Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger spielt mit dem Gedanken an einen Rücktritt

Berlin. Der Auftritt am Wochenende in Altenkirchen hatte für Theo Zwanziger, 65, eine heimelige Note. Zwanziger schätzt Veranstaltungen an der Basis, erst recht jene im Rheinland, dem dortigen Fußballverband stand er einst als Präsident vor. Am Wochenende wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Vermutlich wäre das bestenfalls eine kleine Meldung wert gewesen, hätte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht auch weitreichende Aussagen über sein Amt getätigt.

Er sei amtsmüde, sagte Zwanziger. "Ich verspüre eine tiefe Sehnsucht nach dem Privaten." Zum Verständnis ließ er gestern von seinem Sprecher noch ausrichten: "Jeder Mensch, dessen Amtszeit zu Ende geht, hat das Recht, sich Gedanken zu machen, ob er noch einmal für eine dreijährige Amtszeit zur Verfügung stehen will. Genau in diesem Entscheidungsfindungsprozess befinde ich mich im Moment." Im Herbst findet in Essen der DFB-Bundestag statt. Seit 2004 steht Zwanziger dem Verband vor. "Wenn ich gewählt werden will, werde ich gewählt", sagte er. Aber ob er überhaupt antrete, "ist völlig offen".

Es waren überraschende Sätze des mächtigsten Mannes im deutschen Fußball. Noch während der WM hatte er sich eifrig seinen Verpflichtungen hingegeben, im Vorfeld gar geplaudert, es sei noch nicht an der Zeit, um sich auf das Altenteil zurückzuziehen. Nur Kalkül eines Mannes, der einst als unumstritten galt, dessen Reputation zuletzt aber erheblich gelitten hat?

Erst handelte sich Zwanziger deftige Kritik für seinen dilettantischen Umgang mit der Schiedsrichteraffäre um Manfred Amerell und Michael Kempter ein. Autoritäre Amtsführung, mangelnde Kommunikation, gar Machtmissbrauch warfen ihm seine Kritiker vor. Und auch die immer noch offene Vertragssituation um Bundestrainer Joachim Löw wird Zwanziger angekreidet. Manches, was in diesem Zusammenhang geschrieben wurde, schmerze ihn sehr, sagte Zwanziger.

Bis zur Präsidiumssitzung am 30. Juli soll seine Entscheidungsfindung abgeschlossen sein. Einen Zusammenhang mit der Personalie Löw wies Zwanzigers Sprecher Stephan Brause zurück. "Seine Zukunft wird er nicht an die Vertragsverlängerung von Joachim Löw knüpfen." Er werde sich erst danach Gedanken "über seine persönliche Zukunft" machen. In der Liga jedenfalls nimmt man die Rücktrittsandeutungen gelassen hin. "Wir sind alle mindestens einmal in der Woche amtsmüde", kommentierte Heribert Bruchhagen, Vorsitzender von Eintracht Frankfurt und Vorstandsmitglied der Deutschen Fußball Liga, im "Tagesspiegel".

Dennoch stellt sich die Frage, wer Zwanziger folgen könnte? "Eine ganz schwierige Situation", sagt Zwanziger selbst. "Wer soll es dann machen?" Seit Monaten gilt DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, 59, als möglicher Anwärter auf den Posten. Er war einst Journalist, später Mediendirektor des Verbandes und seit 2007 Generalsekretär. Als eines seiner Leitmotive nannte er einst "Ruhig bleiben, auch wenn das Geschäft immer hektischer wird". Genau das dürfte in den kommenden Wochen gefragt sein.