Ein Kommentar von Peter Wenig

Auf Enthüllungsbüchern von Fußballern liegt kein Segen. Niemand weiß dies besser als Toni Schumacher, der mit seinem Bestseller "Anpfiff" über Alkoholexzesse und Pokerrunden in der Nationalmannschaft seine große DFB-Karriere schlagartig beendete.

Nach den ersten, vorab in "Bild" publizierten Auszügen hat das Werk des Nationalmannschaftskapitäns Philipp Lahm nicht annähernd diese Sprengkraft. Ihn selbst dürfte daher die harsche Reaktion des ehemaligen DFB-Teamchefs Rudi Völler, der Lahm "null Charakter" bescheinigte, am meisten überrascht haben. Lahm hat offenbar schlicht übersehen, dass ein Verstoß gegen ein uraltes Gesetz dieser Branche nicht toleriert wird. Dieses Gesetz heißt: Über Interna aus dem Innenleben seines Teams plaudert man allenfalls beim dritten Bier - aber niemals öffentlich.

Rätselhaft bleibt, was Lahm zu seinem Wechsel von der linken Seite zur Buchseite bewogen hat. Monetäre Gründe scheiden bei einem der bestbezahlten deutschen Fußballer aus. Wahrscheinlicher ist, dass Lahm sein Image als braver Schwiegersohn-Typ ändern wollte. Genau dies ist ihm in der Tat gründlich gelungen.

Lahm wird zwar nicht so hart wie einst Schumacher sanktioniert werden - dafür schätzt ihn Bundestrainer Joachim Löw viel zu sehr. Seiner Stellung als Führungsspieler hat er jedoch massiv geschadet. Auch für viele Fans wird er künftig nicht mehr der kleine Kapitän, sondern ein kleiner Besserwisser sein.

In der "Bild" erscheint heute die Buch-Folge "Kopfwäsche von Rummenigge". Dieses Kapitel wird Lahm in Kürze aktualisieren dürfen.