Am Sonntag feiert der 1. FC Köln die Meisterschaft in der Zweiten Liga und den Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga. Zuvor stehen noch 90 Minuten Fußball gegen den FC St. Pauli auf dem Programm, der sich von der ausgelassenen Feststimmung nur insofern anstecken lassen will, dass er befreit aufspielen und punkten will.

Hamburg Der Ablauf der Feierlichkeiten ist längst im Detail geplant. Die Kölner Kultband Höhner tritt auf, dazu entern auch Brings, Kasalla und Cat Ballou die Bühne, um kölsches Liedgut darzubieten. Zuvor werden die Spieler und Trainer des 1. FC Köln die Zweitliga-Meisterschale und die dazugehörigen Medaillen auf dem Rasen des Rhein-Energie-Stadions erhalten. Auf den längst ausverkauften Rängen werden 50.000 Zuschauer dem Spektakel einen stimmungsvollen Rahmen geben.

Ach ja, Fußball soll am Sonntagnachmittag in Köln auch noch dargeboten werden. Und dabei kommt der FC St. Pauli ins Spiel. Der Plan der Zweiten Bundesliga sieht vor, dass die Kiezkicker von 15.30 Uhr (Sky live) an bei den seit knapp zwei Wochen als Zweitliga-Meister und Erstliga-Aufsteiger feststehenden Kölnern antreten müssen. Auf den ersten Blick ist es eine höchst undankbare Aufgabe, als Staffage für die Kölner Fete herzuhalten. Auf den zweiten Blick aber bietet sich möglicherweise die Chance, die in Feierlaune gestimmte Kölner Mannschaft mit einer konzentrierten, sportlichen Darbietung ein wenig zu ärgern. Nimmt St. Pauli also nur die Rolle des netten Partygastes oder die des Spielverderbers ein?

Geht es nach St. Paulis Trainer Roland Vrabec, kommt es für sein Team überhaupt nicht in Frage, im Kölner Stadion nur Spalier zu stehen. „Wir wollen in unserem letzten Auswärtsspiel noch einmal beweisen, warum wir in dieser Saison auswärts so gut sind. Meine Spieler sollen die Atmosphäre genießen und können ganz unverkrampft auftreten“, sagte Vrabec am Freitag. Mit acht Siegen und vier Unentschieden aus den bisherigen 16 Auswärtsspielen ist sein Team derzeit noch das zweitbeste der Liga auf fremden Plätzen.

Um diesen Status zu verteidigen, werden Vrabec aber nur 18 gesunde Profis zur Verfügung stehen. Die Offensivspieler Fin Bartels und Christopher Nöthe werden wegen eines Magen-Darm-Infekts fehlen, Mittelfeldakteur Christopher Buchtmann muss mit einer Knochenhautreizung im rechten Fuß passen, Verteidiger Florian Mohr verstärkte am Freitagabend die U23-Mannschaft. Damit steht fest, dass Kapitän Fabian Boll mit nach Köln reisen wird, nachdem es zuletzt viel Aufregung über seine Nichtnominierung für das Heimspiel gegen den VfR Aalen (0:3) gegeben hatte.

Die große Diskrepanz zwischen den Leistungen in den Heim- und Auswärtsspielen war zuletzt auch ein zentrales Thema bei der rund zweistündigen Sitzung der Mannschaft mit dem Trainerteam und Sportdirektor Rachid Azzouzi. Mit lediglich 19 Punkten (fünf Siege, vier Unentschieden, sieben Niederlagen) aus den bisherigen 16 Heimspielen belegt St. Pauli nur Rang 14 der Heimtabelle. „Es war eine offene Diskussionsrunde, in der alle frei von der Leber weg ihre Meinung darüber sagen sollten, warum es so viele schwache Auftritte in den Heimspielen gegeben hat“, berichtete Vrabec.

Dabei sei es sehr auffällig, dass sich seine Mannschaft bei abendlichen Spielen unter Flutlicht fast durchweg deutlich besser präsentiert und insgesamt auch erfolgreicher ist als bei den Spielen am frühen Nachmittag. „Wenn abends tatsächlich die Spieler eine bessere Einstellung haben, müssen wir dies hinterfragen. Uns allen ist klar, dass dies in der kommenden Saison nicht noch einmal passieren darf“, sagte der Trainer am Freitag. Vielmehr soll auch schon im letzten Heimspiel am 11. Mai gegen Erzgebirge Aue sein Team mit der „Flutlicht-Motivation“ antreten, auch wenn der Anpfiff schon um 15.30 Uhr erfolgt.

Unterdessen verlängerte Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski seinen bis zum 30. Juni 2016 datierten Vertrag vorzeitig um ein weiteres Jahr bis Mitte 2017. „Wir glauben, dass er noch nicht am Ende seiner Entwicklung ist und trauen ihm zu, langfristig ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft zu sein“, sagte St. Paulis Vize-Präsident Jens Duve.

Die voraussichtliche Aufstellung: Tschauner – Ziereis, Thorandt, Gonther, Schachten – Rzatkowski, Trybull, Halstenberg, Maier – Thy, Verhoek.