Die deutschen Fußballfrauen verlieren nach 20 Jahren erstmals wieder ein EM-Spiel und bieten beim 0:1 gegen Norwegen eine enttäuschende Leistung. Am Sonntag ist Italien Gegner im Viertelfinale.

Kalmar. Die historische Niederlage trieb Silvia Neid tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. „Die erste Halbzeit war unterirdisch“, sagte die Bundestrainerin nach dem 0:1 (0:1) der deutschen Fußballerinnen im letzten EM-Gruppenspiel gegen Norwegen und sparte zum Abschluss einer ernüchternden Vorrunde nicht mit Kritik: „Alles war viel zu träge, ideenlos.“ Nach ihren deutlichen Worten versammelte Neid ihren Trainerstab und Managerin Doris Fitschen an der Seitenlinie. Die Chefetage hielt noch im Innenraum der Kalmar-Arena minutenlang Kriegsrat und suchte nach Ansätzen, wie nach dem verpassten Gruppensieg im Viertelfinale am Sonntag gegen Italien noch die Wende zum Guten gelingen könnte.

Klar ist: Nach der Niederlage gegen die Norwegerinnen, die ebenfalls bereits für die Runde der letzten acht qualifiziert waren, geht der Rekordtitelträger nicht als Favorit in die K.-o.-Phase. „Wir haben um das Tor gebettelt. So haben wir gegen die Italienerinnen keine Chance“, sagte Saskia Bartusiak. Neid gab der Auftritt ihres Teams Rätsel auf: „Wenn eine Spielerin den Ball hatte, wollte höchstens eine andere den Ball haben. Das ist zu wenig für einen Gegner wie Norwegen. In der zweiten Halbzeit haben sie sich viel besser bewegt, viel mehr Tempo gezeigt. Mir hat das gezeigt, dass sie es eigentlich können, es aber in der ersten Halbzeit nicht abgeruft haben – die Frage ist, wieso?“

Ingvild Isaksen (45.+1) hatte mit dem einzigen Treffer des Tages die historische Niederlage der DFB-Elf perfekt gemacht. Es war die erste EM-Pleite der Deutschen seit mehr als 20 Jahren (1:3 gegen Dänemark am 3. Juli 1993) und 28 Spielen ohne Niederlage in Folge. „Das war mir nicht klar, ist mir aber ehrlich gesagt auch egal“, sagte Neid: „Alles geht einmal zu Ende.“ Zum ersten Mal seit 16 Jahren beendete die Auswahl eine EM-Vorrunde nicht als Gruppensieger. Durch die Niederlage steht zudem ein Umzug an: Es geht vom zweiten EM-Quartier auf der Ostsee-Insel Öland zurück in den ersten Endrunden-Standort nach Växjö.

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Vor 10.346 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Kalmar fehlte der deutschen Mannschaft, die von Neid aufgrund der personellen Probleme auf 23,5 Jahre im Durchschnitt verjüngt werden musste, die Genauigkeit im Aufbauspiel. Dazu kamen zahlreiche technische Fehler auf beiden Seiten, die das Spiel über weite Strecken zu einem Langweiler machten. In der zweiten Halbzeit wurde es etwas besser, doch Tempo und Qualität ließen auch in den zweiten 45 Minuten zu wünschen übrig.

Statistik

Deutschland: Angerer/Brisbane Roar (34 Jahre/121 Länderspiele) – Wensing/VfL Wolfsburg (20/14), Krahn/Paris St. Germain (28/91), Bartusiak/1.FFC Frankfurt (30/71), Maier/Bayern München (20/12) – Keßler/VfL Wolfsburg (25/15), Laudehr/1. FFC Frankfurt (27/62) ab 67. Behringer/1. FFC Frankfurt (27/89) – Lotzen/Bayern München (19/13) ab 79. Däbritz/SC Freiburg (18/2), Marozsan/1. FFC Frankfurt (21/21), Leupolz/SC Freiburg (19/5) ab 67. Mittag/LdB FC Malmö (28/94) – Okoyino da Mbabi/1. FFC Frankfurt (25/82). – Trainerin: Neid

Norwegen: Hjelmseth – Mjelde, Lund, Holstad Berge, Akerhaugen – Tofte Ims ab 58. Gulbrandsen, Isaksen, Dekkerhus – Haavi an 78. Stensland, Hegerberg, Thorsnes ab 58. Hansen. – Trainer: Pellerud.

Schiedsrichterin: Esther Staubli (Schweiz)

Tor: 0:1 Isaksen (45.+1)

Zuschauer: 10.346

Beste Spielerinnen: Keßler, Marozsan – Hegerberg, Isaksen

Gelbe Karten: – Tofte Ims