Bundestrainer Joachim Löw stellt vor dem WM-Quali-Spiel heute gegen Aserbaidschan klar: “Trochowski gehört weiter zum Stamm.“

Barsinghausen. Ausrutscher verboten! Wenn heute die deutsche Nationalmannschaft in Hannover Aserbaidschan zum drittletzten WM-Qualifikationsspiel empfängt, sind die Rollen klar verteilt: Alles andere als ein klarer Sieg gegen Berti Vogts' Team wäre eine Sensation und zugleich eine Blamage mit womöglich fatalen Folgen, schließlich könnten die Russen (18 Punkte) bei einem Sieg in Wales dann an der DFB-Auswahl (19 Punkte) vorbeiziehen.


Joachim Löw erwartet heute jedoch nicht nur drei fix eingeplante Punkte. Für den Bundestrainer ist es die letzte Möglichkeit, vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Russland in Moskau (14. Oktober) einige Wackelkandidaten zu beobachten und taktische Dinge zu testen. Auf diese vier Punkte wird Löw heute besonders achten:

1. Die Systemfrage. Ob die Nationalmannschaft wie gegen Südafrika im 4-3-3-System - man könnte es auch 4-2-3-1 bezeichnen - oder mit zwei Stürmern auflaufen wird, ließ Löw offen. Vor allem für Piotr Trochowski ist die Entscheidung von Bedeutung. Belässt es Löw bei einem Stürmer, dürfte der HSV-Profi den Platz von Marko Marin einnehmen. Will Löw dagegen Gomez, der seine Knieprobleme überwunden hat, und Klose spielen lassen, müsste der Hamburger für den gesetzten Mesut Özil seinen Stammplatz räumen. Doch damit ist nicht zu rechnen. Vermutlich wird Löw auch gegen Russland mit nur einem echten Stürmer spielen, um das Mittelfeld in der Defensivbewegung zu stärken und die Vorstöße der gefährlichen russischen Außenspieler frühzeitig zu unterbinden. Wie sehr Löw Trochowski inzwischen schätzt, machte er gestern deutlich, als er explizit betonte: "Piotr gehört weiter klar zum Stamm."

Auf der rechten Seite ist trotz zuletzt schwächerer Auftritte weiter Bastian Schweinsteiger gesetzt. "Er ist aus der Mannschaft nicht wegzudenken", legt sich Löw fest.

2. Die Torwartfrage: Erwartungsgemäß verkündete Löw gestern, dass gegen Aserbaidschan Rene Adler zwischen den Pfosten stehen wird, nachdem Robert Enke wegen eines Infektes passen musste. Nachdem der Bundestrainer zunächst mit Enke für das Russland-Spiel plante, hat er nun den Konkurrenzkampf neu eröffnet mit seinen vagen Aussagen: "Natürlich hat Adler die Möglichkeit, mehr in den Fokus zu rücken. Man muss abwarten, wie das Spiel am Mittwoch läuft und es um die Gesundheit von Enke bestellt ist. Dann wird man sehen." Woran Enke genau erkrankt ist, steht noch nicht fest. Das Blut des Hannoveraners wurde ins Tropeninstitut nach Hamburg gebracht, die Ergebnisse werden erst in einigen Tagen erwartet.

3. Die Innenverteidigung: Fest steht, dass Per Mertesacker den rechten Part in der Zentrale übernehmen wird. Obwohl Löw perspektivisch klar auf Serdar Tasci als zweiten Mann zu setzen scheint, dürfte gegen Aserbaidschan - und damit auch gegen Russland - Arne Friedrich zum Zuge kommen, obwohl es der Berliner gewohnt ist, auf der Mertesacker-Position zu spielen. Löw: "Einen Linksfuß haben wir nicht."

4. Die Zentrale: Nach der Pause im Südafrika-Spiel wird Thomas Hitzlsperger wieder neben Michael Ballack beginnen. Das Duo soll sich als Taktgeber betätigen. Die Analysen der Freundschaftsspiele gegen Norwegen und Südafrika haben ergeben, dass in beiden Partien eine hohe Laufdistanz zurückgelegt wurde. Durch viele Abspielfehler legte die DFB-Auswahl aber einen Großteil in der Rückwärtsbewegung zurück, gegen Südafrika hingegen waren zwei Drittel der gemessenen Strecke Offensivaktionen. "Wir haben strukturierter, organisierter und dynamischer gespielt, das wollen wir noch konsequenter um- und fortsetzen", kündigte Löw an, der auch auf die Chancenverwertung hinweisen dürfte, denn: In der Qualifikationsgruppe 4 könnte auch die Tordifferenz noch von Bedeutung sein. Käme Russland heute in Wales nicht über ein Remis hinaus, könnte der Vorsprung auf drei Punkte anwachsen, weshalb sich die DFB-Auswahl eine knappe Niederlage in Moskau leisten könnte. Bei Punktgleichheit entscheiden zunächst die Tordifferenz und die Anzahl der erzielten Tore über die Platzierung und erst dann der direkte Vergleich. Ein hoher Sieg gegen die Mannschaft von Berti Vogts könnte deshalb für die DFB-Auswahl (+16 Tore) den entscheidenden Vorteil gegenüber Russland (+12) bringen.

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