Die Torschützen Ryan Giggs und Wayne Rooney sind enttäuscht, dass United das Hinspiel im Halbfinale bei S04 nicht höher für sich entschied.

Gelsenkirchen. Trotz einer erneuten Weltklasse-Leistung von Manuel Neuer kann der FC Schalke 04 kaum mehr auf ein Weiterkommen in der Champions League hoffen. Mit einer "One-Man-Show" bewahrte der deutsche Nationaltorhüter sein Team beim 0:2 (0:0) im Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester United lange vor dem Rückstand. Doch Ryan Giggs (67. Minute) und Wayne Rooney (69.) sorgten schließlich für den hochverdienten Sieg der Engländer. "Wir haben eine Topleistung abgeliefert", meinte ManU-Trainer Alex Ferguson, "mit unseren schnellen Stürmer sind die Schalker nicht zurechtgekommen."

Die englischen Offensivkräfte selbst allerdings, allen voran die Torschützen, waren überhaupt nicht zufrieden mit ihrer Ausbeute. "Zur Halbzeit hätten wir schon mit vier oder fünf Toren fhren müssen", sagte Giggs, und Sturmpartner Rooney ergänzte: "Wir sind ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht noch mehr unserer Chancen genutzt haben."

Mit leeren Blicken ließen sich die Schalker Spieler nach ihrem ernüchternden Auftritt von ihren Fans vor der Nordkurve feiern. "Wir müssen neidlos anerkennen, dass wir bis auf die ersten fünfzehn Minuten keinen Zugriff hatten", sagte Verteidiger Christoph Metzelder konsterniert. "Wir waren klar unterlegen. Hoffnung muss man im Sport immer haben. Wir werden auch in Manchester alles versuchen."

Mit einem Dutzend überragender Paraden hielt Neuer die einseitige Fußball-Partie mehr als eine Stunde lang offen. "Er hat zahlreiche Riesenchancen glänzend gehalten", lobte ihn Bundestrainer Joachim Löw. Und Ferguson schwärmte: "Solch eine Torwartleistung habe ich noch nie gesehen."

Nach den jüngsten Schalker Viertelfinal-Galas gegen Inter Mailand (5:2 und 2:1) setzte Ferguson auf eine vermeintlich defensivere Ausrichtung: Doch auch mit Antonio Valencia anstelle Nanis auf der rechten Außenbahn war von respektvoller Zurückhaltung nichts zu sehen. Immer wieder überraschte Manchester die überforderten Außenverteidiger Atsuto Uchida und Hans Sarpei mit schnellen Vorstößen. Bereits nach drei Minuten musste Neuer deshalb sein Können aufbieten, als er Rooneys feinen Schlenzer von der Strafraumgrenze aus dem Winkel kratzte. Während der englische Nationalangreifer im weiteren Verlauf der ersten Hälfte meist nur als glänzender Vorbereiter in Erscheinung trat, entwickelte sich ein Privatduell zwischen seinem Sturmpartner Javier Hernandez und Neuer. Doch ob es der Mexikaner aus der Distanz (6.), per Tunnel (14.) oder Direktschuss aus kurzer Distanz (36.) versuchte - stets behielt der deutsche Auswahltorhüter die Oberhand. Zweimal verzog der "Chicharito", kleine Erbse, genannte Hernandez (21./26.) nur knapp. Kurz vor der Pause entschärfte Neuer zudem mit einer seiner eingesprungenen Paraden gegen Giggs.

Kopfschüttelnd und mit zusammengepressten Lippen betrachtete Schalkes Trainer Ralf Rangnick den vogelwilden Auftritt seiner Elf. Hatten die Königsblauen gegen Inter noch mit einer kompakten Defensivleistung und blitzartigem Umschalten geglänzt, ließen sie nach der Anfangsphase jedes Selbstvertrauen vermissen. Einzig Farfans (15.) Schussversuch aus 15 Metern brachte das Tor von Edwin van der Sar ansatzweise in Gefahr, gerade mal gut ein Drittel Ballbesitz wies die Statistik zur Pause für Schalke aus.

So blieb auch Raúl fast von jeglicher Versorgung mit Vorlagen abgeschnitten. "Keine Sekunde" dürfe man den Spanier aus den Augen lassen, hatte van der Sar seinen Vorderleuten eingeimpft. Und Raúl, der Manchester mit Real Madrid bereits zweimal per Doppelpacks aus der Königsklasse geschossen hatte, trat wegen der engen Bewachung durch Uniteds Kapitän Nemanja Vidic kaum in Erscheinung.

Auf der anderen Seite war Neuer schon nach 73 Sekunden der zweiten Halbzeit wieder als Retter in allerhöchster Not gefordert. Einen Kopfball von Patrice Evra lenkte er per Reflex über die Latte. Nur eine Minute ließ Giggs zunächst alle Schalker Verteidiger ins Leere rutschen, verzog allerdings aus elf Metern. Die zahlreichen vergebenen Möglichkeiten schienen Manchester mehr und mehr zu frustrieren. Doch mitten in die erste Schalker Befreiungsphase fiel die hochverdiente Führung für Manchester. Rooney steckte auf Giggs durch und der 37-Jährige ließ dem komplett alleingelassenen Neuer aus zehn Metern keine Chance.

Und auch zweieinhalb Minuten später beim zweiten Gegentor präsentierte sich Schalkes Abwehr um Innenverteidiger Joel Matip, der für den verletzten Benedikt Höwedes in der Startelf stand, komplett desorientiert. Dieses Mal nutzte Rooney einen Diagonalpass von Hernandez zu seinem dritten Tor in dieser Champions-League-Saison.

Statistik

Schalke: Neuer - Uchida, Matip, Metzelder, Sarpei (73. Escudero) - Papadopoulos, Jurado (82. Draxler) - Farfan, Baumjohann (53. Kluge) - Raúl, Edu.

Manchester: van der Sar - Fabio, Ferdinand, Vidic, Evra - Carrick, Giggs - Valencia, Park Ji-Sung (73. Scholes) - Rooney (83. Nani), Hernandez (73. Anderson).

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo.

Tore: 0:1 Giggs (67.), 0:2 Rooney (70.).

Zuschauer: 54.142 (ausverkauft).

Statistik: Torschüsse: 9:19; Ecken: 3:6; Ballbesitz: 37:63 Prozent; Fouls: 10:15.