Heute feiert Miroslav Klose seinen 33. Geburtstag. In Rom unterschrieb der Nationalspieler für zwei Jahre. Weitere Verstärkungen sollen folgen.

München/Rom. Miroslav Klose sucht sein Glück fortan in Italien. Für seinen Traum von der EURO 2012 in seinem Geburtsland Polen unterschrieb der Torjäger bei Lazio Rom, wo er nach einem verkorksten Jahr bei Bayern München wieder zu alter Stärke finden will, um seinen Platz in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht noch mehr zu gefährden. Dafür hat sich der 33-Jährige in seinen Zweijahresvertrag bei Lazio angeblich sogar eine Einsatzgarantie einbauen lassen.

Auch Bundestrainer Joachim Löw begrüßt den Transfer. «Ich begrüße das. Es ist gut für ihn, wenn er bei einem Verein spielt, wo er gesetzt ist und wieder regelmäßig zum Einsatz kommt», sagte Löw. Beim FC Bayern hatte der derzeit verletzte Klose in der abgelaufenen Saison seinen Stammplatz an Mario Gomez verloren, der dem WM-Torschützenkönig von 2006 zuletzt auch in der DFB-Auswahl mehr und mehr unter Druck setzt.

Am Montag hatte Klose seinen Abschied aus München nach vier Jahren verkündet. Am Donnerstag bestätigte dann Lazio eine Einigung mit dem kopfballstarken Angreifer, der sich auf der Klub-Homepage gleich mit einem Lazio-Schal ablichten ließ. Klose unterzog sich am Donnerstag in Rom noch dem obligatorischen Medizin-Check, ehe er wieder nach München zurückkehrte, um von dort erst einmal in den Urlaub zu starten. Die offizielle Vorstellung des bisherigen Bayern-Stars, der ablösefrei ist, wird deshalb erst am 24. oder 25. Juni erfolgen. Dies bestätigte ein Lazio-Sprecher auf SID-Anfrage.

Nach Angaben italienischer Medien hat Lazio-Chef Claudio Lotito seine Gehaltsofferte für Klose von 1,8 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro netto pro Saison erhöht, nachdem er vom Interesse des türkischen Vereins Galatasaray Istanbul an Klose erfahren habe. Der 109-malige Nationalspieler habe zudem von Trainer Edy Reja eine Stammplatzgarantie erhalten. Dies habe Klose letztendlich überzeugt. Nach Thomas Doll, Karlheinz Riedle und Thomas Hitzlsperger ist er der vierte Deutsche bei Lazio.

Am Mittwoch hatte zunächst noch große Verwirrung über Kloses Zukunft geherrscht. Italienische Medien berichteten über einen Wechsel zu Lazio. Aus der Türkei war wiederum vermeldet worden, dass sich der Nationalstürmer, der jahrelang seine Torerfolge mit einem Salto feierte, mit Galatasaray verständigt habe.

Klose stand zuvor in der Bundesliga beim FC Bayern, beim 1. FC Kaiserslautern und bei Werder Bremen unter Vertrag. Seit der Saison 1999/2000 bestritt der gebürtige Pole 307 Bundesligaspiele, in denen er 121 Treffer erzielte. In der vergangenen Spielzeit brachte er es beim FC Bayern in 20 Einsätzen aber nur auf ein mageres Törchen.

In der Nationalmannschaft ist seine Bilanz aber nach wie vor beeindruckend. Mit 61 Treffern in 109 Länderspielen liegt er als Zweiter der ewigen DFB-Torschützenliste nur noch sieben Tore hinter dem legendären Bomber der Nation, Gerd Müller. Auch nach der WM 2010 in Südafrika war auf Klose trotz der Krise beim FC Bayern Verlass gewesen: Er traf neunmal.

Zuletzt wollte Löw dem WM-Torschützenkönig von 2006 aber dennoch keinen Freibrief mehr ausstellen. Kampflos wird Klose, der bei den jüngsten EM-Qualifikationsspielen in Österreich (2:1) und Aserbaidschan (3:1) wegen einer schmerzhaften Rippenprellung fehlte, seinen Platz aber nicht an Gomez abtreten - was nun auch der Wechsel zu Lazio unterstreicht. Immerhin soll für den gebürtigen Polen die EURO 2012 in seinem Geburtsland und in der Ukraine ein weiterer und vielleicht letzter Höhepunkt seiner Karriere werden.

Neben Klose planen die Römer, die die abgelaufene Serie-A-Saison auf Platz fünf abgeschlossen hatten, weitere Verstärkungen. So soll der Bosnier Senad Lulic (Young Boys Bern) für drei Millionen Euro verpflichtet werden. Als Neuzugang im Gespräch ist auch der 27-jährige Albaner Lorik Cana, den Lotito von Galatasaray verpflichten will.

Das ist Lazio Rom

Lazios Vereinsfarben Weiß und Himmelblau stehen gemeinhin für Reinheit und Unschuld, die dunklen Flecken auf dem Image der Römer können sie aber nicht verdecken. Nicht fußballerische Erfolge, sondern seine teilweise rechtsradikalen Fans und die Verwicklung in Skandale prägen den Ruf des 1900 gegründeten Clubs. Beim Wettskandal 1980 wurde die „Societa Sportiva Lazio“ zum Abstieg in die Serie B, beim Ligamanipulations-Skandal 2006 zum Punktabzug verurteilt. Noch verheerender für den Club sind aber die als Faschisten verrufenen Fans, die im Derby gegen den verhassten Lokalrivalen AS Rom im Olympiastadion immer wieder mit antisemitischen Parolen auffallen.

Vor etwas mehr als zehn Jahren war Lazio fußballerisch eine Macht.1998 hatte der Club den italienischen Pokal gewonnen, 1999 folgten der Europacup der Pokalsieger, der europäische Supercup und dann im Jahr 2000 die Krönung: Nach 1974 holte Lazio zum zweiten Mal die Meisterschaft und schaffte mit dem Cupsieg sogar das Double.

International aber wurde Lazio als der Club der Rechtsradikalen wahrgenommen. Die wenigen tausend „Irriducibili“ („Unbeugsamen“), wie sich die Rechtsaußen-Fraktion der Lazio-Fans nennt, schaden bis heute dem Ruf des Clubs. Kritiker werfen ihm vor, zu wenig gegen den radikalen Bodensatz zu tun, andere haben eher Mitleid mit den Lazio-Bossen, die ihnen wie Geiseln ihrer eigenen Fans vorkommen. Dass sich Ex-Kapitän Di Canio im Olympiastadion gerne mal mit dem von Mussolini gepflegten „römischen Gruß“ von den „Tifosi“ verabschiedete, verbesserte Lazios Ruf auch nicht gerade.

Auch fußballerisch konnte Lazio nicht mehr an seine große Zeit zur Jahrtausendwende anschließen. 2004 und 2009 holten die Pokal-Spezialisten zwar nochmal die Coppa Italia, mussten aber den Lokalrivalen AS Rom immer mehr ziehen lassen. Jahrelang hatten sich Lazio und Roma ein Wettrüsten geliefert und Hunderte Millionen für Stars ausgegeben, um sich gegenseitig auszustechen und den seit Jahrzehnten dominierenden Juventus Turin, AC und Inter Mailand den Schneid abzukaufen. Am Ende waren beide fast pleite. Der damalige Club-Besitzer Sergio Cragnotti, der Lazio an die Börse geführt hatte, wurde wegen „betrügerischen Bankrotts“ angeklagt, zwischenzeitlich inhaftiert und steht immer noch vor Gericht.

Der jetzige Präsident Claudio Lotito müht sich, den schuldenbelasteten Club zu sanieren und dennoch mit Trainer Edoardo Reja vorne mitzuspielen. Miroslav Klose soll dafür die nötigen Tore schießen. Klose war Lotitos Wunschkandidat. Seit Karl-Heinz Riedle und Thomas Doll sowie dem Kurzgastspiel von Thomas Hitzlsperger vor einem Jahr haben deutsche Kicker einen guten Ruf bei Lazio.

(sid/dpa/abendblatt.de)