Soldo wurde nach anhaltender sportlicher Talfahrt entlassen. Als Kandidat für die Nachfolge gilt Thomas Doll. Zunächst übernimmt Frank Schaefer

Köln. „Ich muss die Entscheidung akzeptieren“: Tief enttäuscht zeigte sich der Kroate Zvonimir Soldo. Der 1. FC Köln hat nach der sportlichen Talfahrt die Reißleine gezogen und sich am Sonntag von seinem Chefcoach getrennt. Aufgebrachte Fans, ein frustrierter Clubchef Wolfgang Overath, fünf Punkte aus neun Spielen, Abstiegsplatz und keine Besserung in Sicht - der Verein handelte branchenüblich: "Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln haben die Entscheidung gemeinsam nach einer eingehenden Analyse am Sonntagnachmittag getroffen", hieß es in einer Erklärung am Abend. U-23-Coach Frank Schaefer übernimmt ab sofort die Leitung des Trainings und wird das Team im Pokalspiel am Dienstag gegen 1860 München betreuen. Wer das Team am Sonnabend bei der Partie gegen den HSV betreuen wird, ist offen. Als ein Kandidat gilt auch Thomas Doll, nach seiner Demission in der Türkei derzeit ohne Job.

Für Soldo standen die Zeichen spätestens seit dem 1:2 in Hannover auf Zwangsdemission - wie bei seinem Kollegen Christian Gross vom VfB Stuttgart, wo Soldo lange als Profi aktiv war. Der Kroate hatte sich gedanklich schon darauf eingestellt, was ihm widerfahren würde: "Wenn die Punkte fehlen, dann wirst du als Trainer infrage gestellt", hatte er nach der Pleite in Niedersachsen von sich gegeben.

Am Morgen danach schien alles noch normal, trotz der höchst angespannten Situation. Soldo leitete die Übungseinheit und wirkte bei seinem weiteren Verbleib als verantwortlicher Coach zuversichtlich wie tags zuvor. "Ich gehe davon aus, dass ich gegen 1860 München auf der Bank sitzen werde", hatte er wissen lassen.

Später wurde ihm bewusst, dass es doch schneller gehen könnte. "Wenn du diesen Job machst, musst du auf alles vorbereitet sein", sagte er in der TV-Sendung "Doppelpass", war aber gleichwohl davon überzeugt, die Krise meistern zu können: "Wir haben die Qualität, aus dieser Situation herauszukommen" - den Beweis darf er nicht mehr erbringen. Noch am Donnerstag hatte der 1. FC Köln erklärt, dass er "vollstes Vertrauen in die handelnden Personen" habe. Die Verlautbarung war von Präsident Wolfgang Overath und seinen Stellvertretern Friedrich Neukirch und Jürgen Glowacz unterzeichnet. Der Stimmungswandel kam dann über Nacht, Overath und Kollegen konnten oder wollten dem Druck der Fans nicht mehr standhalten. Der 67 Jahre alte Overath war bereits nach dem 1:2 in Hannover "fürchterlich enttäuscht".

Mit der Trennung von Soldo, der den FC als Hoffnungsträger nach Christoph Daum am 1. Juli 2009 übernommen hat, gehen rund um das Geißbockheim Chaostage zu Ende. Zu nennen sind Podolskis Rundumschlag in der "Sport Bild", das Gerangel um die Länderspielreise von Torwart Faryd Mondragon und der konfuse Auftritt des kolumbianischen Keepers mit seinen "Jesus"-Anwandlungen. Mit Soldo wurde wieder mehr der Trainer zum Sündenbock gemacht. Dabei hatte ihm nicht nur Podolski bescheinigt, ein guter Typ und akribischer Trainer zu sein. Doch die nach außen über alle Maßen ruhige Art Soldos war bei den FC-Fans schon länger nicht mehr gefragt.