Die Hamburger bleiben vorerst im Abstiegskampf. Die Gründe: fehlende Konstanz, kaum Konkurrenzkampf, und jetzt fehlt auch noch die Ordnung.

Hamburg. Michael Frontzeck hat es derzeit nicht leicht als Trainer des FC St. Pauli. Klar, die Mannschaft hat drei der letzten vier Spiele gewonnen und sich ein Punktepolster "angefressen", das es zu verteidigen gilt. Der Trainer hat den Verein vorerst von den akuten Abstiegsängsten befreit, denkt und spricht positiv, verlangt immer wieder Zeit und gesteht den vielen jungen Profis Auszeiten zu. Doch immer dann, wenn Frontzeck ein Problem gelöst hat, wenn ein Lernprozess abgeschlossen scheint, ploppt an anderer Stelle die nächste Baustelle auf. Klappt das eine, geht etwas anderes schief. Eine langweilige Saison mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld, wie in der Winterpause erhofft, wird es nicht geben. Das hat die 2:4-Niederlage beim 1. FC Union Berlin am vergangenen Freitag dramatisch bewiesen. St. Pauli ist noch nicht bereit für das Mittelmaß. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Die fehlende Konstanz: Michael Frontzeck hatte einen guten Start beim FC St. Pauli, holte bis zum Ende der Hinrunde 14 Punkte in acht Spielen und führte die Mannschaft von Platz 17 auf Platz zwölf. Nach einer kompletten Runde unter dem Trainer Frontzeck ist St. Pauli jedoch nicht so gefestigt, wie es nach der Winterpause zu erwarten war. Herbe Niederlagen wie in Sandhausen und unnötige Unentschieden wie gegen Ingolstadt und Cottbus wechseln sich mit überzeugenden und glücklichen Siegen ab. St. Pauli bleibt eine Wundertüte.

Der kleine Kader: Die fehlende Konstanz hängt sicher auch mit den vielen Ausfällen zusammen. Ob Sperren durch Platzverweise oder Verletzte: Seit der Winterpause muss sich der Trainer regelmäßig Gedanken darüber machen, welchen Amateurspieler er mit in den Kader nehmen könnte. Die vergangenen Spiele haben gezeigt: Die Mannschaft ist kurzfristig in der Lage, akute Personalsorgen wegzustecken, über einen längeren Zeitraum aber nicht. 24 Profis, darunter vier Torhüter, der Langzeitverletzte Sören Gonther und Profineuling Marcel Andrijanic sind zu wenig. "Wir haben aktuell einen sehr engen Kader. Gerade durch die Verletzungen ist das auf Dauer nicht gut. Die Konkurrenzsituation im Training fehlt so", weiß Sportdirektor Rachid Azzouzi, der bereits ankündigte, den Kader in der nächsten Saison aufstocken zu wollen. Neben weiteren Talenten mit Perspektive sollen auch Profis mit mehr Erfahrung geholt werden, denn auch das ist ein Problem: Gerade die Offensivabteilung der Hamburger ist gespickt mit Spielern, die das 22. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, die zum großen Teil erstmals eine komplette Saison als Stammspieler absolvieren. Leistungsschwankungen und Instabilität sind da eine erwartbare Folge.

Die fehlende Ordnung: Nach der Torflaute zu Beginn der Rückrunde macht nun die Defensive Probleme. Gegen Union Berlin gingen jedem Gegentor individuelle Fehler voraus. Damit nicht genug: Die spielstarken Berliner hatten wenig Mühe, St. Pauli unter Druck zu setzen und sich Chancen zu erarbeiten. Auch in den Spielen zuvor, gegen Aalen und Regensburg, offenbarte die von Frontzeck zu Beginn viel zitierte "Ochtnung" einige Lücken. Nach den Umstellungen durch die Sperren für Markus Thorandt und Florian Mohr sowie dessen Grippe wirkt die Abwehr nicht mehr so zuverlässig wie zuvor.

Fazit: Der FC St. Pauli muss sich darauf gefasst machen, dass - gerade mit Blick auf das Restprogramm und die stetig punktende Konkurrenz - ein positiver Restverlauf der Saison nur gesichert ist, wenn die Mannschaft ihr Potenzial regelmäßig abrufen kann.