Thomas Müller und Toni Kroos treffen genauso wie Miroslav Klose, der sein 68. Tor für die Nationalmannschaft erzielt und damit gleichzieht mit Gerd Müller. Deutschland befindet sich nun auf Kurs zur WM.

München. Nach dem bahnbrechenden Rekordtor von Miroslav Klose steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ganz dicht vor der WM-Teilnahme in Brasilien. Angeführt von Kapitän Philipp Lahm in dessen 100. Länderspiel rang die DFB-Auswahl am Freitagabend in München den aufmüpfigen Nachbarn Österreich mit 3:0 (1:0) nieder. Klose zog mit seinem 68. Länderspieltor in der 33. Minute mit dem deutschen Rekordtorschützen Gerd Müller gleich. Vor 68 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena erhöhte Toni Kroos kurz nach der Pause mit einem satten 20-Meter-Schuss (51.). Thomas Müller rundete den gelungenen Abend in der 88. Minute ab. Neben den drei Punkten durfte sich Bundestrainer Joachim Löw auch darüber freuen, dass seine Elf endlich wieder kompakter agierte und nach den hitzigen Abwehrdebatten mit ein bisschen Glück hinten die Null hielt.

„Wir freuen uns über dieses Ergebnis. Wir haben verdient so hoch gewonnen. Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, sagte der gewohnt spielfreudige Mesut Özil. Jubilar Lahm war vor allem mit der Abwehr zufrieden. „Man hat heute gesehen, dass wir defensiv viel besser gestanden haben und auch nach vorne wieder kreativ waren.“ Thomas Müller konstatierte: „Man hat heute vor allem gesehen, dass wir sehr konzentriert in das Spiel gegangen sind.“ Auch Bundestrainer Joachim Löw konstatierte „Aggressivität und Intensität“ im deutschen Spiel.

Der Wahl-Römer Klose bewies, dass er auch im reifen Alter ein Torjäger allererster Güte ist. Auf Flanke von Gerd-Müller-Namensvetter Thomas drückte er den Ball im Stile eines echten Mittelstürmers zum Führungstor über die Linie. Im 129. Länderspiel knackte er damit die 39 Jahre alte Bestmarke des „Bombers der Nation“. „Der Torrekord bedeutet mir sehr viel. Aber auf eine Stufe mit Gerd Müller würde ich mich nicht stellen“, sagte Klose.

Nach zuletzt neun Gegentoren in drei Test-Länderspielen und heftiger Kritik präsentierte sich die Defensive trotz einiger Wackler insgesamt sattelfest. Beim Jubiläum von Lahm, der vor dem Spiel von DFB-Boss Wolfgang Niersbach geehrt wurde, blieb die Hintermannschaft erstmals seit März (3:0 in Kasachstan) wieder ohne Gegentor.

Von der ersten Minute an wurde deutlich, dass Löws Team in der Rückwärtsbewegung die zuletzt so schmerzlich vermisste Kompaktheit und Stabilität wiedergewonnen hat. Das war vor allem ein Verdienst von Sami Khedira und Toni Kroos auf der Doppel-Sechs. Kroos rechtfertigte seinen Einsatz zudem mit seinem fünften Länderspieltor. Aber auch Jerome Boateng und Hummels-Vertreter Per Mertesacker in den Innenverteidigung lösten ihre Aufgabe solide.

Vier Tage nach Bekanntgabe seines 50-Millionen-Euro-Transfers zum FC Arsenal fühlte sich Özil in der Rolle des Ballverteilers sichtlich wohl, wenngleich dem Regisseur bei seinem risikoreichen Spiel nicht alles gelang. Die mit fünf Deutschland-Legionären angetretenen Österreicher erwiesen sich als hartnäckiger Widersacher und wiesen ihren Reifeprozess unter Coach Marcel Koller nach. Im Frust über die Niederlage leisteten sich die Gäste in der Schlussphase allerdings einige grobe Fouls.

Bei spätsommerlichen Temperaturen dauerte es einige Zeit, ehe die deutsche Mannschaft in einer Partie mit wenig Spielraum für die Angreifer Oberwasser bekam. Mit einem Aufsetzer von der Strafraumgrenze gab Khedira in der zehnten Minute den ersten gefährlichen Schuss auf das Gehäuse von Robert Almer ab, doch der Ball flog um Haaresbreite vorbei. Ein Fehler des Schalkers Christian Fuchs eröffnete Sekunden später Klose eine erste Chance, doch der Wahl-Römer schoss etwas eigensinnig aus spitzen Winkel ans Außennetz.

Die deutsche Abwehr war jederzeit Herr der Situation, sieht man von Marcel Schmelzers etwas kurz geratener Kopfball-Rückgabe ab, die Neuer in Bedrängnis brachte (22.). Auf der Gegenseite bewahrte der überragende Cottbus-Keeper Almer seine Mannschaft gleich zweimal vor einem Rückstand. Zunächst rettete er gegen den von Özil mustergültig bedienten Marco Reus, dann parierte er auch den Kopfball des nachsetzenden Klose (28.). Lohn der ständigen Angriffsbemühungen war das viel bejubelte 1:0 durch Klose, der seit fast elf Monaten auf die Einstellung des Gerd-Müller-Rekordes gewartet hatte.

Nach einem Luftkampf mit dem Stuttgarter Harnik musste der angeschlagene Marcel Schmelzer nach der Pause für Benedikt Höwedes weichen und die Abwehr sich erstmal wieder neu sortieren. Andreas Weimann hatte in der Folge freie Schussbahn, zielte aber zu hoch (46.). Dann sorgte Kroos mit seinem ersten Tor im DFB-Trikot seit genau zwei Jahren für die Vorentscheidung. Der Münchner jagte den von Reus aufgelegten Ball aus gut 20 Metern dank seiner glänzenden Schusstechnik in die Maschen. Weitere Gelegenheiten, die zumeist von Özil oder Reus eingeleitet wurden, blieben ungenutzt. In der 57. Minute rettete Almer noch einmal glänzend gegen Müller, der aber zwei Minuten vor dem Ende doch noch zu seinem Tor kam.

Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik:

Neuer: Immer aufmerksam, spielt auch als „Libero“ gut mit. Bei Fernschuss von Dragovic zur Stelle. Stark gegen Harnik (70.).

Lahm: Das 100. Spiel hat den Kapitän zusätzlich motiviert. Hinten kaum auszuspielen, dazu immer im Vorwärtsgang. Schönes Jubiläum.

Mertesacker: Startete mit einem Fehlpass, stabilisierte sich dann. Verteidigte offensiv wie nie. Im Zweikampf unerbittlich.

Boateng: Der Münchner brachte Stabilität in die Innenverteidigung. Schloss gut die Lücken. Nutzte seine Chance auf Hummels' Posten.

Schmelzer: Ließ gegen den Ex-Bremer Arnautovic nichts zu. Mit Boateng und Reus gut abgestimmt. Mit Gesichtsverletzung zur Pause raus.

Khedira: Gerade zu Beginn enorm präsent. Hart in der Balleroberung, schnell im Umschalten. Später vor allem der Organisator.

Kroos: Als „Sechser“ vorrangig um Kompaktheit bemüht. Keine Kompromisse am Mann. Und knallharter Schuss zum 5. Länderspiel-Tor.

Müller: Toll die scharfe Eingabe zum 1:0. Ließ sich auch von ein paar Stockfehlern nie entmutigen. Sorgte für viel Gefahr – und traf noch.

Özil: Agierte mit viel Risiko, klasse Pass auf Reus (28.). Aber auch einige Ballverluste. Setzte feine Nadelstiche, ohne zu zaubern.

Reus: Ihm zuzusehen, macht Spaß. Brachte immer wieder enorm Tempo in die Aktionen. An den Toren beteiligt. Scheiterte an Almer (28.).

Klose: Jetzt hat er den „Bomber“ Gerd Müller eingeholt. Sein 68. Tor erzielte der „Oldie“ im Stil eines echten Mittelstürmers.

Höwedes: Musste nach der Pause als Not-Linksverteidiger ran. Wohl fühlte sich der Schalker dabei nicht. Aber schöne Torvorbereitung.

Sven Bender: Kam für Klose, um im Mittelfeld Löcher zu stopfen und das dem Bundestrainer wichtig zu Null zu sichern.

Julian Draxler: Durfte noch die letzten Sekunden den Sieg mitgenießen.

Aufstellungen:

Deutschland: Neuer/Bayern München (27 Jahre/40 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (29/100), Mertesacker/FC Arsenal (28/29), Boateng/Bayern München (25/31), Schmelzer/Borussia Dortmund (25/13) ab 46. Höwedes/Schalke 04 (25/15) - Khedira/Real Madrid (26/41), Kroos/Bayern München (23/36) - Müller/Bayern München (23/43), Özil/FC Arsenal (24/48), Reus/Borussia Dortmund (24/17) ab 90.+2 Draxler/Schalke 04 (19/7) - Klose/Lazio Rom (35/129) ab 82. Sven Bender/Borussia Dortmund (24/5). - Trainer: Löw

Österreich: Almer/Energie Cottbus (29/10) - Garics/FC Bologna (29/35) ab 78. Klein/RB Salzburg (26/15), Dragovic/Dynamo Kiew (22/23), Pogatetz/1. FC Nürnberg (30/58), Fuchs/Schalke 04 (27/56) - Alaba/Bayern München (21/27), Kavlak/Besiktas (24/26) - Harnik/VfB Stuttgart (26/38), Ivanschitz/UD Levante (29/63) ab 67. Burgstaller/Rapid Wien (24/6), Arnautovic/Stoke City (24/29) ab 67. Sabitzer/Rapid Wien (19/2) - Weimann/Aston Villa (22/8). - Trainer: Koller

Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien)

Tore: 1:0 Klose (33.), 2:0 Kroos (51.), 3:0 Müller (88.)

Zuschauer: 68.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Neuer, Kroos - Almer

Gelbe Karten: Reus, Khedira, Klose - Weimann, Kavlak (2), Pogatetz, Klein