Der Wissenschaftler Professor Bernd Giezek erklärt, wie Sie Ihre Chancen im WM-Tippspiel erhöhen.

Hamburg. Tippspiele haben vor der Fußball-Weltmeisterschaft Hochkonjunktur. Auch Menschen, die sich für das runde Kunstleder sonst nur am Rande interessieren, werden zuhauf genötigt, sich bei Tipprunden anzumelden. Allein auf der Plattform kicktipp.de haben sich bisher schon 2,5 Millionen Tippfreunde in über 250.000 Tipprunden registriert. Nicht selten winkt dem Sieger am Ende ein üppiger Gewinn. Das Abendblatt sprach mit Professor Bernd Giezek von der International School of Management, der sich dem Thema seit 1998 wissenschaftlich genähert hat, über erfolgversprechende Strategien.

Hamburger Abendblatt: Herr Giezek, ich möchte meine Tipprunde gewinnen. Was muss ich tun?
Bernd Giezek: Da gilt es, vielschichtige Faktoren zu berücksichtigen. Ein erster Hinweis: Tippen Sie viele Partien 1:0. Wir haben alle Vorrundenspiele seit 1998 berücksichtigt – damals wurde das Turnier auf 48 Spiele in der Vorrunde umgestellt – und gezählt, wie oft bestimmte Ergebnisse vorkamen. 39 von 192 Partien endeten so. In den Entscheidungsspielen fallen tendenziell sogar noch weniger Tore.

Einige Tipper meinen, man müsse ab und zu auf Außenseiter wetten, um sich von den Mitspielern abzusetzen. Was halten Sie von dieser Strategie?
Giezek: Auf langfristige Sicht bringt das nichts. Es ist ja alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Und wahrscheinlicher ist in diesem Falle eben, dass alle ihre Konkurrenten Punkte machen und sie als Einziger nicht.

Woran soll ich mich denn orientieren, welcher Tipp mir Erfolg verspricht?
Giezek: Sie können verschiedene Aspekte berücksichtigen. Zum einen gibt die Fifa-Weltrangliste einen ersten Überblick, zum anderen die Marktwerte der Teams, die sie im Internet finden. Diese berücksichtigen auch den kurzfristigen Ausfall eines Spielers. Und natürlich sind die Quoten der Wettanbieter heranzuziehen, da diese ein großes finanzielles Interesse daran haben, die Wahrscheinlichkeit eines Spielausgangs möglichst genau vorherzusagen.

Nehmen wir die Vorrundenpartie zwischen England und Italien. Auf den ersten Blick ein typisches Unentschieden, oder nicht?
Giezek: Auf den ersten Blick ja, auch wenn Italien von den Wettanbietern mittlerweile leicht favorisiert wird. Doch auch im Falle zweier gleichstarker Teams ist das Unentschieden nie das wahrscheinlichste Ergebnis. Ein 1:1 kommt zwar generell oft vor, doch außer diesem Remis gibt es mit dem 0:0 und dem 2:2 nur noch zwei halbwegs wahrscheinliche Unentschieden, dagegen viel mehr gängige Siege beziehungsweise Niederlagen.

Also sollte man Unentschieden-Tipps ganz meiden?
Giezek: Wer es auf die richtige Tendenz anlegt, ja. Hier sollte man jedoch genau darauf schauen, wie die Punkteverteilung angelegt ist. Mitunter werden Remis-Tipps dadurch aufgewertet.

Welchen Weltmeister-Tipp empfehlen Sie, damit ich mir die Bonuspunkte sichern kann?
Giezek: Durch den Heimvorteil, der vor allem in Südamerika zu Buche schlägt, ganz klar Brasilien. Ich habe die Vorrunde auf der Basis aller Daten einmal simulieren lassen, mit durchaus überraschenden Ergebnissen. So kommt in der Gruppe G neben Deutschland Ghana weiter anstatt Portugal und auch England wird rausfliegen, dafür erreicht Uruguay in dieser Gruppe neben Italien das Achtelfinale.