Das Eishockeyteam von Cheftrainer Benoît Laporte besiegt den ERC Ingolstadt mit 5:2. Was macht die Mannschaft so stark?

Hamburg. In der Kabine wurden als Einstimmung auf die teaminterne Halloween-Party Bier und Burger gereicht, die passende Beilage hatten sich die Hamburg Freezers zuvor selbst serviert. Mit 5:2 (1:1, 3:1, 1:0) bezwangen sie in einem begeisternden Spiel am Sonntagnachmittag den ERC Ingolstadt. Es war der fünfte Sieg in Serie, und deshalb kann die Auswahl von Cheftrainer Benoît Laporte die zwölftägige Spielpause, die die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wegen des Deutschland-Cups am kommenden Wochenende in München einlegt, dort verbringen, wo sie auch zum Ende der Hauptrunde stehen möchte: unter den besten vier Mannschaften der Liga.

Müsste man die Frage, ob dieses Saisonziel nach einem guten Drittel der Hauptrunde als realistisch einzuordnen ist, anhand der Partie gegen den Titelkandidaten aus Bayern beantworten, wäre ein klares Ja die einzige Möglichkeit. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Mannschaft die Ausfälle der Leistungsträger Duvie Westcott (Zehbruch), Serge Aubin (Daumen) und Colin Murphy (Schulter) auch gegen einen qualitativ hochwertiger besetzten Gegner wegsteckte. Gegen das zweitbeste Powerplayteam der Liga ließ die bärenstarke Defensive um den stark aufgelegten Torhüter Niklas Treutle kaum etwas zu, und in der vor wenigen Wochen noch schwächelnden Offensive wurde kreativ und zielstrebig gearbeitet.

23 Tore aus den letzten fünf Siegen sind ein eindrucksvoller Beweis für die neu gewonnene Sicherheit, zudem wurden fünf der letzten zwölf Tore in Überzahl erzielt, was vor wenigen Wochen überhaupt nicht klappen wollte. "Wir haben Überzahl und Torabschluss einfach härter trainiert, brauchten aber auch Zeit zur Eingewöhnung. Deshalb gehen jetzt die Schüsse rein, die vor ein paar Spielen noch nicht reinwollten", erklärt Nationalstürmer David Wolf. So einfach kann Eishockey sein. Trainer Laporte sagte dazu: "Die Spieler denken jetzt nicht mehr so viel nach wie zu Beginn der Saison, sondern spielen einfach und kreativ."

Tatsächlich machen die deutlich nach oben weisenden Tendenzen in den bisherigen "Sorgendisziplinen" Chancenverwertung und Powerplay Mut für das zweite Saisondrittel. Vor allem die zum Auftakt schwächelnden ausländischen Leistungsträger wie Brandon Reid und Matt Pettinger scheinen sich eingefunden zu haben.

Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst von Jamie Benn. Der wegen des Tarifstreits in Nordamerikas Topliga NHL aus Dallas gekommene All-Star-Spieler hat in nun sechs Spielen in Folge mindestens einen Scorerpunkt erzielt - und vor allem die Mitspieler besser gemacht. "Mittlerweile weiß jeder, wie überragend er ist", sagt Wolf. Was passiert, wenn die NHL-Streitparteien, die am Wochenende an den Verhandlungstisch zurückkehrten, eine Einigung erzielen und Benn nach Nordamerika zurückmuss, daran will bei den Freezers noch niemand denken.

Allerdings, so der Eindruck nach den ersten 18 Spielen, ist das Gerüst des Teams so gefestigt, dass ein Wegbrechen der Säule Benn nicht das Gesamtkonstrukt zum Einsturz brächte. Die Neuverpflichtungen, allen voran Westcott und sein Abwehrkollege Mathieu Roy, haben eingeschlagen, dazu rufen die deutschen Profis wie in der Vorsaison Topleistungen ab. Besonders der erfolgreiche Torschütze Jerome Flaake, aber auch Nachwuchstalent Nico Krämmer sind positive Überraschungen. Bei fünf gegen fünf sind die Freezers gegen fast jeden Gegner spielbestimmend. "Wenn wir in Über- und Unterzahl die ganze Zeit so gut gespielt hätten wie jetzt, dann wären wir Erster", sagt Laporte.

Das mag vermessen klingen, doch wenn nach der Pause die Nachwehen der Entlassung von Geschäftsführer Michael Pfad verklungen sind, die Verletzten zurückkehren und der Trainer endlich aus dem Vollen schöpfen kann, dann dürfen sich die Fans auf weitere herausragende Partien wie die gestrige freuen. Vielleicht steigt dann auch das Interesse der Hamburger für die Freezers wieder. Der Zuschauerschnitt von 7521 ist die bislang größte Enttäuschung der Saison.

Tore: 0:1 (6:37) Björn Barta (Bouck, Sulzer) 4-5, 1:1 (9:39) Schmidt (Roy, Reid), 2:1 (20:42) Pettinger (Roy, Dolak) 5-4, 2:2 (21:26) Greilinger (Hahn), 3:2 (24:48) Reid (Roy, Benn) 5-4, 4:2 (33:12) Wolf (Flaake, Bettauer), 5:2 (57:53) Dolak (Jakobsen, Flaake. Strafminuten: 14/12 + Spieldauer Conboy. Schiedsrichter: Jablukov/Steinecke (Berlin/Brotterode). Zuschauer: 6603.