Bei Twitter kommentierten etliche User die Entgleisung des Dortmunder Trainers zum Auftakt der Champions League. Die Entschuldigung Klopps bei den Schiedsrichtern nehmen viele Fußballfans nicht mehr ernst.

Hamburg/Neapel. In der Bundesliga ist es ihm schon dreimal passiert, in der Champions League war es die Premiere: Fußball-Trainer Jürgen Klopp wurde zum Auftakt der neuen Saison erstmals auch in der Königsklasse auf die Tribüne verwiesen.

Grund war ein heftiger emotionaler Ausbruch des 46-Jährigen während der Niederlage seines Clubs Borussia Dortmundbeim SSC Neapel (1:2). Klopp hatte sich echauffiert, weil der portugiesische Schiedsrichter Pedro Proenca den angeschlagenen Innenverteidiger Neven Subotic seiner Meinung nach Sekunden vor dem 0:1 durch Gonzalo Higuain (29.) zu spät wieder auf das Spielfeld gelassen hatte.

Daraufhin baute sich der BVB-Trainer vor dem vierten Offiziellen auf und schrie dem Schiedsrichter mit vor Wut verzerrter Miene mitten ins Gesicht. 8,58 Millionen Zuschauer (29,4 Prozent Marktanteil) wurden im ZDF Zeuge, wie Klopp seine Nerven wiederholt nicht im Griff hatte.

Erst lange Zeit nach seinem Ausbruch im nahe des Vulkans Vesuv gelegenen Stadions San Paolo hatte sich Klopp wieder abgekühlt. Nach dem Spiel entschuldigte er sich beim Schiedsrichtergespann für sein aufbrausendes Verhalten.

„Ich mach da draußen "nen Affen, das geht nicht. Ich bin über das Ziel hinausgeschossen, das war völlig doof“, sagte Klopp nach dem Abpfiff im ZDF. „Ich habe mich bei der Mannschaft schon entschuldigt, beim Schiedsrichter und beim vierten Offiziellen. Ich habe das falsch eingeschätzt“, sagte Klopp.

Unverständnis auch bei Subotic

Abwehrspieler Subotic konnte die Reaktion seines Trainers allerdings nachvollziehen - im Gegensatz zum Verhalten Proencas. „Das werde ich nie verstehen: Der Arzt hat alles zugetackert, ein bisschen Vaseline draufgeschmiert, damit es nicht weiter blutet“, sagte Subotic. „Ich bin mir nicht sicher, was der Vierte Offizielle gesehen hat.“

Klopp nahm die Niederlage schließlich auf seine Kappe. „Meine rote Karte, diesen Schuh muss ich mir anziehen, das war natürlich blöd. Das hat Hektik reingebracht bei uns, unnötig“, sagte er. Trotz der Reue muss Klopp jetzt wohl ein Nachspiel von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) fürchten.

Spott in der Netzgemeinde

Nach dem Ausraster bekommt Klopp derweil im Internet die volle Ladung Spott zu spüren. Während die Szene tausendfach im Bewegtbild kursiert, widmeten bei Twitter bereits etliche User ihre Kommentare dem Gebaren des BVB-Trainers.

„Der will doch nur spielen“, schrieb Nutzer „Ick_Berlina“ unter Verweis auf die Szene. Eine Eilmeldung schickte „Schattenwolf“ raus: „Hollywood ist interessiert an einem 2. Teil von ‚Die Wutprobe‘ mit Jürgen Klopp in der Hauptrolle.“

Ein anderer nahm Bezug auf den Bundestagswahlkampf und Peer Steinbrücks „Stinkefinger“-Geste: „Mach den Peer, mach den Klopp, Deutschland geht emotionalen Zeiten entgehen. Außer Angela kann dagegen halten“, schrieb „Heimuuh“.

Bissig auch der Kommentar von nnamrreherdna: „Ich wette, bei Jürgen Klopp klingeln schon lange keine Zeugen Jehovas oder GEZ-Leute mehr.“ An anderer Stelle wurde schon das beliebte Internetspiel „Angry Birds“ in „Angry Klopp“ umgetauft und mit einer Karrikatur des BVB-Trainers versehen.

„Wochenendrebell“ zeigt sich froh, als Auswärtsfans im Dortmunder „Gästekäfig“ sicher zu sein „vor diesen unzähmbaren, wilden Tier“. Und „Vollraute“ zwitscherte: „Zur Erinnerung: Favres ‚Brillengeste‘ hat 3.000€ gekostet. Bin gespannt, was ‚Todesfratze des Grauens‘ kostet.“

Dass sich Klopp nach dem Spiel für seine Entgleisung entschuldigte, wird unter vielen Fußballfans offenbar nicht mehr ernst genommen. „Immer diese Entschuldigungen vom Klopp im Nachhinein. Das wird von Ausraster zu Ausraster unglaubwürdiger“, schrieb „3 Ecken, 1 Elfer“.

Andere kritisierten den Meistertrainer für wiederholt unprofessionelles Verhalten. „Wer immer wieder mangelnde Professionalität zeigt, sollte Schluss machen“, twittere „Foreverblue“.

Klopp musste schon 45.00 Euro zahlen

In der Tat ist Jürgen Klopp Wiederholungstäter. Immer wieder geriet der 46-Jährige in der Vergangenheit mit Schiedsrichtern aneinander. Mehrfach hat der Coach schon Besserung gelobt, im Hexenkessel von Neapel verlor Klopp nun wieder die Nerven.

Die DFB-Justiz hat Klopp auch schon mehrfach bestraft. Auf rund 45.000 Euro ist der Betrag inzwischen angewachsen, den er für ähnliche Vorkommnisse zahlen musste. Zuletzt war er wegen eines ganz ähnlichen Vorfalls beim 3:3 in Frankfurt in der Vorsaison mit einem Bußgeld von 6000 Euro belegt worden.

Im November 2010 hatte Klopp dem vierten Offiziellen beim Spiel gegen Hamburg seine Mütze ins Gesicht gedrückt. Das kostete ihn 10.000 Euro. Schon damals gelobte er Besserung: „Nun kann ich versprechen, dass es solch ein Bild von mir nie wieder geben wird – und ab sofort alle vierten Unparteiischen vor mir sicher sind.“

Kaum einer seiner Kollegen fiel ähnlich oft auf wie der Dortmunder Chefcoach. 12.000 Euro wurden wegen einer Verbalattacke gegen Referee Jochen Drees nach dem 1:2 beim HSV im November 2008 fällig. Monate zuvor war er beim 3:2 der Borussia in Köln aus der Coaching-Zone beordert und am Ende vom DFB um 5000 Euro erleichtert worden. Eine Verbalattacke gegen Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, als Klopp noch Coach des FSV Mainz war, wurde mit 12.500 Euro geahndet.