Der Geschäftsführer der Freezers muss offiziell wegen unterschiedlicher Auffassungen gehen, Uwe Frommhold übernimmt.

Hamburg. Es war in der Nacht zum Freitag, da griff Michael Pfad zu seinem Handy, um die Hamburger Eishockey-Reporter zu informieren. "Werte Herren, es gibt Neuigkeiten meine Demission betreffend", schrieb der 48-Jährige um 1.25 Uhr in einer längeren SMS. Die Neuigkeiten waren aus seiner Sicht keine guten. Der Geschäftsführer der Hamburg Freezers wurde am späten Donnerstagabend vom Teambesitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) in Kenntnis gesetzt, dass man ab sofort getrennte Wege gehen werde.

"Auf dem Eis sieht man eine signifikante Verbesserung, bei der Platzierung der Marke, der Präsenz in der Stadt, und im Sponsoring gibt es noch vieles zu optimieren", sagte AEG-Vizepräsident Matthieu van Veen am Freitag. Er betonte, dass die Demission Pfads nicht allein mit dem Fehlen eines Hauptsponsors zu tun habe. "Es war die Gesamtsituation. Wir hatten unterschiedliche Auffassungen, was die Weiterentwicklung der Freezers außerhalb des Sports angeht", sagte van Veen, der seit März 2008 für AEG arbeitet und vorher für die Basketball-Liga NBA Fernsehrechte vertrieben hatte. Die Entscheidung sei kurzfristig in einem vierköpfigen Aufsichtsrat gefallen und nicht von langer Hand geplant gewesen, sagte der Belgier. Von der Existenz dieses Gremiums war bis zu diesem Tag nichts bekannt. Neben van Veen, der im Anschutz-Büro in Paris sitzt, gehören ihm die AEG-Mitarbeiter Jan Kienappel, Olaf Brüll und Moritz Hillebrand an.

Die Nachricht traf die Freezers, die am Freitagabend in der Deutschen Eishockey-Liga gegen die Hannover Scorpions antreten mussten (siehe Text unten), völlig unerwartet. Auch die Mitarbeiter wurden erst am Donnerstagabend informiert.

Pfad hatte nach seinem Amtsantritt im Dezember 2009 dem am Boden liegenden Klub eine neue Richtung gewiesen, die richtige, wie viele Beobachter anerkannten. Mit einer größeren Verankerung der Freezers in Hamburg und Norddeutschland setzte er ein Vorhaben in die Tat um, das unter Vorgänger Boris Capla lange vernachlässigt worden war. Auch die sportliche Neuausrichtung mit jungen deutschen Spielern hatte Pfad vorangetrieben.

Bei den Anhängern der Freezers blieb der Geschäftsführer dennoch in seiner knapp dreijährigen Amtszeit ebenso umstritten wie beim Eigner AEG. In der jüngsten Vergangenheit hatte es immer wieder Reibungen mit dem amerikanischen Konzern gegeben. Dass es nun so schnell zur Trennung kam, war dann doch überraschend. Zumal Pfad seinen Vertrag erst im März nach zähen Verhandlungen bis 2014 verlängert hatte. Doch bereits in der Sommerpause knallte es heftig zwischen den kühlen Geschäftsleuten aus Amerika und dem emotionalen Blondschopf. Grund: Pfad wehrte sich nach Abendblatt-Informationen mit Händen und Füßen gegen einen Top-Zuschlag, der erstmals erhoben werden sollte. Auch dass Pfad in drei Jahren Amtszeit keinen Hauptsponsor präsentieren konnte, ärgerte die Amerikaner. Zuletzt sollte die "Anschutz Global Partnership" in die Sponsorensuche eingreifen. Mit überschaubarem Erfolg.

"Ich bin sehr erleichtert", teile Pfad jetzt mit. "Der genannte Grund, dass die Philosophie von AEG nicht mit meiner zusammenpasst, ist absolut zutreffend. Ich hege keinen Groll, denn ich durfte hier eine tolle Erfahrung machen." Mehr will er aus juristischen Gründen nicht sagen. An diesem Sonnabend besucht er für vier Tage seine Tochter, die derzeit in Schottland zur Schule geht. "Ich wünsche den Freezers von Herzen alles Gute - und irgendwann diesen hässlichen Pott", hinterließ Pfad.

Damit die Freezers handlungsfähig bleiben, führt Uwe Frommhold künftig die Geschäfte. Aktuell werde nicht nach einem Nachfolger gesucht, hieß es. Der 52-Jährige war bereits am vergangenen Wochenende gebeten worden, Pfads Job zu übernehmen. Frommhold ist AEG Vice-President Facilities Deutschland und Geschäftsführer der O2 World in Hamburg und Berlin. "Ich glaube, dass ich helfen kann. Ich bin bei den Freezers seit zehn Jahren mit viel Herzblut dabei", so Frommhold, der am Freitagmorgen gemeinsam mit Sportdirektor Stéphane Richer und Trainer Benoît Laporte vor die Mannschaft trat. "Ich werde mich aus dem Sport komplett heraushalten. Dafür haben wir genügend Fachkompetenz und ein gutes Team auf der Geschäftsstelle." Aus Respekt vor seinem Vorgänger zieht er nicht sofort in Pfads Büro. "Ich hätte mir vor zehn Jahren nicht träumen lassen, dass ich im Oktober 2012 mal Freezers-Geschäftsführer sein werde", sagte er. Das dürfte Michael Pfad noch vor Kurzem ähnlich gesehen haben.