BVB-Trainer Jürgen Klopp beklagt einen schlechten Stand seiner Profis beim Bundestrainer. Vor allem die Kritik an Verteidiger Mats Hummels hält er für überzogen.kämpft für seine Spieler und attackiert Bundestrainer Löw

Dortmund/Köln. Noch vor dem Angriffsfeuerwerk gegen den HSV ging BVB-Trainer Jürgen Klopp auch gegenüber Bundestrainer Joachim Löw in die Offensive. Er beklagte einen zu kritischen Umgang mit seinen Spielern, wie zuletzt Mats Hummels. „Vor einigen Monaten war Marcel Schmelzer das Opfer. Und Weidenfeller wird ja auch nicht gebracht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Dortmunder Spieler öffentlich vom Nationaltrainer kritisiert werden. Wenn Fehler Namen kriegen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass es ein Borussia-Spieler ist“, sagte Klopp.

Der Bundestrainer will nun das Gespräch mit Klopp suchen, sieht aber keinen Grund, seine Personalpolitik zu korrigieren. „Ich habe zuletzt immer wieder betont, dass Mats Hummels ein sehr guter Innenverteidiger ist, der in unseren Planungen eine wichtige Rolle einnimmt. Das weiß auch Jürgen Klopp, und sicher werden wir in den nächsten Wochen eine passende Gelegenheit finden, um uns in Ruhe auszutauschen“, sagte Löw bild.de und Sport Bild Plus.

Klopp hatte sich über die Behandlung seiner Spieler in der Nationalmannschaft gewundert und Redebedarf mit Löw gesehen. „Ich glaube nicht, dass Löw ein Problem mit Borussia Dortmund hat. Aber es ist auch Tatsache: Wenn Fehler Namen kriegen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass es ein Borussia-Dortmund-Spieler ist“, hatte der ehemalige Meistertrainer am Sonnabend bei Sky gesagt: „Ich habe mich damals bei Marcel Schmelzer ein wenig gewundert und jetzt bei Mats (Mats Hummels, d.Red.). Solche Dinge müssen dann auch mal aufgeklärt werden. Die Fehler beim Paraguay-Spiel stehen bis heute so da, als hätte die Mats alleine verbockt.“

Watzke will Antennen ausrichten

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schloss sich dem an und kündigte eine genaue Beobachtung an. „Viele sagen, dass Dortmunder Spieler leichter kritisiert werden. Wir werden in den nächsten Wochen unsere Antennen ausrichten und unsere Sinne dafür schärfen“, sagte der BVB-Boss in der Sendung Sky90 und kündigte an: „Es ist unser natürlicher Reflex, dass wir uns mit allem was wir haben, dazwischen werfen werden, wenn einer unserer Spieler ein bisschen angegangen wird.“

Ob die These Bestätigung finden werde, wollte Watzke noch nicht beurteilen. „Da lege ich mich noch nicht fest“, sagte er: „Ich glaube das ehrlich gesagt nicht, weil ich Löw für einen guten und den richtigen Bundestrainer halte. Aber wir werden aufpassen, ob wir unseren Spielern vielleicht mal etwas zur Seite springen müssen.“

Watzke betonte jedoch, dass es von Seiten der Dortmunder „nie in Frage gestellt werde, dass Löw die Mannschaft aufstellt und dass es Argumente für Per Mertesacker und Jerome Boateng gab.“

Löw beharrt auf sein Recht

Nach zwei individuellen Fehlern von Hummels beim 3:3 gegen Paraguay Mitte August hatte Löw den Dortmunder in dem WM-Qualifikationsspielen gegen Österreich und auf den Färöern (jeweils 3:0) keine Minute eingesetzt. Vor einem Jahr hatte der DFB-Coach über Außenverteidiger Marcel Schmelzer gesagt, er müsse mit ihm mangels Alternativen „die nächsten zwei, drei, vier, fünf Monate weiterarbeiten“. Löw selbst hatte die Aussagen kurz danach als „sehr unglücklich“ relativiert.

Löw will sich einem Gedankenaustausch mit Klopp nicht verweigern. „Generell aber muss ein Trainer das Recht haben, die Dinge, die ihm nicht gefallen, anzusprechen, nur so können wir uns verbessern. In den Spielen gegen Österreich und die Färöer habe ich Jerome Boateng neben Per Mertesacker den Vorzug gegeben, weil ich der Meinung war, dass er sich aufgrund seiner konstant starken Leistungen in den letzten Monaten beim FC Bayern diese Chance verdient hat. Insgesamt ist es doch normal und positiv, dass in der Nationalmannschaft ein großer Konkurrenzkampf herrscht.“