Hannovers Torwart Markus Miller meldet sich nach elf Wochen in einer Privatklinik wieder einsatzbereit

Hannover. Sein Lächeln wirkte nicht gespielt. Es signalisierte eine große Portion Selbstbewusstsein. "Ich bin gesund zurück und fühle mich wohl. Und ich habe gemerkt, dass Fußball meine große Leidenschaft ist", sagte Markus Miller. Die Rückkehr eines Torhüters, der Hannover 96 elf Wochen lang wegen der Behandlung einer mentalen Erschöpfung gefehlt hatte, war gestern auch ein Medienereignis. Dass Miller den Mut aufgebracht hatte, sich zu seinen Problemen öffentlich zu bekennen und nach einem Aufenthalt in einer Gelsenkirchener Privatklinik in den Profisport zurückzukehren, bescherte ihm eine enorme Aufmerksamkeit. "Ich bin überrascht über das große Interesse an meiner Person. Ich war doch nur elf Wochen weg", sagte der Schlussmann.

Miller gehört in Hannover zu jenen Torhütern, die das schwere Erbe von Robert Enke angetreten haben. Der frühere Nationalspieler hatte sich im November 2009 nach schweren Depressionen das Leben genommen. "Es gibt wenig Parallelen. Aber Roberts Schicksal hat auch eine Rolle dabei gespielt, meine Probleme öffentlich zu machen", sagte Miller, der bei seiner gestrigen Rückkehr von 96-Manager Jörg Schmadtke begleitet wurde. Die Verantwortlichen von Hannover 96 hatten alles nur Erdenkliche unternommen, um Miller eine möglichst behutsame Rückkehr ins Rampenlicht zu ermöglichen. "Man sollte seinen Vorgang als normal betrachten. Der Fall von Markus Miller zeigt, dass ein Weg zurück immer möglich ist und dass wir Schwächeperioden gemeinsam überstehen können", sagte Schmadtke.

Miller machte gestern kein Geheimnis daraus, dass er sich zwar auf das Wiedersehen mit den Kollegen gefreut habe, ihm jedoch der Trubel um seine Person nicht leichtgefallen sei. Die Therapeuten haben mit ihm auch darüber gesprochen, welchen Druck es bedeutet, wenn er als Reservetorhüter in ein voll besetztes Fußballstadion zurückkehren wird. "Ich habe damit keine Erfahrung. Aber ich bin neu aufgestellt. Körperlich bin ich auf einem sehr guten Niveau. Es fehlt nicht viel", findet Miller. In der Tat zeigte er gestern im Training schon wieder gute Paraden. Eine Rückkehr in den Kader am Sonnabend (18.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de) zum Nord-Derby gegen den HSV komme allerdings auf jeden Fall noch zu früh.

Die Rückkehr von Miller ist keine Selbstverständlichkeit, weil nur wenige Profis bisher den Mut aufgebracht haben, sich öffentlich zu psychischen Problemen zu bekennen und ihre Karriere für eine Behandlung zu unterbrechen. Miller scheint aus seiner Zwangspause mental gestärkt hervorzugehen, zumindest wirkte er gestern erstaunlich souverän. Der Familienvater bedankte sich ausdrücklich bei seiner Frau, seinen Beratern und vielen Kollegen, die ihm Mut zugesprochen haben. Zu den Personen aus dem Umfeld von Hannover 96, die Millers Familie Hilfe angeboten haben, gehörte auch Teresa Enke - die Witwe des verstorbenen Nationaltorhüters.

Was Miller mit Blick auf Enkes Suizid und sein eigenes Schicksal zu sagen hatte, war nicht nur optimistisch, sondern klang auch nachdenklich. "Wir Fußballer sind nur Menschen, keine Maschinen. Man sollte die Menschlichkeit nicht vergessen", meinte jener Mann, dessen Karriere in den vergangenen Jahren nicht nach Wunsch verlaufen war. Als Stammtorhüter des Karlsruher SC hatte er sich vor fünf Jahren einen Kreuzbandriss zugezogen. Bei Hannover 96 kämpfte Miller seit Sommer 2010 darum, wieder im bezahlten Fußball Fuß zu fassen. Doch Trainer Mirko Slomka mochte seine Leistungen nicht mit einem Stammplatz würdigen. Zudem litt Miller an einer mentalen Erschöpfung, die er Anfang September öffentlich machte. Miller gab keine näheren Einblicke in seine Therapie: "Ich möchte nur so viel verraten: Kein Arzt hat mir vorgeschrieben, was ich tun muss. Ich war der Chef. Und es war absolut die richtige Entscheidung, meine Probleme öffentlich zu machen."

Den Anstoß gab am Ende wohl auch ein Gespräch mit Präsident Martin Kind. Der lobte Millers Mut: "Sein Entschluss verdient höchsten Respekt."