Freezers-Trainer Benoît Laporte will die Erfolgsquote seiner Mannschaft im Überzahlspiel verbessern. Das Ziel sind mindestens 20 Prozent.

Hamburg. Benoît Laporte ist ein Mann mit Humor. Als der Trainer der Hamburg Freezers erzählte, dass er an diesem Donnerstag Überzahlsituationen, vor allem Fünf-gegen-Drei, üben lassen will, konnte er sich einen kleinen Spruch nicht verkneifen. „Falls wir im Spiel denn mal so eine Situation zugesprochen bekommen“, scherzte der Frankokanadier und spielte damit auf die Schiedsrichter an, die in seinen Augen gerne mehr Strafen gegen die Freezers-Gegner aussprechen dürften.

Immerhin scheint es so, als hätten die Freezers pünktlich zum ersten Heimspiel der Saison am Freitag (19.30 Uhr, O2 World) gegen Tabellenschlusslicht Düsseldorfer EG die Powerplay-Schwäche der vergangenen Jahre abgelegt. „Wir haben in den ersten beiden Saisonspielen in München und Nürnberg jeweils ein Überzahltor erzielt. Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt Laporte, der sich die ganze Sommerpause hindurch Gedanken gemacht hat, wie er dem Sorgenkind entgegentreten will. Bei der Eishockey-WM im Mai nahm Laporte an einem Trainer-Symposium teil. Dort tauschte er sich mit renommierten Übungsleitern aus ganz Europa aus. „Powerplay erhält im Eishockey eine immer größere Bedeutung. Ich bin sicher, dass uns unser schlechtes Überzahlspiel in der vergangenen Saison das Halbfinale gekostet hat. In dieser Saison will ich eine Erfolgsquote um 20 Prozent haben“, sagt Laporte. Aktuell führen 22,2 Prozent aller Überzahlspiele zu einem Tor für die Freezers, in der Vorsaison waren es 13,9 Prozent, der zweitschlechteste Ligawert.

Damit dieses Niveau konstant erreicht wird, wurden Spieler verpflichtet, die bereits ihre Powerplay-Qualitäten in anderen Clubs nachgewiesen haben. Doch nicht nur personell, auch taktisch haben die Freezers sich verändert. Laporte geht in Überzahl ein größeres Risiko ein. Nominelle Verteidiger sind dann die Stürmer Thomas Oppenheimer und Philippe Dupuis, die gemeinsam mit Adam Mitchell, Morten Madsen und Matt Pettinger aufs Eis gehen. „Das ist die offensive Variante. Diese Formation ist sehr spielstark, kann den Puck gut laufen lassen, und jeder ist in der Lage zu treffen“, sagt Laporte, wohl wissend, dass die „Abteilung Attacke“ auch Nachteile hat.

Vor allem bei Scheibenverlusten oder bei Ablauf der gegnerischen Strafzeit müssen die gelernten Angreifer schnell umschalten und ihre Defensivqualitäten unter Beweis stellen. „Das ist schon eine Umgewöhnung. Ich weiß, dass ich der letzte Mann bin und keine Absicherung habe. Aber im Powerplay gehen wir ja raus, um Tore zu schießen“, sagt Oppenheimer.

Laporte gibt vor allem der Formation mit den fünf Stürmern viel Freiraum. Ob der Puck von der Defensivzone ins Angriffsdrittel getragen wird oder die Scheibe tief ins Angriffsdrittel geschossen wird, entscheidet letztlich der puckführende Spieler selbst. Entscheidend ist dabei die Kommunikation der Spieler untereinander. „Wichtig ist es, dass unser Überzahlspiel nicht statisch und berechenbar ist. Wir müssen in Bewegung sein und versuchen, beim Unterzahlteam für Unordnung zu sorgen. Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu wissen, dass bei fünf eigenen Spielern und nur vier Gegnern einer unserer Jungs frei steht. Den gilt es zu finden“, sagt Dupuis.

Effizientes Überzahlspiel ist keine Magie, sondern harte Arbeit

Während die fünf Angreifer taktische Freiheiten genießen, ist die zweite Überzahl-Formation eingeschränkter. Die Paradereihe mit David Wolf, Garrett Festerling und Jerome Flaake, die mit den Verteidigern Kevin Schmidt und Duvie Westcott aufläuft, soll möglichst viele Schüsse auf das Tor bringen. Dabei soll der 1,91 Meter große und 98 Kilo schwere Wolf mit seinem Körper dafür sorgen, dass der gegnerische Torhüter Probleme hat, den heranfliegenden Puck zu sehen. „Es geht darum, dass die, die auf dem Eis stehen, als Einheit auftreten. Wenn einer versucht, krampfhaft etwas allein zu machen, ist das Powerplay tot“, sagt Laporte.

Erste Erfolge konnte der Coach bereits unabhängig von den beiden Toren gegen München und Nürnberg ausmachen. „Der erste Pass aus der Defensivzone ist besonders wichtig. Der muss präzise kommen, damit wir dem Druck des Gegners entgehen und die neutrale Zone schnell überbrücken können. Das machen wir richtig gut“, sagt Laporte, der versucht, seine Spieler nicht mit Vorgaben zu überfrachten. Am Ende des Tages, so der Trainer, sei ein effizientes Powerplay keine Wissenschaft oder gar Magie. „Es ist harte Arbeit. Das Team in Unterzahl versucht dich immer niederzukämpfen, da musst du dagegenhalten. Erst dann kannst du dein Talent ausspielen“, sagt der Frankokanadier und ergänzt: „Wir haben jetzt die Spieler, die das verinnerlicht haben.“

Hatte es in der Vergangenheit häufig den Anschein, als würden sich die Spieler mit einem oder zwei Mann mehr nicht besonders wohlfühlen, spürt man bei den Spielern jetzt die neue Lust am Powerplay. „Bei uns entwickelt sich eine Chemie. Jeder weiß, was der andere tut, wo er steht. Jeder empfindet es als Ehre, beim Powerplay auf dem Eis zu stehen. Unser Überzahlspiel muss eine Waffe werden, wenn wir den nächsten Schritt machen wollen“, sagt Mittelstürmer Festerling.

Die Chancen auf ein Powerplay-Tor am Freitag stehen gut. Gegner Düsseldorf kassierte in den ersten beiden Ligaspielen sieben Gegentore bei eigener Unterzahl. „Ich hoffe, dass wir unseren Trend fortsetzen werden und noch mehr Killerinstinkt an den Tag legen. Der fehlte in den ersten beiden Spielen. Aber das kriegen wir hin“, sagt Laporte.