Deutschland bezwingt Österreich souverän mit 3:0 und baut die Führung in der WM-Qualifikation aus. Die Österreicher hatten trotz der wortgewaltigen Ankündigungen im Vorfeld praktisch nie eine Chance und warten damit seit Cordoba 1978 weiterhin auf einen Sieg gegen den großen Nachbarn.

München. Noch bevor Schiedsrichter Milorad Mazic mit dem Schlusspfiff den ungefährdeten 3:0 (1:0)-Sieg Deutschlands gegen Österreich perfekt machte, hatten die traditionell kritischen Münchner Zuschauer Gesangsbedarf: „So was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön“ hallte es durch die Allianz-Arena. Die deutschen Spieler klatschten sich am Ende glücklich ab. Gewonnen, sicher und souverän, auch wenn es kein rauschendes Fußballfest war. Die deutsche Nationalmannschaft hat am Freitagabend damit einen weiteren großen Schritt zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gemacht und präsentierte sich dabei gegenüber den letzten holprigen Auftritten deutlich verbessert. Die Österreicher hatten trotz der wortgewaltigen Ankündigungen im Vorfeld praktisch nie eine Chance und warten damit seit Cordoba 1978 weiterhin auf einen Sieg gegen den großen Nachbarn.

„Österreich hatte im Vorfeld ein bisschen Druck gemacht, aber wir haben gezeigt, wer der Boss war“, sagte Mesut Özil, „ich bin stolz auf die Mannschaft, wir haben verdient so hoch gewonnen.“ Jubilar Philipp Lahm freute sich über die stabile Abwehrleistung: „Es war top. Wenn man 3:0 gegen den Gruppenzweiten gewinnt, ist das super.“ Vor dem Anpfiff gab es ein paar nette Worte und einen Blumenstrauß für Michael Ballack, der dreieinhalb Jahre (!) nach seinem letzten DFB-Einsatz von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach für „besondere Verdienste“ gewürdigt wurde. Direkt im Anschluss durften dann auch Mama und Papa Lahm stolz auf der Tribüne applaudieren, als Sohnemann Philipp, Nachfolger vom „Capitano“, für seinen 100. Länderspieleinsatz geehrt wurde.

Mit dem Anpfiff war es aber mit den Nettigkeiten vorbei. Die besondere Brisanz der Nachbarschaftspartie bekam gleich zu Beginn vor allem der Ex-Bremer Marko Arnautovic zu spüren, der von Sami Khedira mit beiden Beinen vorweg humorlos umgegrätscht wurde. Doch auch der 55. der Weltrangliste machte beim Zweiten der Weltrangliste deutlich, dass man keinesfalls nur als hübsch anzusehende Folklore an einem Festabend herhalten wollte. Doch gefährlich kam die mit fünf Deutschland-Legionären verstärkte Alpenelf nicht vor das DFB-Tor. Die leicht umgebaute Viererkette hielt nach acht Gegentoren in den vergangenen drei Spielen dicht.

Die Fans mussten nach fünf mehr oder weniger großen Torchancen in der ersten halben Stunde bis zur 33. Minute warten, ehe Miroslav Klose sie erlöste. Eine Hereingabe Thomas Müllers grätschte der Wahl-Römer in Zusammenarbeit mit Gegenspieler Aleksander Dragovic zur Führung über die Linie. Es war Kloses erster Länderspieltreffer nach fast elf Monaten – und es war ein ganz besonderes Tor: Gerd Müllers Uralt-Rekord von 68 Länderspieltoren war eingestellt. Nach der Pause dauerte es nur sechs Minuten, ehe sich Bundestrainer Joachim Löw nach einem Lehrbuch-Schuss von Toni Kroos aus 23 Metern recht sicher sein konnte, dass Deutschland in der Qualifikation für die WM in Brasilien ungeschlagen bleiben würde. „Wir haben Österreich den Zahn gezogen, weil auch die Abwehr gut gespielt hat. Es freut mich, dass wir kein Gegentor gekriegt haben“, sagte Löw.

Österreich brauchte nach dem 0:2 fast 20 Minuten, um den Schock der vermeintlichen Vorentscheidung abzuschütteln. Dann erinnerten sich die Gäste an das 4:4 der Deutschen gegen Schweden und fassten noch einmal Mut. Glücklicherweise konnte Manuel Neuer in der 70. Minute erstklassig gegen Martin Harnik klären, ein mögliches Zittern in der Schlussphase blieb dem Team und dem dankbaren Münchner Publikum erspart. Müller setzte mit dem 3:0 in der 88. Minute einen schönen Schlusspunkt. Am Dienstag kann die Mannschaft beim Gastspiel auf den Färöer nun einen weiteren großen Schritt zur WM machen. Die deutschen U21-Junioren haben zum Auftakt der EM-Qualifikation am Freitag mit ihrem 3:0-Sieg dort schon mal vorgemacht, wie es geht.

Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Boateng, Schmelzer (46. Höwedes) – Khedira, Kroos – Müller, Özil, Reus (90.+2 Draxler) – Klose (82. S. Bender)

Österreich: Almer – Garics (78. Klein), Dragovic, Pogatetz, Fuchs – Alaba, Kavlak – Harnik, Ivanschitz (67. Burgstaller), Arnautovic (67. Sabitzer) – WeimannTore:1:0 Klose (33.), 2:0 Kroos (51.), 3:0 Müller (88.). Schiedsrichter: Mazic (Serbien). Zuschauer: 68.000 (ausverkauft). Gelbe Karten: Reus, Khedira, Klose – Kavlak, Weimann, Pogatetz, Klein