Die Hamburger Eishockey-Cracks drehen die Partie und haben sich selber nachträglich zu Weihnachten beschenkt. In der Tabelle liegen die Freezers weiterhin auf Rang zwei - punktgleich mit den Kölner Haien.

Hamburg. Als sich die Spieler der Hamburg Freezers nach dem 6:1 (3:1, 1:0, 2:0) gegen die Iserlohn Roosters zum Feiern mit den Fans auf das Eis knieten und den zwölften Heimsieg in Serie zelebrierten, forderten die Fans auf den Rängen der O2 World mehr. „Ohne Trainer fangen wir nicht an“, skandierte der Fanblock.

Benoît Laporte weilte da jedoch bereits in seinem Büro in der benachbarten Volksbank-Arena, um die Eindrücke der intensiven Partie zu verarbeiten. Als Freezers-Mitarbeiter den Frankokanadier über den Wunsch der Anhänger informierten, marschierte er schnellen Schrittes mit einer roten Weihnachtsmütze auf dem Kopf unter dem tosenden Jubel der Massen auf die Eisfläche und lauschte glücklich den „Laporte“-Sprechchören.

„Das war schön“, freute sich der Trainer. „Es war Weihnachten, deshalb wollten sie mich wohl sehen.“ Eigentlich, gestand er seinem Team zu, hätten die Spieler die Rufe der Fans verdient.

Der Tag hatte für die Freezers schon mit einem kleinen Weihnachtswunder begonnen. Nachdem David Wolf am Sonntag gegen Ingolstadt zwei Zehnminutenstrafen in einem Spiel erhalten hatte, ging jeder bei den Hamburgern davon aus, dass der Nationalstürmer für das Weihnachtsspiel gesperrt war, da er bereits eine große Strafe auf seinem Konto hatte. Die verwirrenden Statuten besagen, dass ein Spieler nach drei großen Strafen eine Partie aussetzen muss. Die beiden „Zehner“ aus dem Ingolstadt-Spiel wurden aber nur addiert und gelten damit nur als eine große Strafe.

„Sportchef Stéphane Richer rief mich am Spieltag um 11.46 Uhr an und meinte, dass ich spielen kann“, berichtete Wolf. „Ich lag noch im Bett, hatte es vorher schon mal vibrieren gehört, habe aber weitergeschlafen. Aber ich habe aber rechtzeitig zum Meeting geschafft…“ Mit einem fulminanten Schuss in den Winkel zum zwischenzeitlichen 5:1 trug sich Wolf in die Torschützenliste ein.

Ohnehin war es ein Nachmittag der guten Laune. Die Fans begrüßten die Profis vor der Partie mit einer bunten Choreografie aus Sternen und dem überdimensionalen Abbild eines Christbaums. Spieler und Trainer demonstrierten ihrerseits ihre Weihnachtsstimmung über den Videowürfel. Allein die schräge und humorvolle musikalische Darbietung der Profis von „Last Christmas“ war fast schon das Eintrittsgeld wert.

Das Spiel selbst stand ein wenig unter dem Motto „Festtags-Eishockey“. Traumhafte Spielzüge und unerklärliche Fehler reihten sich munter aneinander. Die erschreckend schwachen Iserlohner waren letztlich nur ein Spielball der überlegenen Freezers. Für den spielerischen Höhepunkt des Nachmittags sorgte Phil Dupuis. Der Stürmer traf vor den Augen seiner Eltern, die aus Kanada angereist waren, in Weltklassemanier. Im Stile eines Baseballspielers verwandelte der 28-Jährige einen hohen Pass von Marius Möchel volley aus der Luft. „Als Kind habe ich tatsächlich Baseball gespielt“, sagte Dupuis. „Aber von hundert Versuchen haue ich 99-mal vorbei. Umso schöner, dass wir den Fans und uns zu Weihnachten einen Sieg schenken konnten.“

In der 46. Minute war es dann schlagartig vorbei mit der weihnachtlichen Stimmung. Kennt man die Vorgeschichte, kam das allerdings wenig überraschend. Iserlohns Richard Jares hatte am 27. September Freezers-Kapitän Christoph Schubert mit einem brutalen Check eine schwere Gehirnerschütterung zugefügt, die eine zweimonatige Pause für den 31-Jährigen zur Folge hatte. Nun folgte die Vergeltung. Erst schnappte sich Schubert den Tschechen, dann Teamkollege Fréderik Cabana, der nach einem Faustkampf mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe ebenso vom Eis musste wie Roosters-Stürmer Christan Hommel, der sich eingemischt hatte. „Wir wollten zeigen, dass wir das Ganze nicht vergessen haben“, sagte Schubert. „Ich glaube, irgendwann fiel von Jares auf dem Eis auch das Wort ‚Sorry‘, aber es war ziemlich laut…“ Am Ende gaben sich die beiden dann doch die Hand. „Jetzt ist es abgehakt“, sagte Schubert. Es war der versöhnliche Abschluss eines unterhaltsamen Nachmittags.

Am Sonnabend können die Freezers im letzten Heimspiel des Jahres (14.30 Uhr, O2 World) ihre Siegesserie fortsetzen.

Die Statistik:

Tore: 0:1 (0:41) Mulock (Raedeke, Brennan), 1:1(2:47) Jakobsen (Roy, Schmidt), 2:1 (6:16) Oppenheimer (Schubert, Krämmer), 3:1 (8:20) Dupuis (Möchel, Cabana), 4:1 (39:04) Schmidt Penalty, 5:1(40:52) Wolf (Madsen, Mitchell), 6:1 (50:17) Madsen (Pettinger, Mitchell)

Strafminuten: 21 + Spieldauer Cabana/19 + Spieldauer Hommel

Schiedsrichter: Bauer/Lenhart (Nürnberg/Kassel)

Zuschauer: 9860