Hamburg. Wenn der Kaiser etwas mitzuteilen hat, kommt dies in der Fußball-Republik in der Regel einem Gesetzestext gleich. Aber Franz Beckenbauers Forderung in München während eines Sponsorentermins für Mercedes-Benz, den Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit Joachim Löw doch noch vor der WM in Südafrika zu verlängern ("Solche Nebenkriegsschauplätze stören"), verhallte wirkungslos.

Löw wiederholte sichtlich genervt seinen Standpunkt: "Ich sage das jetzt zum letzten Mal. Es wird bis zur WM keine Verhandlungen mehr geben. Gespräche finden erst nach dem Turnier statt." Seine Vorbereitung auf das Turnier würde die ungewisse Zukunft jedoch in keiner Weise belasten.

Wie zum Beweis seiner Lockerheit parodierte der Bundestrainer in einer spontanen Aktion bei der mittäglichen Pressekonferenz seinen sogar beim Training paffenden Kollegen Diego Maradona und nahm eine Zigarre inklusive Aschenbecher mit aufs Podium, um den überraschten Mediendirektor Harald Stenger um Feuer zu bitten.

Trotz Löws Bemühungen, seine eigene Baustelle zu schließen, bleiben dem 50-Jährigen noch genug offene Fragen, um die er sich kümmern muss. Gegen Argentinien wird Löw erstmals Bastian Schweinsteiger als Partner von Michael Ballack in der Zentrale aufbieten, was auf den ersten Blick unproblematisch scheint, schließlich bekleidet der Münchner auch bei den Bayern in dieser Saison diese Position. Ob sich Ballack (Löw: "Mein wichtigster Spieler") mit seinem Kollegen anfreunden kann, wird sich zeigen. Schließlich orientiert sich Schweinsteiger gerne offensiver - wie auch der Kapitän der Nationalmannschaft, der es als Mittelfeldspieler zu mehr als beachtlichen 42 Toren in 97 Länderspielen für den DFB gebracht hat - auch weil Spieler wie Torsten Frings oder zuletzt Simon Rolfes und Thomas Hitzlsperger im Zweifel für ihn verteidigten.

"Ich will auf der Sechser-Position Leute, die in die Offensive gehen können und Torgefahr ausstrahlen", sagte Löw, der mit Sami Khedira (22/Stuttgart, ein Länderspiel) eine weitere, ebenfalls offensiv ausgerichtete Alternative im Kader hat.

Und Ballack? Manchmal ist es interessanter, was ein Spieler nicht sagt. Kommentieren wollte der 33-Jährige die Umformierung im Mittelfeld nicht, nach dem Motto: Abwarten, wie sich alles entwickelt. Echte Begeisterung sieht anders aus, zumal Ballack mit seinem "Veilchen" unter dem linken Auge, einem Andenken von Chelseas Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand, etwas kriegerischer wirkte.

Durch Schweinsteigers Verschieben wird sein zuvor angestammter Platz im rechten Mittelfeld frei. Da Löw HSV-Profi Piotr Trochowski bevorzugt auf der linken Seite einsetzen will, dürfen die Neulinge Thomas Müller (20/FC Bayern) und Toni Kroos (20/Leverkusen) heute - vermutlich jeder eine Halbzeit - ihre Empfehlungen beim letzten Test vor der Kader-Nominierung im Mai abgeben.

Offen ließ Löw, mit welchem System er die Argentinier in ihrer Spielfreude bremsen will. Der Bundestrainer kündigte an, dass er womöglich während des Spiels zwischen der 4-4-2- und der 4-2-3-1-Formation wechseln wolle.