Bekommt Nationaltorhüter Robert Enke die Chance, gegen Russland zu spielen? Bundestrainer Joachim Löw will, dass Enke bald wieder trainiert.

München. Für den verletzten Nationaltorhüter Robert Enke wird es eng. Bundestrainer Joachim Löw setzte am Montag den Sportler unter Zeitdruck für einen Einsatz im Spiel des Jahres gegen Russland. „Wenn er erst eine Woche vor der Abreise nach Russland das Training aufnimmt, wird er in Moskau eher nicht spielen“, sagte Löw dem „kicker“ im Hinblick auf die WM-Qualifikationspartie am 10. Oktober in Moskau. „Denn um optimale Leistung bringen zu können, braucht man neben körperlicher Fitness auch den Rhythmus regelmäßiger Einsätze.“

Die Uhr tickt damit für den Schlussmann von Hannover 96. Nur drei Wochen und drei Bundesligaspieltage stehen bis zur Zusammenkunft der Nationalmannschaft am 5. Oktober in Mainz an. Das ist nicht viel für Enke, der vor seiner Erkrankung von Löw zur Nummer 1 für die Punktspiele bis Jahresende ausgerufen worden war. Weiteres Problem: Der Infekt, der den 32-jährigen Enke nun schon seit zwei Wochen schwächt und ihn auch am Sonntag zur Zwangspause im Bundesligaspiel von Hannover beim SV Werder Bremen (0:0) zwang, ist immer noch nicht bestimmt. Die Ergebnisse einer Blutuntersuchung am Hamburger Tropeninstitut werden sehnsüchtig erwartet, insbesondere von Enke, aber auch von Löw – und ganz bestimmt auch von René Adler.

Der Leverkusener wäre nach seinen tadellosen Leistungen im Test- Länderspiel gegen Südafrika (2:0) und der WM-Qualifikation gegen Aserbaidschan (4:0) der logische Enke-Vertreter in Moskau. „Ich habe gezeigt, dass man sich auf mich verlassen kann“, hatte Adler nach seinem gelungenen Comeback im Nationalteam erklärt. Der 24-Jährige stand zudem beim 2:1-Hinspielsieg gegen die Russen vor einem Jahr im Tor und feierte damals in Dortmund ein umjubeltes Länderspiel-Debüt.

Löw ist in Gedanken schon intensiv mit der Herausforderung in Moskau beschäftigt. Mit nur einem Punkt Vorsprung geht die deutsche Elf in das vorletzte Gruppenspiel – nur der Erste qualifiziert sich direkt für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika. „Die Russen sind mit uns auf Augenhöhe“, sagte Löw. Kommende Woche wird er mit seinem Trainerstab und Chefscout Urs Siegenthaler bei einer Klausur in Frankfurt die Marschroute für das Endspiel festlegen. Der Kader wird sich kaum vom letzten unterscheiden. „Wir haben hundertprozentiges Vertrauen in die Spieler, die dabei waren“, sagte Löw.

Schwerpunkt der Vorbereitung wird die Gewöhnung an den ungewohnten Kunstrasen sein, auf dem ausgerechnet in Moskau gespielt wird. „Im Grunde genommen entsteht auf Kunstrasen ein komplett anderes Spiel“, meinte Löw. Aus diesem Grund zieht er seinen Kader in Mainz zusammen, wo man auf einem identischen Kunstrasen trainieren kann. „Ich muss noch herausfinden, wie man sich am schnellsten darauf einstellt“, erklärte Löw.

Einen Einblick gewährte der Bundestrainer im „kicker“-Interview auch schon in seine taktischen Überlegungen für das Topspiel, in dem der DFB-Elf schon ein Unentschieden reichen würde, weil man dann im abschließenden Heimspiel in Hamburg gegen Finnland mit einem Sieg Platz eins aus eigener Kraft perfekt machen könnte. „Die Tendenz geht dahin, einen offensiven durch einen defensiveren Spieler zu ersetzen. In Russland brauchen wir mehr Spieler, die ihre Stärken in der Balleroberung haben“, sagte Löw.