Der Hamburg DEL-Club startet an diesem Freitag gegen Red Bull München in die neue Eishockeysaison. Trainer Laporte macht sich Gedanken um Sorgenkind Über- und Unterzahlspiel.

Hamburg. Die Woche hätte für die Hamburg Freezers bisher kaum besser laufen können. Am vergangenen Sonntag demütigte der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im letzten Testspiel der Vorbereitung den deutschen Meister Eisbären Berlin mit 6:2, und am Dienstag verkündete Geschäftsführer Uwe Frommhold, dass die blanke Brust auf dem Trikot nach drei Jahren nicht mehr blank sein wird und mit dem Reiseunternehmen 5 vor Flug ein neuer Trikotsponsor gefunden wurde.

Zur perfekten Freezers-Woche fehlt somit nur noch ein Sieg zum Auftakt der DEL an diesem Freitag (19.30 Uhr) bei Red Bull München. „Jeder hat im Sommer gut gearbeitet und noch mal einen Schritt in der Entwicklung gemacht. Wir haben eine geile Truppe zusammen“, ist Kapitän Christoph Schubert überzeugt.

In der Tat ist auffällig, wie schnell sich das Team gefunden hat. Nach den Abgängen der Alphatiere Patrick Köppchen, Thomas Dolak und Rob Collins hat sich bereits jetzt eine neue Hierarchie herauskristallisiert. Neben Schubert sollen vor allem die Routiniers Mathieu Roy, 30, und Duvie Westcott, 35, mehr Einfluss in der Kabine nehmen.

„Die Chemie in der Mannschaft ist jetzt eine ganz andere. Unser Zusammenhalt ist noch besser als in den vergangenen Jahren. Keiner bringt negative Stimmung rein“, sagt Schubert. Großen Anteil am neuen Teamgeist hat die Kontinuität bei der Personalplanung. 17 Spieler aus der Vorsaison werden auch in der Spielzeit 2013/14 für die Freezers auflaufen. Lediglich sieben Neue – so wenig wie noch nie in der elfjährigen Clubgeschichte – hat Sportdirektor Stéphane Richer verpflichtet.

„Unsere Priorität war es, uns bei den Importspielern zu verbessern. Nach der Vorbereitung scheint es so, als wäre uns das gelungen“, sagt Richer und verweist in erster Linie auf die Offensive. Vor allem Mittelstürmer Morten Madsen, der im Sommer von Modo Hockey aus Schweden kam, stach dabei heraus. Der 27-Jährige erzielte in acht Partien in der European Trophy acht Treffer. Nicht nur diese beeindruckende Zahl sorgte dafür, dass der Kapitän der dänischen Nationalmannschaft prompt zum Assistenzkapitän bei den Freezers gewählt wurde.

„Morten arbeitet, egal ob Training oder Spiel, immer hart. Zudem hat er viel spielerische Qualität. Er wird nicht nur eine Bereicherung für uns, sondern auch für die Liga“, sagt Trainer Benoît Laporte. Auch der zweite namhafte Neuzugang Philippe Dupuis, 28, deutete mit seiner Übersicht und seinem Passspiel an, dass er der in der vergangenen Saison häufig ausrechenbaren Offensive neue Impulse verleihen kann. Dritter Neuling im Freezers-Sturm ist Adam Mitchell, zuletzt in Diensten der Adler Mannheim. Zwar blieb der 30-Jährige in der Vorbereitung ohne Treffer, durch seine Spielstärke und mannschaftsdienliche Art konnte er dennoch überzeugen.

Damit diese Spieler auch zur Geltung kommen, hat Trainer Laporte sein System modifiziert. Die Stürmer erhalten bei Scheibenbesitz mehr Freiheiten in der Offensivzone. Zudem soll das Forechecking noch aggressiver sein, damit der Gegner möglichst schon in der Abwehrzone zu Fehlern gezwungen wird. Der Frankokanadier, so sagt er, will seine „Künstler“ nicht in ein taktisches Korsett pressen. Lediglich bei Scheibenverlust fordert der Coach, dass die Spieler schnell wieder Ordnung finden und nicht mehr so passiv in der Rückwärtsbewegung sind. „Es ist kein komplett neues System, aber ich habe es der Vorsaison angepasst. Ich habe mir viele Ideen beim Trainer-Symposium bei der WM geholt“, sagt Laporte.

Sorgenkind Über- und Unterzahlspiel

Viele Gedanken hat sich Laporte auch um das große Sorgenkind der Freezers gemacht. Das mangelhafte Über- und Unterzahlspiel kostete die Freezers in der Vorsaison so manchen Punkt. Um dem entgegenzuwirken, setzt der 53-Jährige im Powerplay auf die „Abteilung Attacke“. Seine erste Überzahlformation verzichtet auf Verteidiger und besteht komplett aus Stürmern. Neben Matt Pettinger, Dupuis und Madsen sind auch Thomas Oppenheimer und Mitchell auf dem Eis.

Was das ausgegebene Saisonziel betrifft, sind die Hamburger längst nicht so angriffslustig. „Unser Ziel sind die ersten sechs. In den Play-offs wollen wir dann den nächsten Schritt machen und ins Halbfinale“, sagt Schubert.

Die Konkurrenz in der Liga ist groß, spätestens seit der Getränkehersteller Red Bull sein Engagement in München vertieft hat und eine neue Großmacht in der DEL werden will. Allein fünf Millionen Euro sollen die Bayern pro Saison in die Mannschaft investieren. Zum Vergleich: Die Freezers haben einen Gehaltsetat in Höhe von geschätzten drei Millionen Euro. „Es gibt Teams wie Nürnberg (Gegner am Sonntag, d. R.) und München, die versuchen, mit sehr viel Geld Erfolg zu kaufen. Das klappt aber auch nicht immer“, sagt Schubert.

Auf die Unterstützung der Fans können die Hamburger bauen. 2600 Dauerkarten gingen im Vorverkauf über die Ladentheke, 300 mehr als im Vorjahr. Ingesamt kalkulieren die Freezers mit 8500 Besuchern pro Spiel. „Wir wollen die Fans mit unserer Identität begeistern. Bei uns gibt es nicht den einen Star – bei uns ist das Team der Star“, sagt Richer, der nun hofft, dass diese erfolgreiche Woche der Auftakt zu einer noch besseren Saison war.