Thomas Meggle hat die Prüfungen an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef erfolgreich abgeschlossen. „Ich gehörte nicht zu den Strebern“, sagt die St.-Pauli-Ikone.

Hamburg. Kaum war Thomas Meggle zurück, schon musste er in die Chefrolle schlüpfen. Weil Trainer Michael Frontzeck nach einer Lungen-OP im Krankenhaus liegt (Abendblatt berichtete), hat beim FC St. Pauli sein Assistent das Sagen. Und dieser darf sich nun ganz offiziell Fußballlehrer nennen. Nach zehn Monaten, in denen Meggle seltener auf dem Platz zu finden war, sondern vor allem die Schulbank drückte, hat er die Prüfungen an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef vergangene Woche abgeschlossen.

"Ich bin sehr froh, dass ich sonntags um 17 Uhr jetzt nicht mehr mit dem Partybus nach Hennef fahren muss und bei der Familie bleiben kann", sagt der Ex-Bundesliga-Profi schmunzelnd über die wöchentlichen Ausflüge auf der A 1. Rund 13.500 Kilometer hat er in den zehn Monaten hinter sich gebracht. Mit der Lehrprobe zum Thema "Balleroberung bei Vertikalspiel des Gegners" endete nun der Prüfungsmarathon zur höchsten deutschen Trainerausbildung. "Ich gehörte nicht zu den Strebern, habe das ökonomische Prinzip angewandt: minimaler Aufwand, maximaler Erfolg", gibt Meggle augenzwinkernd zu.

Ob dabei ähnliche Resultate wie bei seinem früheren Mitspieler und Trainer Holger Stanislawski, der den Lehrgang 2009 als Jahrgangsbester abschloss, herausgesprungen sind, erfährt Meggle erst am kommenden Mittwoch. Dann erhält der 38-Jährige in Bonn das offizielle Zeugnis.

In den über 900 Unterrichtseinheiten lag ein Schwerpunkt auf dem Verhalten des Trainers gegenüber der Mannschaft. "Da bekommt man ständig den Spiegel vorgehalten", erklärt Meggle die für ihn besonders lehrreichen Einheiten. Es reiche nicht, nur ein toller Fußballer gewesen zu sein, "man muss als Trainer auch vor einer Gruppe reden können". Stundenlange Videoanalysen der Mitschüler - darunter Fürths Trainer Frank Kramer, St. Paulis U23-Coach Jörn Großkopf und HSV-Jugendtrainer Otto Addo - konnten jedoch auch zäh werden, "wenn jeder seinen Senf dazugeben muss", berichtet der frühere Spielmacher. Auf der Schulbank in Hennef hat nun Co-Trainerkollege Timo Schultz Platz genommen, der dort aktuell die A-Lizenz erwirbt.

Ansprüche auf einen Chefposten erhebt Meggle nach dem Abschluss keineswegs. "Ich fühle mich in meiner Rolle derzeit sehr wohl", sagt der Co-Trainer. Auch jetzt ruft er täglich bei Frontzeck im Krankenhaus an, um Trainingsinhalte abzustimmen.