Heute feiert Miroslav Klose seinen 33. Geburtstag. In Rom unterschrieb der Nationalspieler für zwei Jahre. Weitere Verstärkungen sollen folgen.

Rom/Berlin. Jetzt also Lazio Rom. Nach langem Ringen verlässt Nationalspieler Miroslav Klose die Bundesliga. Dort war er zuletzt nicht mehr glücklich geworden. Trainer Louis van Gaal hatte ihn fast nur auf der Bank schmoren lassen. Und in seltener Einmütigkeit mit dem inzwischen geschassten Holländer sah auch die Bayern-Führung das Ende der Beziehung gekommen. Nach halbherzigem Werben um ihren aktuellen Rekordnationalspieler stand fest: Es ist Schluss. Es gab allerdings einige Bewerber. Lazio Rom hat nun das Rennen gemacht. Damit beginnt für ihn nun mit 33 Jahren ein neues Abenteuer: Erstmals spielt er im Ausland.

Es ist ein Abschied durch die Hintertür. Irgendwie passt das zu dem Mann, der immer schon die leisen Töne bevorzugt hat. Passend ist es auch deswegen, weil Verein und Fans in den vier Jahren nie richtig warm geworden sind mit Klose. Und Klose umgekehrt auch nicht mit dem FC Bayern. Zwar standen am Ende in 150 Pflichtspielen 53 Tore für den Verein zu Buche. Aber es bleibt hängen, dass er in seiner Abschiedssaison in 20 zumeist kurzen Einsätzen nur noch einmal traf. Bei seinem letzten Auftritt im Bayern-Trikot gegen den VfB Stuttgart verabschiedete er sich mit einer absurd vergebenen Chance, als er es schaffte, den Ball aus kürzester Distanz über das Tor zu heben.

Nun gehören schwache Phasen zu Kloses Karriere wie der Salto, den er sich zu Jugendzeiten für eine Wette mit einem Teamkollegen selbst beibrachte. Immer wieder zählten die Experten mit wachsender Häme die Minuten, die seit dem letzten Klose-Tor schon wieder vergangen waren. Doch diesmal hat sich Klose wohl zu lange auf einen seiner größten Vorzüge verlassen: Dass er es entgegen aller Kritik noch einmal schaffen würde.

So wie bei der WM 2010, bei der Klose es fertigbrachte, mit vier Toren tatsächlich eines mehr zu erzielen als in der gesamten Bundesliga-Saison zuvor. Und wie im September 2008, als Klose nach längerer Krise plötzlich drei Mal gegen Finnland traf. „Ich weiß, was ich kann“, pflegt Klose immer dann zu sagen, wenn die negativen Schlagzeilen wieder einmal über ihn hereinbrechen. „Ich weiß, was ich kann.“ Immer wieder. Und am Ende hatte er damit lange Zeit recht behalten. Bis jetzt.

Bei den Bayern konnte Klose noch so fest daran glauben, was er konnte, Louis van Gaals Vertrauen und Geduld waren deutlich begrenzter als die des Bundestrainers. Und die Bayern-Führung mochte am Ende auch nicht mehr als ein Einjahresangebot mit Option auf den Tisch legen. Zu wenig für Klose – der Abschied vom Rekordmeister ist, wenn man so will, die erste wirkliche Niederlage für den unverwüstlichen Mann.

Klose hat stets betont, dass sein letztes großes Ziel der Titel bei der EM 2012 ist, die in seinem Geburtsland Polen stattfindet. Dass sein großer Rivale Mario Gomez zumindest in der Nationalmannschaft keine Konkurrenz für ihn war, darauf hatte sich Klose lange Zeit verlassen können. Doch Gomez hat nicht nur 28 Bundesliga-Tore erzielt, er hat auch seit der WM in acht Länderspielen sieben Mal getroffen – und sein ganz persönliches Nationalmannschafts-Trauma beim Spiel in Wien am vergangenen Freitag auch symbolisch weggeküsst.

Nun also Italien, der Traum der Deutschen. Nach langer Durststrecke hat sich Lazio Rom als Fünfter der Serie A wieder für das internationale Geschäft qualifiziert. Klose muss dort aber regelmäßig treffen, damit er seinen großen Traum nicht von der Löwschen Ersatzbank aus erlebt.

Viele Deutsche haben ihr Glück in Italien gefunden. Den Fürther Ludwig Janda zog es 1949 als ersten deutschen Fußballer über die Alpen. Der Stürmer wechselte für 50.000 Mark zum AC Florenz. Schnellinger, Haller, Briegel, Matthäus, Brehme, Klinsmann, Völler - die Liste der Deutschen in der Serie A ist lang. Der vielleicht erfolgreichste unter ihnen war Oliver Bierhoff.

Der DFB-Manager schoss zwischen 1991 und 2003 in 220 Spielen in den ersten beiden Ligen Italiens in 320 Spielen 150 Tore. Er machte in dieser Woche noch einmal deutlich, dass der DFB bei der EM nur auf Spieler setze, die in ihren Vereinen regelmäßig spielen. Ein unmissverständliches Zeichen vielleicht auch an Klose. In der Vergangenheit schien dieses Gesetz für ihn außer Kraft gesetzt.

Und so geht der „Pfälzer Bub“ auf seine alten Profi-Tage doch noch mal ins Ausland. Wer ihn im „Sommermärchen“ beim Friseurbesuch verschüchtert Englisch hat sprechen hören, mag kaum glauben, dass sich der Mann aus dem 5000-Seelen-Städtchen Kusel in so fremder Umgebung wohlfühlen wird. Doch für sein großes Ziel, Polska 2012, wird Klose nun sogar seinem großen Idol Fritz Walter untreu. „Dehämm“ ist für Klose jetzt in Rom.