Rafatis Verzweiflungstat schockt Heimatverein und Liga

Der Selbstmordversuch von Babak Rafati hat bei Fans, Vereinen und Verantwortlichen Entsetzen ausgelöst. Das Umfeld des gebürtigen Hannoveraners reagierte mit Bestürzung auf dessen Verzweiflungstat. "Das war ein Schock. Ich habe gleich das Schlimmste gedacht, als ich gehört habe, dass er blutüberströmt gefunden wurde", sagte Günter Frixe, Abteilungsleiter der SpVgg Niedersachsen Döhren, Rafatis Heimatverein. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich gehört habe, dass er durchkommt", so der 73-Jährige, der Rafati seit 20 Jahren kennt. Frixe hat den Unparteiischen als korrekten, bescheidenen jungen Mann kennengelernt, wie er sagt, und regelmäßig telefonischen Kontakt zu ihm gepflegt. Einen Einblick in Rafatis Innenleben schienen aber weder er noch andere Vereinsmitglieder zu haben. "Wir können uns keinen Reim auf die Gründe machen", sagte Frixe. Eines schließe er aus: "Ich kann mit überhaupt nicht vorstellen, dass er Burn-out gehabt haben könnte."

Jörg Schmadtke, Sportdirektor von Hannover 96, warnte davor, voreilige Schlüsse in Bezug auf Rafatis Motive zu ziehen: "Ich kann dazu wenig sagen. Man sollte auch nicht anfangen zu spekulieren, wenn man die Begebenheiten nicht kennt", so Schmadtke.

In Hannover war der Sparkassen-Filialleiter Rafati stets gern gesehen. "Es ist für uns erschreckend, weil Babak ein guter Freund ist und in der Mannschaft immer gut aufgenommen wurde", sagte 96-Trainer Mirko Slomka, als er vom Suizidversuch erfuhr.

Auch Horst Heldt, Manager beim FC Schalke 04, war angesichts der Verzweiflungstat Rafatis tief betroffen: "Wir waren geschockt und bestürzt. Es war auch nicht einfach für das Schiedsrichtergespann um Knut Kircher bei unserem Spiel. Die Kollegen kennen ihn ja noch näher als wir." Held hatte Rafati noch als Aktiver auf dem Rasen erlebt. "Ich kenne ihn ganz gut. Ich bin kein Experte, aber wer einen solchen Weg geht, wird enorme Probleme haben, bei denen wir ihm jetzt helfen müssen. Wir sollten aber nicht über die Motive spekulieren, weil wir noch viel zu wenig wissen", so der 43-Jährige.

Lukas Podolski, der als Kölner Spieler infolge der Spielabsage am Sonnabend direkt von dem Ereignis betroffen war, reagierte ebenfalls verhalten in Bezug auf die Hintergründe der Tat: "Es ist schon erstaunlich, in welcher Häufigkeit das alles passiert. Aber man muss immer aufpassen, dass man nicht alle Themen in Zusammenhang mit dem Fußball stellt. Man weiß ja nicht, was dahintersteckt", sagte der Nationalspieler. Eine Diskussion über zu hohe Belastungen und damit einhergehende seelische Qualen im Schiedsrichterwesen ist aber dennoch aufgebrochen. "Das ist ein Ereignis, das zu denken gibt", sagte Bayern-München-Trainer Jupp Heynckes, "da sieht man auch, dass Menschen allgemein - und besonders Schiedsrichter - unter ungeheurem Druck stehen. Das sind Dinge, die einen zum Nachdenken bringen." Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Bernd Heynemann sagte, ein Suizid kurz vor einem Spiel sei "ein ganz deutliches Zeichen". Man müsse aber die Gründe für einen Suizidversuch kennen, bevor man diskutiere.