Die Hamburg Freezers verlieren vor ausverkauftem Haus das DEL-Duell mit Bruderklub Eisbären Berlin nach kuriosen Gegentoren 1:3.

Hamburg. Während die 1300 Berliner Fans in der O2 World lautstark feierten, marschierte Benoît Laporte schnellen Schrittes in die Kabine von Schiedsrichter Lars Brüggemann. Nach der 1:3 (0:0, 1:1, 0:2)-Niederlage gegen die Eisbären hatte der Trainer der Hamburg Freezers einen dicken Hals. "Das erste Gegentor war Abseits, beim zweiten wurde unser Keeper im Torraum behindert", ärgerte sich der Frankokanadier nach der emotionalen und phasenweise hochklassigen Partie. "Aber ich bin stolz auf meine Mannschaft. Die Stimmung in der Arena war super. Bitte kommt alle wieder!"

Zum ersten Mal seit drei Jahren war die O2 World mit 12 545 Zuschauern (11 500 Sitzplätze plus Logen) restlos ausverkauft. Von Beginn an entwickelte sich auf dem Eis und den Rängen ein Duell der Emotionen, das spielerisch zunächst hinter den Erwartungen zurückblieb. Da beide Teams eine ähnliche Spielanlage haben, neutralisierten sich die Klubs, die beide zur Anschutz Entertainment Group gehören, über weite Strecken. Erst als Rob Collins und Thomas Dolak in eigener Überzahl die Scheibe vertändelten und TJ Mulock nach einer Abseitsstellung die Berliner Führung erzielte, lockerten sich die taktischen Fesseln, und es wurde noch das erwartete Spitzenspiel mit vielen Torchancen auf beiden Seiten.

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Hamburg wirkte nach dem unglücklichen Gegentor für einige Momente konsterniert, kämpfte sich aber dann mit großer Leidenschaft zurück ins Spiel. Der in den vergangenen Wochen überragende Garrett Festerling schweißte in Überzahl den Puck mit einer satten Direktabnahme zum 1:1 in den Winkel. Fortan hatten die Freezers die Partie weitestgehend im Griff, bis Serge Aubin Mitte des Schlussdrittels Gegenspieler Frank Hördler unnötig in die Bande checkte und mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vom Eis musste. Im fünfminütigen Überzahlspiel konnten die Berliner, die traditionell über ein gutes Powerplay verfügen, kaum Chancen kreieren, gingen aber dennoch in Führung. Ein Schuss von Berlins Abwehrspieler Jim Sharrow flog vor dem Hamburger Tor senkrecht in die Höhe. Abwehrspieler Patrick Traverse versuchte den Puck aus der Luft mit dem Schläger zu klären, statt die Hand zu nehmen. Der 38 Jahre alte Routinier schlug ein Luftloch, und vom Schlittschuh von Torhüter John Curry kullerte die Scheibe ins Netz.

"So ein komisches Tor fällt vielleicht alle fünf Jahre einmal", sagte Christoph Schubert und schüttelte nur den Kopf. "Das Einzige, was die Berliner heute hatten, war Glück. Wir waren über 60 Minuten die bessere Mannschaft", sagte Stürmer David Wolf, der genau wie seine Mitspieler trotz der Niederlage und angesichts nur eines Sieges aus den vergangenen sieben Spielen keine negativen Gedanken zulassen wollte. Zumal bereits morgen (19.30 Uhr, Eurosport live) in Berlin das nächste Duell mit dem, wie Schubert es ausdrückte, "großen Bruder oder der kleinen Schwester" ansteht.

Patrick Köppchen, der in Berlin geboren wurde und gegen die Eisbären sein 600. Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga absolvierte, sieht es nicht als Nachteil, dass man sich 48 Stunden nach der Niederlage erneut gegenübersteht. "Die Berliner müssen sich ganz schön anstrengen, wenn sie uns ein zweites Mal schlagen wollen", sagte der Verteidiger, der sich ob der beeindruckenden Kulisse und der kämpferisch guten Leistung seiner Mannschaft über sein Jubiläumsspiel sogar freuen konnte. "Volle Hütte und 600. DEL-Spiel. Natürlich wäre ein Sieg schön gewesen, aber mehr geht eigentlich nicht."

Freuen darf sich auch Kapitän Schubert auf die kommenden Wochen bis zum Jahreswechsel. Nach dem "Rückspiel" gegen Berlin warten mit Mannheim, Hannover, Ingolstadt und Straubing noch richtungweisende Partien auf die Freezers, die erstmals seit Wochen nicht mehr unter den ersten vier Teams der Tabelle stehen. Schubert: "Das sind jetzt die schönsten Spiele des Jahres. Wenn wir so spielen wie heute, mache ich mir keine Gedanken."

Tore: 0:1 (23:27) TJ Mulock (Talbot, Hördler) 4-5, 1:1 (35:03) Festerling (Köppchen, Flaake), 1:2 (51:24) Sharrow, 1:3 (59:54) Sharrow empty net. Strafminuten: 9+10 Polaczek + Spieldauer Aubin/10. SR: Brüggemann (Iserlohn). Z.: 12 545 (ausverkauft).