Bundestrainer Joachim Löw verspricht dem 20-Jährigen nun auch einen Einsatz im WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan.

Leverkusen. Glücklich war Mesut Özil schon als kleiner Junge beim Fußball. Mit seinen Kumpels kickte er in seiner Geburtsstadt Gelsenkirchen-Buer häufig nach der Schule im "Affenkäfig", einem komplett umzäunten Spielfeld mit zwei Toren. Der Ball war immer im Spiel, schnelle Kombinationen, ein Blick für den freien Mitspieler und feine Technik waren die notwendigen Zutaten für ein erfolgreiches Spiel auf engstem Raum - und die Basis für seinen steilen Aufstieg als Fußballer, der in Leverkusen am Sonnabend einen neuen Höhepunkt erreichte.

"Mesut ist ein Spielertyp, den Deutschland lange nicht hatte", schwärmte 1:0-Torschütze Mario Gomez, der am Sonntag das Training wegen Kniebeschwerden abbrechen musste, sich aber laut Kernspintomographie keine schwere Verletzung zugezogen hat. "Wir können froh sein, solch einen Spieler zu haben. Er wird noch eine ganz große Verstärkung für uns." Mesut - das bedeutet auf türkisch glücklich sein, und genau das war der Deutsch-Türke von Werder Bremen auch nach den 90 Minuten gegen Südafrika. Mit der Leichtigkeit in seinen Aktionen und seiner Fähigkeit, das Spiel zu "lesen", begeisterte er die Zuschauer. Lohn für seine starke Leistung im erst dritten Länderspiel, dem ersten von Beginn an, war sein erstes DFB-Tor nach Vorlage von Schweinsteiger. "Ich habe Gas gegeben, mir ist einfach alles gelungen", sagte Özil, der lieber mit dem Ball jongliert als mit Worten. "Michael Ballack hat mir gesagt: Mach' dein Spiel, Junge, und das habe ich getan."

Joachim Löw hatte mit seiner Entscheidung, das Standard-System 4-4-2 in ein 4-3-3 zu verändern, ein gutes Gespür bewiesen. Özils Auftritt gab berechtigte Hoffnung, dass die DFB-Auswahl nach vielen Jahren endlich einmal wieder eine echte Nummer zehn in ihren Reihen haben könnte. Die Belohnung vom Bundestrainer folgte mit einem Tag Abstand: Löw kündigte an, dass der Werder-Profi auch am Mittwoch gegen Aserbaidschan auflaufen werde: "Er kann einem Spiel Kreativität geben. Er hat viele Akzente gesetzt und Klasseaktionen gehabt", kommentierte Löw, der allerdings anmerkte, dass sich Özil in der Defensivbewegung noch verbessern müsse.

Dass das nun mit Titulierungen wie "Zauberlehrling" hochgejubelte Talent abheben könnte, ist nicht zu erwarten. Trotz seiner Jugend hat Özil schon viele Erfahrungen sammeln können, die ihn außerhalb des Rasens zurückhaltend werden ließen.

Sein Herzensklub hieß immer Schalke, für den er ab 2005 in der A-Jugend spielte. doch im Winter 2007/08 kam es zum Bruch, weil das Gelsenkirchener Angebot für eine Vertragsverlängerung in allen Details an die Öffentlichkeit gelangte. Während sich Özil darüber beschwerte, als geldgieriger Jungstar dazustehen, weil er eine Offerte über 1,5 Millionen Euro abgelehnt habe, beklagte sich der Klub über die äußerst schwierigen Vertragsverhandlungen mit Vater Mustafa. Am Ende ließ ihn Schalke für fünf Millionen Euro Ablöse nach Bremen ziehen, wo sich Özil neben einem anderen Spielmacher in Ruhe entwickeln konnte: Diego. Nach dem Abgang des exzentrischen Brasilianers zu Juventus Turin nun von einem zweiten Diego zu sprechen, wäre jedoch falsch. Özil bevorzugt eine mannschaftsdienlichere Spielweise, was ihm schnell auch den Respekt der Kollegen einbrachte. Alleine spielen, das liegt ihm eben nicht. Das war schon im Affenkäfig so.

DFB: Adler (24 Jahre/5 Länderspiele) Lahm(25/59), Friedrich (30/67), Tasci (22/9) ab 46. Westermann (26/13), Schäfer (25/5) - Ballack (32/94) ab 80. Gentner (24/3), Rolfes (27/20) ab 73. Khedira (22/1) - Schweinsteiger (25/69) ab 84. Trochowski (25/24), Özil (20/3), Marin (20/7) ab 46. Podolski (24/65) - Gomez (24/27) ab 46. Klose (31/90).

Tore: 1:0 Gomez (35.), 2:0 Özil (77.).

SR.: Circhetta (Schweiz).

Zuschauer: 29 569.