Ein Kommentar von Alexander Laux

Gäbe es eine Rangliste von Eigenschaften, die im Profigeschäft am wenigsten ausgeprägt sind, wäre die Geduld ein heißer Anwärter auf einen Spitzenplatz, was wohl aber auch ein gesellschaftliches Phänomen ist: Weg damit, was nicht mehr so richtig funktionieren will, ob es die Ehe oder ein Auto ist - oder eben ein Fußballer.

Ein teurer Einkauf wird hierzulande gerne nach einigen Wochen als Flop abgestempelt. Und auch die Vereine geben angesichts des Erfolgsdrucks einem Spieler kaum noch Zeit zur Reife und Eingewöhnung. Wohin das führen kann, zeigt das Beispiel von Marcus Berg, dem mit zehn Millionen Euro Ablöse teuersten Transfer des HSV aller Zeiten, der 2009 mit 23 Jahren nach Hamburg kam und nach einer Saison nach Eindhoven verliehen wurde.

Während Berg heute für Schweden im Angriff spielen darf, soll Mario Gomez im deutschen Team für die Tore sorgen. Ausgerechnet jener Gomez, dem vor dem letzten Länderspiel gegen Kasachstan noch das Image eines überschätzten Kickers anhaftete, für den die Bayern 30 Millionen Euro vernichtet hätten. Doch dann verletzte sich Miroslav Klose in Astana, Gomez traf zum 2:0 - und für die Bayern seitdem in neun Partien zwölfmal. Als Gewinner darf sich aber nicht nur Gomez selbst fühlen, sondern auch Joachim Löw, der den Angreifer von der traurigen Gestalt auch in der größten Formkrise nicht fallen ließ.

Wer in Zukunft also ein vorschnelles Urteil über einen (jungen) Spieler fällt, sollte sich vielleicht an Gomez' jüngste Entwicklung erinnern. Der ist übrigens auch erst 25.