Der Bundestrainer prüft einen Einsatz des Duos Götze/Özil. Mertesacker verdrängt Hummels oder Badstuber in der Innenverteidigung.

Düsseldorf. Das Ziel von Joachim Löw für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heißt Perfektion. Als nächsten Schritt fordert der Bundestrainer die sportliche Qualifikation als erstes Team des Kontinents für die Europameisterschaft 2012 mit einem Sieg gegen Österreich am Freitag (20.45 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) in Gelsenkirchen. „Wir haben die Chance, uns definitiv für die EM zu qualifizieren. Wir gehen davon aus, dass wir den Sieg, den wir noch brauchen, schaffen“, sagte Löw.

Der achte Sieg im achten Spiel des Ausscheidungsrennens zum Kontinental-Turnier (8. Juni bis 1. Juli), für das bisher nur die Gastgeber Polen und Ukraine als Teilnehmer feststehen, soll aber nur eine Etappe zu einem Rekord darstellen. Werden im Oktober in Istanbul auch die Türkei und anschließend in Düsseldorf noch Belgien bezwungen, würde das junge Team in der glänzenden Serie von EM-Qualifikationen seit 1972 ein neues Highlight setzen. „Wir wollen alle Qualifikationsspiele gewinnen, das hat es so noch nie gegeben“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. „Wir werden auch den Österreichern klar machen, dass für sie bei uns nichts zu holen ist.“

Nach dem 2:1 im Hinspiel am 3. Juni in Wien, bei dem der diesmal wegen einer Verletzung fehlende Mario Gomez für die DFB-Auswahl zwei Tore erzielte, geht es für die Österreicher um die allerletzte Möglichkeit, sich als Gruppenzweiter noch an der Türkei und Belgien vorzuschieben und über die Playoff-Partien die EM-Teilnahme zu sichern. „Das ist ein anspruchsvoller Gegner, er wird heiß sein, noch auf den EM-Zug zu springen“, sagte Thomas Müller. Neben David Alaba, seinem Teamkollegen vom FC Bayern, stehen in Christian Fuchs (Schalke), Emanuel Pogatetz (Hannover), Julian Baumgartlinger (Mainz), Marko Arnautovic (Bremen), Martin Harnik (Stuttgart) und Erwin Hoffer (Frankfurt) sechs weitere in Deutschland tätige Profis im Austria-Team. „Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt. Es ist auffällig, dass sie gegen gute Gegner gut spielt, gegen schwächere aber Schwierigkeiten hat“, sagte Löw.

Beim Training in der Esprit-Arena in Düsseldorf testete der Chefcoach die personellen Varianten, auf die er sich im Gegensatz zum 3:2-Erfolg gegen Brasilien am 10. August einlassen muss. Da Mesut Özil, der wieder dabei ist, in die Startelf zu integrieren ist, lautet Löws Problemstellung für das Mittelfeld: Soll der Dortmunder Mario Götze in der Basisformation bleiben, auch wenn mit dem Real-Madrid-Profi ein ähnlich veranlagter Spieler spielen wird? „Die Möglichkeit besteht, das ist klar. Götze war gegen Brasilien überragend, aber auch Kroos war gut. Man muss sehen, wie es zu lösen ist“, sagte Löw.

Im Training erprobt er die reizvolle Variante, die Lukas Podolski den Job in der Startelf kosten. „Zuletzt hat Lukas nicht immer seine Qualitäten abgerufen“, sagte Löw. Nachdem der Kölner zuletzt nach einer Krankheit beim 1. FC Köln nicht richtig fit war, könnte Löw einen Grund finden, ihn zu schonen und dann beim anschließenden Testspiel am Dienstag in Danzig gegen sein Geburtsland Polen wieder einsetzen. Für Miroslav Klose, der ebenfalls in Polen geboren wurde, bieten nach dem Ausfall von Gomez beide Länderspiele die Chance, in der „ewigen“ Torschützenliste des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit derzeit 61 Treffern den Abstand auf Legende Gerd Müller (68) zu reduzieren.

Ein weiteres Problem plagt Löw in der Innenverteidigung. Per Mertesacker, der mit dem Transfer von Bremen zum FC Arsenal als vierter Nationalspieler innerhalb eines Jahres nach Özil, Sami Khedira (Real Madrid) und Klose (Lazio Rom) ins Ausland wechselt, drängt nach halbjähriger Abwesenheit wieder in die Rolle des Abwehrchefs. Der Dortmunder Mats Hummels war zuletzt im Begriff, sich als defensive Führungsfigur zu profilieren. Entweder Hummels oder der Münchner Holger Badstuber müssten für Mertesacker weichen. „Er hat immer gut gespielt in der Nationalmannschaft“, sagte Löw über den 27-jährigen Mertesacker, der aber für die Verhandlungen in London über seinen Wechsel eine Trainingseinheit verpasste.

Zwischen den Übungseinheiten führten Löw und Teammanager Oliver Bierhoff die letzte Gespräche zum Fall von Lahm und dessen Buchveröffentlichung. Die Mitglieder des Spielerrats wurden einzeln informiert und angehört. Die Kuh ist vom Eis, das die Teamleitung nervende Thema abgeschlossen. „Es ist abgehakt“, teilte Bierhoff mit. „Es ist wichtig, dass wir uns wieder auf den Fußball konzentrieren“, erklärte Löw.

Mit besonderen Emotionen wird das Duell gegen die Österreicher für Manuel Neuer verbunden sein. Erstmals läuft der gebürtige Gelsenkirchener als Torwart von Bayern München in der Schalker Arena auf. Dass ihm Schalke-Fans im Publikum seinen Wechsel verübeln könnten, schließt Neuer aus. „Ich weiß nicht genau, was mich erwartet. Aber ich glaube, dass deutsche Fans nicht gegen Spieler im deutschen Trikot pfeifen.“