Der FC Bayern München kann sich auf seine Bank verlassen – vor allem im Sturm. Im DFB-Pokalhalbfinale gegen Wolfsburg brauchte der eingewechselte Gomez nur sechs Minuten für drei Tore.

München. Drei Tore in sechs Minuten – mit einem Blitz-Hattrick hat Mario Gomez nicht nur das i-Tüpfelchen auf den souveränen Finaleinzug des FC Bayern München im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg gesetzt, sondern sich auch nachhaltig als Ersatz für Mario Mandzukic empfohlen.

Gerade einmal drei Minuten Anlaufzeit benötigte Gomez nach seiner Einwechslung (77. Minute) am Dienstagabend, um den Bayern den schnellsten Torreigen in der Pokalgeschichte zu bescheren. Die Treffer des Stürmers zum 4:1, 5:1 und 6:1 schraubten zwar nur noch das Ergebnis in die Höhe, beeindruckten aber zumindest auch dessen Trainer.

„Man heute gesehen, dass wir drei Topstürmer haben. Ich freue mich für Mario, dass ihm dieser Hattrick gelungen ist“, resümierte Bayern-Coach Jupp Heynckes dem TV-Sender Sky.

Schon vor der abschließenden Gomez-Gala hatte der Bayern-Erfolg einen eindeutigen Vater: Xherdan Shaqiri. Der Ribery-Ersatz überragte vor 71.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena als Wegbereiter der Bayern-Tore von Mario Mandzukic (17. Minute), Arjen Robben (35.) und Mario Gomez (80.) und erzielte das dritte Tor selbst (50.). „Er hat sehr intelligent gespielt“, lobte Heynckes.

Wolfsburg beklagt sich über Ergebnis

„Ich denke, dass man das Spiel schon richtig bewerten muss. Wir haben uns lange Zeit sehr schwergetan. Der Gegentreffer hat uns aufgeweckt. In der zweiten Halbzeit haben wir die Fehler eiskalt ausgenutzt“, sagte Heynckes. „Wir haben sehr gut gespielt. Wir haben es versucht. Das Ergebnis ist zu hoch. Das Spiel war kein 6:1“, sagte Wolfsburgs Naldo in der ARD. VfL-Trainer Dieter Hecking ergänzte: „Wir haben in der Anfangsphase ein gutes Spiel gemacht. Dass wir nach solch einer Leistung sechs Stück bekommen, das waren zwei, drei Tore zu viel. Wir haben in der Anfangsphase einige Fehler gemacht, die so nicht passieren dürfen.“

Durch den Endspieleinzug der Bayern wurden noch zwei Fakten geschaffen. Der Sieger des zweiten Halbfinales startet in der kommenden Saison in der Europa League – unabhängig vom Finalergebnis, da der FC Bayern als deutscher Meister in der Champions League dabei ist. Fest steht auch, dass Bundestrainer Joachim Löw auf seine acht Münchner Nationalspieler bei der USA-Reise verzichten muss. Das Pokalfinale kollidiert zeitlich mit den Testspielen gegen Ecuador (29. Mai) und die USA (2. Juni).

VfL wird zu Mandzukics Lieblingsgegner

Heynckes, der im dritten Finalanlauf erstmals als Trainer den Cup gewinnen kann, musste neben dem rot-gesperrten Franck Ribéry auch auf David Alaba verzichten. Der Österreicher meldete sich wenige Stunden vor dem Anpfiff wegen eines Magen-Darm-Infekts ab. Diego Contento rückte in die Startelf. Für Ribéry durfte Shaqiri auf dem linken Flügel ran und zeigte einen tollen Auftritt . Vor dem 1:0 nahm Robben sein schönes Zuspiel auf, passte flach in den Strafraum und Mandzukic schoss knallhart ein.

Schon in den Bundesligaspielen hatte der Kroate dreimal gegen seinen Ex-Club getroffen. Der Freude folgte ein Schreckmoment. Beim Zusammenprall nach dem Torschuss mit Alexander Madlung tat sich der Stürmer oberhalb des rechten Knies weh, konnte aber nach kurzer Behandlung weitermachen. Die Fans riefen schon jetzt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Kurz nach der Führung bot sich auch Wolfsburg eine Chance. Makoto Hasebe (22.) nahm eine Faustabwehr von Bayern-Torwart Manuel Neuer auf, sein Schuss wurde aber noch von Dante geblockt. Die Bayern waren dominant und effektiver. Shaqiri lief einen Madlung-Fehlpass ab, bediente wieder Robben, und der Niederländer hatte keine Mühe einzuschieben.

Selbstvertrauen für das Barca-Duell

Ein Klassenunterschied war unverkennbar – und doch wurde es dann wieder spannend. Die Wolfsburger Chancen durch Naldo (38.) und Veirinha (43.) überstanden die Bayern unbeschadet, dann überraschte Diego Neuer mit einem Flatterball. Der VfL durfte in der Halbzeitpause Hoffnung schöpfen – und fünf Minuten lang im zweiten Durchgang. Dann schoss Shaqiri nach Robben-Pass flach ins untere Toreck. Die Bayern-Führung war wieder kommod.

Die Wolfsburger mühten sich ohne Durchschlagskraft und brachten Offensivkräfte. Die Bayern ließen den Ball aber laufen und schlugen dann wieder eiskalt zu. Joker Gomez hatte nach Pässen von Shaqiri und zweimal Schweinsteiger keine Mühe, zum Hattrick binnen sechs Minuten zu vollenden.

Der Rekordmeister- und Pokalsieger sammelte durch den Erfolg weiteres Selbstvertrauen für den Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona (23. April und 1. Mai). Gegen Messi und Co. müssen sich die Bayern allerdings steigern, um auch ins Endspiel der Königsklasse am 25. Mai in London einzuziehen und eine bisher überragende Saison möglichst mit dem ersten Triple der Vereinsgeschichte zu krönen. Für die ambitionierten Wolfsburger, in der Liga nur enttäuschender Tabellen-13., ist durch das Pokal-Aus auch die letzte Chance dahin, sich doch noch für das internationale Geschäft zu qualifizieren.

Statistik

München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Contento - Martinez, Schweinsteiger - Robben (74. Rafinha), Thomas Müller (63. Luiz Gustavo), Shaqiri - Mandzukic (77. Gomez). - Trainer: Heynckes

Wolfsburg: Benaglio - Fagner (61. Dost), Naldo, Madlung, Rodriguez - Medojevic, Polak (73. Träsch) - Hasebe, Diego, Vieirinha - Olic (73. Helmes). - Trainer: Hecking

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tore: 1:0 Mandzukic (17.), 2:0 Robben (35.), 2:1 Diego (45.), 3:1 Shaqiri (50.), 4:1 Gomez (80.), 5:1 Gomez (83.), 6:1 Gomez (86.)

Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Robben, Shaqiri, Mandzukic - Rodriguez, Vieirinha

Gelbe Karten: Schweinsteiger - Naldo, Polak (2)