Trotz Klassenerhalts trennt sich Werder Bremen von Thomas Schaaf nach 14 Jahren. Der Zeitpunkt kommt mehr als überraschend - auch für die Mannschaft.

Bremen. Der dienstälteste Trainer der Bundesliga geht. Wenige Tage nach seinem 14-jährigen Dienstjubiläum hört Thomas Schaaf als Trainer beim SV Werder Bremen auf. Am Mittwoch überraschte der Fußball-Bundesligist mit der Mitteilung, dass der 52 Jahre alte Trainer bereits am Sonnabend nicht mehr auf der Bank sitzen wird.

Der Zeitpunkt dieser Meldungen ist mehr als überraschend. Schaaf arbeitete 14 Jahre als Chefcoach von Werder und prägte eine Ära. Mit dem 1:1 am vergangenen Spieltag zu Hause gegen Eintracht Frankfurt retteten die Norddeutschen die Klasse. Eine mäßige Saison nahm somit ein glimpfliches Ende. Über eine Trennung von Schaaf wurde zuletzt offen diskutiert. Doch einen Spieltag vor Saisonende und mit dem Klassenerhalt im Rücken ist der Zeitpunkt der Entscheidung mehr als fraglich.

Auch für die Bremer Profis kam das plötzliche Aus für Schaaf unerwartet. „Für uns alle war es ein Stück weit überraschend. Sicherlich wurde viel spekuliert. Aber wenn es dann ausgesprochen ist, ist es ein Moment, der unter die Haut geht“, sagte Kapitän Clemens Fritz. Der Werder-Profi sagte über die Verabschiedung des Coaches: „Dass das emotional war, ist klar. Er hat hier 14 Jahre gearbeitet, das ist eine lange Zeit. Er hat großartige Arbeit für Werder Bremen geleistet. Wir alle können ihm nur danken.“

Die Trennung ist nach Angaben des Vereins „einvernehmlich“ erfolgt und Ergebnis eines Gesprächs am Dienstag. Schaaf werde auf eigenen Wunsch nicht mehr beim Spiel in Nürnberg auf der Bank sitzen, teilte der Verein mit. Die Co-Trainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach übernehmen Schaafs Job bis zum Saisonende.

„Wir haben wie angekündigt in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen“, begründete Thomas Eichin den überraschenden Schritt. Der Mager lobte die „grandiose Arbeit“ von Schaaf gewürdigt und sieht sich „mit Thomas absolut im Reinen“. Werder habe „dem Wunsch von Thomas entsprochen, dass er das Spiel in Nürnberg nicht mehr macht“.

Schaaf selbst sagte: „Ich hatte hier eine außergewöhnliche Zeit, verbunden mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen. Ich möchte mich bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben, bedanken. Ich wünsche Werder Bremen eine erfolgreiche Zukunft.“

Eichin will die Trainersuche in Bremen „mit der nötigen Seriosität und Ruhe“ angehen. Bislang habe man sich komplett auf den Klassenerhalt fokussiert. „Natürlich habe ich einige Gedankenspiele, aber die werde ich hier und heute nicht mitteilen“, sagte Eichin. Es werde allerdings definitiv ein Trainer von außen kommen.

Auf die Frage nach kolportierten Namen wie Mehmet Scholl oder Holger Stanislawski antwortete er: „Ich mache nicht den Fehler und kommentiere oder dementiere irgendwelche Trainernamen.“ Beide hatten zuvor bei „„sport1.de“ jedoch bekundet, keine Ambitionen auf den Werder-Tranerposten zu haben.

Der gebürtige Mannheimer Schaaf hat mit Werder in 14 Jahren einmal die Meisterschaft und dreimal den Pokal gewonnen. Sechsmal spielte der Club in seiner Dienstzeit in der Champions League. Zuletzt verpasste der Club allerdings dreimal einen internationalen Wettbewerb und spielte in dieser Saison bis zum vorletzten Spieltag gegen den Abstieg.

Netzer lobte Werder noch am Montag für Treue zu Schaaf

Kurios: Erst am Montag lobte Günter Netzer Werder Bremen für die Treue zu Schaaf: „Ich finde es großartig, dass Werder Bremen Trainer Thomas Schaaf behalten hat. Das strahlt große Souveränität aus. Es war die richtige Entscheidung. Jeder andere Trainer wäre in dieser Situation die schlechtere Lösung gewesen“, sagte Netzer bei einer Podiumsdiskussion mit Uwe Seeler im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten. Der 61 Jahre alte gebürtige Mönchengladbacher war sogar der Überzeugung, dass es mit Schaaf an der Weser wieder bergauf gehe. „Den müssen sie unbedingt behalten, er wird den Umschwung schaffen. Mit Thomas Schaaf wird es in Bremen wieder sehr viel besser werden.“