Zuweilen sind Fußballer um Worte verlegen, aber Clemens Fritz, Mannschaftskapitän von Werder Bremen, kommentierte den Abgang seines Trainers Thomas Schaaf trefflich: "Sicherlich wurde viel spekuliert. Aber wenn es dann ausgesprochen ist, ist es ein Moment, der unter die Haut geht." Und so erging es am Mittwoch wohl vielen - aus der ganzen Republik wurden Stimmen vernehmbar, die das Werk des 52-Jährigen würdigten.

Vom Bürgermeister bis zum Literaten war alles dabei, und das mit gutem Grund: Schaaf hat für den eher mittelständisch strukturierten Verein von der Weser im Wortsinn Wunderbares geleistet und ihn auf jene Bühnen gebracht, die eigentlich den Großen der Branche vorbehalten sind. Und das mit einem Fußball, bei dem immer die Urmotivation des Spiels im Vordergrund stand: Tore zu schießen, zu agieren statt zu reagieren. Durch seine Vertragsdauer und seine etwas sperrige Grandezza wurde er so zu einem Unikum der Liga, ja des Sports insgesamt.

Es war nicht leicht für die Werder-Verantwortlichen, nach zuletzt drei schwachen Jahren jetzt einen neuen Weg zu gehen; doch bei allem Verständnis für die Problematik, sich ehrenvoll von Schaaf zu trennen - so schlecht hätte es nicht laufen müssen. Man hätte sich gut eine Woche lang aus dem Weg gehen und das letzte Spiel in Nürnberg gemeinsam absolvieren können, um dann stilvoller Abschied zu nehmen. Das Besondere dieses Vereins Werder Bremen, diese familiäre Atmosphäre, hat der neue Manager Thomas Eichin jedenfalls mit Füßen getreten. Auf seinem Konto stehen bis jetzt seit Amtsantritt im Februar null Siege und eine Legenden-Demontage. Da jetzt auch noch die letzten echten Leistungsträger gehen werden und die Kassen trotz der zu erwartenden Ablösen leer sind, steht der Sportchef vor dem Nichts. Ihm muss jetzt nicht weniger gelingen als ein neues Wunder von der Weser. Wenn er scheitert, wird die Sehnsucht nach Schaaf schnell wieder wachsen.