Gegen Europameister Norwegen reicht der Elf von Silvia Neid am Mittwoch ein Remis zum Gruppensieg. Qualifiziert ist das Team schon, weil Dänemark und Finnland nicht über ein 1:1 hinaus kamen.

Färjestaden. Die Bundestrainerin genoss die Sonne auf einer Parkbank, die Team-Managerin schlenderte an den Schaufenstern entlang, die Spielerinnen erkundeten den Strand. Vor dem letzten EM-Gruppenspiel am Mittwoch in Kalmar gegen Norwegen (18.00 Uhr/ARD und Eurosport) machten die deutschen Fußballerinnen auf Öland für kurze Zeit genau das, wofür die Insel bekannt ist: Urlaub. Die Entspannung war aber nur eine Momentaufnahme und wich rasch wieder der Konzentration. Schließlich braucht der Titelverteidiger, der durch das 1:1 zwischen Dänemark und Finnland am Dienstagabend auf dem Sofa das Viertelfinale erreicht hat, noch einen Punkt für den Gruppensieg.

„Das wird ganz bestimmt nicht einfach. Die Norwegerinnen werden alles daransetzen, uns zu schlagen, um Gruppenerster zu werden. Uns wird mit Sicherheit nichts geschenkt werden“, sagte Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi mit Blick auf die abschließende Vorrundenpartie gegen den zweimaligen Europameister, die unter jenen Vorzeichen eines letzten Gruppenspiels steht, die den anderen Rivalen gar nicht gefallen: Bei einem Remis können beide Teams nicht mehr von der Spitze der Gruppe verdrängt werden.

Auf einen Punkt zu spielen, kommt für Silvia Neid aber nicht infrage. „Ich halte ich nichts davon, auf Unentschieden zu spielen. Wir wollen unser Spiel machen und gehen in die Partie, um zu gewinnen“, sagte die Bundestrainerin, die bei der EM in Schweden ohne sechs verletzte oder kranke Stammkräfte auskommen muss. Auch Nadine Keßler hält nichts von Taktiererei. „Auf ein Unentschieden zu spielen, hat noch niemandem was gebracht. Wir wollen gewinnen“, äußerte die 25-Jährige.

Im bisher letzten Duell mit den Norwegerinnen reichte es für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die den sechsten EM-Triumph in Folge und den achten insgesamt anpeilt, für einen Sieg. Beim Algarve-Cup im März in Portugal setzten sich die Deutschen, die seit mittlerweile 28 EM-Partien ungeschlagen sind, mit 2:0 durch. Insgesamt spricht die Bilanz (17 Siege, 13 Niederlagen, 5 Unentschieden) für die deutsche Mannschaft, die von der Trainerin aufgrund der personellen Schwierigkeiten stark verjüngt (23,5 Jahre im Durchschnitt) werden musste.

Ein weiteres personelles Problem muss Neid, in deren Kader nur noch neun Europameisterinnen von 2009 und zehn Teilnehmerinnen der WM 2011 stehen, am Mittwoch beheben. Da die linke Außenverteidigerin Jennifer Cramer gelbgesperrt ist, wird die Bundestrainerin zu einer Umstellung gezwungen. Wahrscheinlich rückt die rechte Außenverteidigerin Leonie Maier auf links. Neu ins Team wird Luisa Wensing kommen, sie wird anstelle von Maier rechts verteidigen. Neid, die bei ihren Spielerinnen ein „wenig Müdigkeit“ nach dem Umzug von Växjö an die Ostsee festgestellt hat, favorisiert diese Variante: „Das könnte so sein.“

Außer der erzwungenen Umstellung sind keine Veränderungen im Vergleich zum 3:0 gegen Island zu erwarten. Schließlich hatten die Spielerinnen, die im Fall des Titelgewinns die EM-Rekordprämie in Höhe von 22.500 Euro kassieren würden, am Sonntag über weite Strecken Wiedergutmachung für das enttäuschende 0:0 zum EM-Auftakt gegen die Niederlande betrieben. „Das war schon ganz gut, aber wir müssen uns weiter steigern“, sagte die gegen Island überzeugende Spielmacherin Dzsenifer Marozsan.

Nach Ansicht von Marozsans Teamkolleginnen hätte ein Sieg gegen Norwegen außerdem einen positiven Nebeneffekt: Er würde die etwas flatterhaften Nerven der jungen Spielerinnen weiter beruhigen. „Für das Selbstvertrauen wäre ein Erfolg gegen einen EM-Mitfavoriten richtig gut“, äußerte Spielführerin Nadine Angerer.

So könnten sie spielen: Angerer – Wensing, Krahn, Bartusiak, Maier – Keßler, Goeßling – Lotzen, Marozsan, Leupolz – Okoyino da Mbabi.