Durch das 3:2 gegen Straubing kämpft sich das Eishockeyteam auf Rang elf vor. Torwart Niklas Treutle steht vor einem Wechsel.

Hamburg. Wäre Erleichterung ein greifbares Gut, dann hätte man am Sonntagnachmittag nach dem 3:2 (1:0, 2:0, 0:2)-Heimsieg gegen die Straubing Tigers in der Kabine der Hamburg Freezers ganze Container damit füllen können. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage wummerten die Bässe, auf den Sitzbänken blühte der Flachs, und mittendrin saß Duvie Westcott und pustete kräftig durch. „In unserer Situation gibt es nichts, was mehr Selbstvertrauen bringt als Siege, deshalb sind wir alle unglaublich froh, dass wir uns für eine geschlossene Mannschaftsleistung endlich einmal belohnt haben“, sagte der kanadische Abwehrspieler, der seit des Ausfalls von Christoph Schubert (Gehirnerschütterung) Kapitän des Teams aus der Deutschen Eishockey-Liga ist.

Die Situation, auf die Westcott sich bezog, hatte tatsächlich kaum einen anderen Ausweg parat gehalten als einen Sieg gegen die bayrischen Tiger. Nach dem 2:3 in Berlin am Freitagabend, der neunten Niederlage im zwölften Saisonspiel, waren die Hamburger auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Eine erneute Pleite hätte die Diskussionen um die Zukunft von Trainer Benoît Laporte angefacht. Natürlich kann ein hart erkämpfter und am Ende auch erzitterter Arbeitssieg gegen einen biederen Gegner, der 45 Minuten lang jegliche Eishockeytugenden vermissen ließ, die Lage nicht komplett entschärfen. Schon eine Pleite an diesem Dienstag in Düsseldorf würde neuen Gesprächsstoff liefern. Dennoch gilt es, ein paar grundlegende Dinge festzuhalten.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Mannschaft dem Trainer noch folgt

Die wichtigste Erkenntnis aus der vergangenen Woche seit der 1:5-Klatsche in Ingolstadt, die die Krise angeheizt hatte, ist die, dass die Mannschaft dem Trainer folgt. Schon die Reaktion in Berlin war deutlich sichtbar gewesen. Gegen Straubing wurde vor allem defensiv sehr konzentriert gearbeitet, und obwohl offensiv nicht so viele Torchancen kreiert wurden wie in den Heimspielen zuvor, war die Verwertung dieser Einschussmöglichkeiten zielstrebiger. Laportes Maßnahme, den in Berlin indiskutabel auftretenden Adam Mitchell auf die Tribüne zu setzen und zwei Sturmreihen durchzumischen, erwies sich als zielführend. Jerome Flaake, der sich zu Matt Pettinger und Morten Madsen gesellte, war nicht nur wegen seines sechsten Saisontors zum 2:0 der auffälligste Spieler auf dem Eis. Auch David Wolf und Garrett Festerling zeigten sich von ihrem neuen Nebenmann Phil Dupuis beflügelt.

„Es ist niemals schön, Gerüchte darüber zu hören, dass der Coach gefeuert werden könnte. Wir Spieler sind es, die Leistung bringen müssen, und dass wir es können, haben wir heute bewiesen. Jetzt müssen wir nachlegen“, sagte Westcott. Flaake bekräftigte, dass die Mannschaft für ihren Coach gewinnen wollte. „Benoît ist ein guter Trainer, wir wollen seinen Einsatz zurückzahlen.“

Dass der erste Schritt dazu gegen Straubing gelang, liegt auch im Torwartwechsel begründet, der für die so nötige Stabilisation der Abwehr gesorgt hat, in der Johan Ejdepalm nach einer im ersten Drittel erlittenen Knieblessur einige Wochen auszufallen droht. Der am vergangenen Donnerstag aus Iserlohn verpflichtete Neuzugang Sébastien Caron wies seine Klasse vor allem dadurch nach, dass er in Drucksituationen stets überlegt handelte. Er strahlte dadurch Ruhe aus, die sich auf das Team übertrug. Zwar wollten weder Trainer noch Spieler zu sehr die Vorzüge des neuen Schlussmannes loben, um dessen Vorgänger Niklas Treutle nicht offen zu kritisieren. „Aber man sieht, dass Caron die Erfahrung hat, die Niklas noch fehlt“, sagte Laporte.

Da die Genesung des an einem Kreuzbandriss laborierenden Stammtorhüters Dimitrij Kotschnew so gut vorangeht, dass er in Düsseldorf spielen soll, scheinen Treutles Tage in Hamburg gezählt. Ligakonkurrent EHC München hat Interesse an einer Verpflichtung des 22-Jährigen. Sportchef Stéphane Richer dementierte mit Hinweis auf Kotschnews unsicheren Fitnesszustand zwar derlei Gedankenspiele, doch da Treutle gehen will, dürfte in dieser Woche eine Einigung erfolgen.

Tore: 1:0 (10:01) Oppenheimer (Wolf, Jakobsen), 2:0 (27:09) Flaake (Pettinger, Madsen), 3:0 (33:45) Bettauer (Dupuis, Westcott) 5-4, 3:1 (46:29) Down (Dotzler, Meunier), 3:2 (58:39) Germyn (Down, Sullivan). Strafmin.: 4/11 + Spieldauer Stewart. SR: Brüggemann/Krawinkel (Iserlohn/Moers). Z.: 6015.