Nach dem 9:2-Kantersieg gegen den HSV spricht Bayerns Vorstandsboss über die vertagte Meisterfeier, das bevorstehende Duell mit Juventus Turin im Viertelfinle der Champions League und zitternde Knie.

Einen Tag nach dem Aufsehen erregenden 9:2-Sieg in der Fußball-Bundesliga gegen den Hamburger SV spricht Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge über die Vertagung der Meisterfeier und das bevorstehende Viertelfinal-Duell mit Juventus Turin in der Champions League.

Frage: Karl-Heinz Rummenigge, sind Sie ein bisschen traurig, dass es noch nichts geworden ist mit der 23. deutschen Meisterschaft für Bayern München?

Karl-Heinz Rummenigge: Traurig sind wir nicht, wir sind nicht davon ausgegangen, dass der VfB uns den Gefallen tut, den Sieg oder einen Punkt zu holen. Wir müssen zusehen, dass wir den Sack in den nächsten Wochen zumachen, aber er ist ja schon weitestgehend zu.

Spüren Sie angesichts der bevorstehenden Meisterschaft Genugtuung – schließlich kommt die Schale erstmals seit 2010 nach München...

Rummenigge: Das waren zwei Jahre, die uns ein Stück weit weh getan haben, Momente, die nicht so angenehm sind. Diese zwei Jahre haben den ganzen Klub geärgert. Ich gehe davon aus, dass wir die Schale in den nächsten Wochen holen und dann ist sie da, wo sie das bayerische Selbstverständnis braucht.

Sind Sie trotz der vertagten Feier rundum glücklich?

Rummenigge: Wenn man 9:2 gewinnt, kann man absolut zufrieden sein. Was die Mannschaft gespielt hat, war absolute Weltklasse. Man hat gesehen, dass sie ihre eigene Party veranstalten kann und will. Die Mannschaft hat zum x-ten Mal bewiesen, dass sie ein würdiger und extrem verdienter Meister werden wird. Was sie in dieser Saison gespielt und geleistet hat, ist große Klasse, da kann man nur ein großes Kompliment machen. Und dass es im 50. Jahr der Bundesliga passiert, ist etwas ganz Spezielles, Außergewöhnliches und Schönes.

Muss die Liga auch in den kommenden Jahren derartige Alleingänge des FC Bayern fürchten?

Rummenigge: Es werden wieder Mannschaften am FC Bayern kratzen und versuchen, uns zu ärgern. Aber wir sind gut aufgestellt, der Klub macht derzeit einen sehr stabilen Eindruck. Wir haben große Ziele in den nächsten Jahren, aber dass es kein Selbstläufer wird, das weiß ich.

Hat dieses 9:2 irgendeine Bedeutung für das Spiel am Dienstag in der Champions League gegen Juventus Turin?

Rummenigge: Nein, das ist ein anderer Wettbewerb. Man hat aber gesehen, dass wir nicht chancenlos sind im Viertefinale gegen Juventus. Wir sind gut vorbereitet, alle sind mit absolutem Willen und vollster Konzentration dabei.

Juventus hat seine Generalprobe mit dem 2:1 bei Inter Mailand ebenfalls bestanden. Zittern Ihnen schon die Knie?

Rummenigge: Ich bewege ja meine Oberschenkel immer, damit ich nicht einfriere da oben auf der Tribüne.

Turin spielt ein 3-5-2-System. Wird das dem FC Bayern Probleme bereiten?

Rummenigge: Das Spiel wird nicht von der Taktik entschieden. Wenn wir so spielen (wie gegen Hamburg, d.Red.) haben wir beste Voraussetzungen, das Halbfinale zu erreichen. Wir haben Respekt vor Juve, aber ich denke, Juve hat auch Respekt vor Bayern München. Das wird für beide Mannschaften ein schweres Spiel, aber wir gehen nach diesem Spiel durchaus mit gewissem Optimismus in dieses Spiel.

Und mit Vorfreude?

Rummenigge: Ja, ich freue mich auf das Spiel. Auch, weil wir noch dabei sind, andere große Klubs wie beispielsweise Manchester United sind ja nicht mehr vertreten. Wir gehen mit großer Motivation in dieses Spiel. Das Ziel ist es, trotz des starken Gegners ins Halbfinale zu kommen. Und diese Chance haben wir.