Der Bundestrainer setzt auf Talente. Doch die sind beim HSV rar. Von den Routiniers ist heute nur Westermann im Kader

Göteborg. Wenn die Nationalmannschaft heute (20.30 Uhr/ARD) in Göteborg auf Schweden trifft, kann dieses letzte Länderspiel in 2010 getrost als "Einführungskursus für Talente" tituliert werden. Die Dortmunder Mats Hummels, 21, und Kevin Großkreutz, 22, kommen zu ihrem zweiten Einsatz im DFB-Trikot, der hoch gelobte Mario Götze, 18, wird nach nur 16 Ligaspielen für den BVB ebenso sein Debüt feiern dürfen wie Klubkollege Marcel Schmelzer, 22, sowie die Mainzer André Schürrle, 20, und Lewis Holtby, 20.

Wohl noch nie drängten so viele hochbegabte Spieler ins sowieso bereits stark verjüngte A-Team. Kein Wunder, dass der 26 Jahre alte Bastian Schweinsteiger, mit seinen 83 Länderspielen fast schon ein Urgestein, gestern von der "deutschen Mannschaft mit der besten Perspektive aller Zeiten" sprach und ergänzte: "Wir sind anderen Nationen voraus."

An Hamburg geht diese erfreuliche Entwicklung allerdings im Moment komplett vorbei, was ein Blick auf die aktuellen Kader der deutschen Juniorenteams beweist. Maximilian Beister, der gestern mit der U 21 auf England traf, wurde im Sommer vom HSV an Düsseldorf verliehen, Richard Sukuta-Pasu (St. Pauli) fehlte verletzt.

In den Auswahlteams der U 20 (trifft auf Italien), U 19 (gegen Tschechien) und U 17 (siegte 2:1 und 1:0 gegen Ägypten) findet sich ebenfalls kein Hamburger. Nur HSV-Youngster Manuel Farrona-Pulido, 17, wurde für die U 18 nominiert, die diese Woche zweimal gegen die Türkei antritt. Für die jüngste DFB-Juniorenauswahl, die U 15, qualifizierte sich aus HSV-Sicht nur Levin Öztunali, 14, der Sohn von Uwe Seelers Tochter Frauke und deren Mann Mete.

Die erschütternde Bilanz ist dem HSV nicht verborgen geblieben: "Wir haben weitgreifende Veränderungen im Nachwuchsbereich vorgenommen", sagt Sportchef Bastian Reinhardt. Mit Paul Meier kam ein neuer Leiter des Nachwuchszentrums, mit Christopher Clemens ein neuer Chefscout und mit Thorsten Weidig ein Psychologe. "Natürlich wollen wir zunächst für unsere Profimannschaft Spieler aus der Jugend rekrutieren", so Reinhardt weiter, "aber es ist auch für die Außenwirkung sehr von Vorteil, wenn wir Nationalspieler herausbringen."

Immerhin: Mit Marcell Jansen und Dennis Aogo (beide verletzt) sowie Piotr Trochowski (nicht berücksichtigt) gehören noch drei HSV-Profis neben Heiko Westermann zum erweiterten Kader von Joachim Löw. Diese Plätze zu verteidigen wird angesichts der Talentschwemme aber nicht einfach. Eine - allerdings wenig erwünschte - Form des Jugendstils ist derzeit beim HSV nur bei den verkauften und verliehenen Spielern zu erkennen: Neben Marcus Berg, 24, verließen Jerome Boateng, 21, Sidney Sam, 22, Maximilian Beister, 20, Kai-Fabian Schulz, 20, Macaulay Chrisantus, 20, Sören Bertram, 19, Tom Mickel, 21, Hanno Behrens, 20 und Tolgay Arslan, 19, den Klub.

Deutschland: Adler - Boateng, Mertesacker, Hummels, Schmelzer - Khedira, Schweinsteiger - Marin, Kroos, Großkreutz - Gomez.

Schweden: Isaksson - Lustig, Granqvist, Majstorovic, Safari - Wernbloom, Svensson - Larsson, Toivonen, Källström - Berg.