Ex-Bundestrainer Rudi Völler wirft dem Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft fehlenden Anstand vor.

München. Philipp Lahm hat sich als Buchautor den Zorn von Ex-Teamchef Rudi Völler zugezogen: "Interna aus dem DFB-Team-Kreis öffentlich zu machen zeigt, dass er keinen Funken Anstand hat. Aber mich wundert bei Lahm nichts mehr. Das Interview bei der Weltmeisterschaft gegen Ballack war bereits schäbig, erbärmlich. Wer ihm damals noch geglaubt hat, hat ihn nun durchschaut", schimpfte der Sportchef von Bayer Leverkusen und derzeitige Chef Ballacks in der "Bild".

In seinem Buch "Der feine Unterschied", das am kommenden Montag im Handel erscheinen wird, übt der 27-jährige Lahm unter anderem Kritik an seinen Ex-Trainern Völler, Jürgen Klinsmann, Felix Magath und Louis van Gaal sowie am Teamgeist des deutschen Fußball-Nationalteams bei der EM 2008. Völler zielt mit seiner Ballack-Aussage auf Vorkommnisse bei der WM 2010 ab. Lahm hatte damals ein Interview gegeben, in dem er seine Ansprüche auf das Kapitänsamt untermauerte.

Völler sieht nun Handlungsbedarf beim Deutschen Fußball-Bund. Auch der 51-Jährige, von 2000 bis 2004 Teamchef der Nationalmannschaft und 2002 in Südkorea und Japan mit Deutschland Vize-Weltmeister, wird von Lahm im Buch angegriffen. "Es wäre ein Armutszeugnis, wenn ich darauf noch groß antworten würde. Nur eines: Ein Kapitän, der sich durch eine Intrige zum Kapitän macht und anschließend Interna ausplaudert, da sage ich nur - Kompliment!", erklärte Völler ironisch.

Das Buch des Starspielers von Bayern München beschäftigt auch schon die DFB-Spitze um Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Der DFB will aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Bewertung des Buches abgeben. "Um die Situation seriös bewerten und sorgfältig einordnen zu können, müssen unsere Entscheidungsträger erst einmal das Gesamtwerk kennen, um sich so einen kompletten Überblick über die Inhalte und Zusammenhänge zu verschaffen", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

Wenig begeistert über das Buch war auch Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld. "Das ist ja ein Buch, das Kritik übt an seinen Vorgesetzten. Und da fragt man sich, warum hat er die Kritik nicht früher angebracht?", fragte der Schweizer Nationalcoach bei Sky und fügte ebenso kritisch an: "Da ist Philipp Lahm, der eigentlich einen guten Charakter hat und nie negativ auffällt, ein bisschen falsch beraten."

Lahm selbst wollte am Rande des Champions-League-Rückspiels der Bayern in Zürich nichts sagen. "Es ist nicht der richtige Ort, sich darüber zu äußern. Wer das Buch richtig liest, merkt, dass es keine Abrechnung ist", sagte der Bayern-Kapitän.