Hamburg. Nach zwei Auswärtsniederlagen haben die Hamburg Freezers mit einem 3:0-Sieg gegen Schwenningen ihre Playoff-Chancen gewahrt.

Für das obligatorische Abschlusssingen mit den Fans hatte sich Dimitrij Kotschnew etwas Besonderes einfallen lassen. „Ich habe den kleinen Lenni Schubert bei mir, und ich hoffe, ihr helft ihm ein bisschen“, rief der Torhüter der Hamburg Freezers den feierwütigen Zuschauern in der Barclaycard Arena zu, bevor er dem zweieinhalb Jahre alten Sprössling des verletzten Kapitäns Christoph Schubert die Buchstaben ins Ohr flüsterte, die dieser dann ins Mikrofon rief. U-F-F-T-A, die Menge hüpfte, und für einen Moment war nach dem 3:0 (2:0, 0:0, 1:0)-Heimsieg am Sonntagnachmittag gegen die Schwenninger Wild Wings die aus den Fugen geratene Freezers-Welt wieder in bester Ordnung.

Dass Kotschnew fremde Kinder für sich arbeiten lässt, hat mitnichten etwas mit schlechtem Charakter zu tun, sondern spricht für die Bescheidenheit, die den 34-Jährigen auszeichnet. Dass er nach seinem zweiten Shut-out (Spiel ohne Gegentor) in dieser Saison die Feuerwehruniform tragen durfte, die den härtesten Arbeiter im Team auszeichnet, war für den früheren Nationalkeeper schon zu viel der Herausstellung. „Gar nichts“ antwortete er auf die Frage, was ihm der Shut-out persönlich bedeute. „Es geht nur darum, dass wir Punkte holen. Jeder weiß, dass wir richtig unter Druck stehen und einen schweren Rucksack mit uns herumtragen. Umso wichtiger war, dass wir unsere Aufgabe souverän gemeistert haben. Das war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, sagte er.

Ohne Kotschnews Leistung schmälern zu wollen, gehört zur Wahrheit dazu, dass die Gäste aus dem Schwarzwald nicht wirklich viel taten, um das Hamburger Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen. Einzig in der 37. Minute musste um die weiße Weste gebangt werden, als ein Schwenninger Treffer nach Videobeweis wegen Torraumabseits aberkannt wurde. Es gab einige Phasen während der Partie, in der Cheftrainer Serge Aubin einen sechsten Feldspieler für seinen Torwart hätte bringen können, ohne die Gefahr eines Gegentreffers zu riskieren. Immer wenn Schwenningen wartet, fühlt man sich im Freezers-Lager an Englands Fußballhelden Gary Lineker erinnert, der den Satz prägte, dass Fußball ein Spiel sei, bei dem 22 Mann einem Ball hinterherlaufen und am Ende Deutschland gewinnt. So ist es im Eishockey, wenn Hamburg und Schwenningen sich treffen. Im 16. Duell der beiden in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) feierten die Freezers am Sonntag ihren 16. Sieg.

Überheblichkeit sei allerdings kein Problem gewesen in der Vorbereitung auf die Partie, sagte Trainer Aubin, der kurzfristig auf Angreifer David Wolf verzichten musste, der wegen einer Handblessur an diesem Montag genauer untersucht werden muss. „Wir schauen nur auf uns. Heute haben die Jungs 60 Minuten sehr konzentriert gespielt und darauf geachtet, die Details richtig zu machen.“ Mit Kotschnew, der Sicherheit ausstrahlte und kaum Pucks prallen ließ, könnte Aubin nach Wochen des Rotierens zwischen Kotschnew, Sébastien Caron und Cal Heeter endlich Konstanz auf der Torwartposition geschaffen haben. „Dimi gibt uns derzeit die Chance, Spiele zu gewinnen“, lobte der Coach und stellte seiner Nummer 30 für das nächste Heimspiel gegen Red Bull München an diesem Dienstag (19.30 Uhr, Barclaycard Arena) eine Einsatzgarantie aus.

Freezers fehlt die Leichtigkeit vergangener Jahre

Gegen die bayrischen Bullen dürfte eine Leistung wie gegen Schwenningen nicht ausreichen, um weitere drei Punkte für den Kampf um die Pre-Play-off-Teilnahme einzusammeln. Am Sonntag war zu besichtigen, woran es den Hamburgern in dieser Saison fehlt: an Leichtigkeit. Spiele gegen einen so biederen und uninspirierten Gegner hätten sie vor zwei Jahren genutzt, um den immerhin 10.120 Fans ein Spektakel zu bieten und sich selbst den Frust von der Seele zu schießen. Diesmal begannen sie nach den Toren von Marcel Müller, der schon bei der 1:3-Niederlage in Köln am Freitag getroffen hatte und rechtzeitig zum Saisonfinale in Form zu kommen scheint, und Sean Sullivan mit dem Verwalten des Sieges.

Man muss das verstehen, schließlich gilt es angesichts der verheerenden Auswärtsbilanz (nur ein Sieg aus acht Gastspielen im Kalenderjahr 2016), die verbleibenden Heimspiele zu gewinnen. Nach München kommen noch Mannheim (So., 14.30 Uhr), Krefeld (2. März) und Iserlohn (4. März) in den Volkspark, auswärts geht es nach Augsburg (Fr., 19.30 Uhr) und Straubing (6. März). „Wenn wir unsere Heimspiele gewinnen, dann sieht es gut aus. Wir wollen in die Play-offs, dort starten alle Teams von vorn“, sagte Marcel Müller.

Dimitrij Kotschnew sieht das ähnlich, mit einer Einschränkung. „Wenn wir in den Play-offs erfolgreich sein wollen, müssen wir auch auswärts gewinnen“, sagte er. Bis dahin sind es allerdings noch einige kleine Schritte, die die Hamburg Freezers gehen müssen.