren und auch den Klub wieder in bessere Zeiten zu führen, ist deshalb die sinnvollste Herausforderung, der sich der Hochveranlagte nun erst einmal stellt. Und Spötter sagen: Ohne Dreifach-Belastung mit dem Klub habe er im kommenden Jahr auch genug Zeit, seinen Führerschein zu machen...

Sollte er dann aus einer gestärkten Position nach Barcelona oder zu einem anderen Verein gehen, gäbe es in der Tat nur Gewinner in dieser Geschichte. Der BVB, der noch einige Jahre von Reus' Stärke profitiert und ordentlich Kasse macht. Den Spieler, der endgültig in die Weltklasse aufsteigen könnte. Und den aufnehmenden Verein, der dann für zig Millionen sicher einen ordentlichen Gegenwert bekäme.

Bleibt Reus wirklich bis 2019 und darüber hinaus in Dortmund, wäre dies im Zeitalter der Fußball-Söldner eine herrliche Ausnahme. Und schafft er beim BVB nicht die Rückkehr zur alten Stärke, wäre er wohl auch woanders gescheitert.