Die ersatzgeschwächten Freezers lieferten beim 3:2 gegen Wolfsburg in heimischer Halle eine beeindruckende Defensivschlacht.

Hamburg. Nein, sie wollten nicht gehen. Nicht, ohne ihren Lieblingen einen rauschenden Abgang zu verschaffen. Und so sangen, klatschten und stampften 7836 Eishockey-Fans am Freitagabend in der O2 World so lange, bis sich das Team der Hamburg Freezers für eine Ehrenrunde aufs Eis zurückschleppte. Für die Siegesparty mit den Zuschauern, die Verteidiger Patrick Köppchen über ein Mikrofon anheizte, mobilisierten die müden Helden die letzten Kraftreserven, die ihnen der 3:2(2:1, 0:0, 1:1)-Erfolg gegen die Grizzly Adams Wolfsburg gelassen hatte. Gemeinsam feierten Mannschaft und Fans hart erkämpfte drei Punkte, mit denen das ersatzgeschwächte Ensemble von Trainer Benoît Laporte den Anschluss an die Tabellenspitze der Deutschen Eishockey-Liga halten konnte.

Laporte, der dank des Sieges mit einem Punkteschnitt von 1,66 derzeit erfolgreichster Coach der Vereinsgeschichte ist, hatte vor der Partie um Geduld gebeten. Sein Team werde nach der zwölftägigen Deutschland-Cup-Pause mindestens zehn Minuten benötigen, um den Spielrhythmus zurückzuerlangen. Und so war es dann auch. Die Gäste aus der Autostadt, die bereits am vergangenen Mittwoch gegen die DEG Metro Stars gefordert und deshalb eingespielter waren, setzten die Freezers in deren Drittel fest und kamen folgerichtig zum Führungstor, das jedoch wie ein Weckruf für die Gastgeber wirkte.

Die Antwort folgte prompt. Einen Traumpass von Rob Collins nutzte Brendan Brooks, der dem ehemaligen Hamburger Daniar Dshunussow im Wolfsburger Tor mit einem Flachschuss keine Chance ließ. Plötzlich waren die Freezers am Drücker, und weil Nationalstürmer Jerome Flaake 14 Sekunden vor der ersten Pause am langen Pfosten richtig stand und einen Abpraller unter die Latte löffelte, gingen sie gar mit einer Führung in die Kabine.

Mit Spannung war erwartet worden, wie Laportes Männer die Ausfälle der Führungsspieler Serge Aubin (Sehnenabriss im Daumen), der auf den Wunsch des Trainers hin als Co-Trainer hinter der Ersatzbank agierte, Charlie Cook (Gehirnerschütterung) und Christoph Schubert (Muskelfaserriss) wegstecken würden.

Weil sich immerhin der an einer Nasennebenhöhlen-Entzündung leidende Kevin Schmidt einsatzbereit meldete, konnte der Coach fünf Verteidiger einsetzen. Mit einer intensiven Rotation versuchte er dem Quintett die benötigten Ruhepausen zu verschaffen, doch weil Schiedsrichter Willi Schimm mehrere zweifelhafte Strafen verhängte, mussten die Freezers besonders im zweiten Drittel Schwerstarbeit in Unterzahl verrichten. Aber hätte Garrett Festerling in der 34. Minute bei einem Konter nicht zu genau den Pfosten anvisiert, dann hätte eine dieser Unterzahlsituationen sogar zum 3:1 geführt.

Dass in dieser Saison nicht nur die Moral stimmt, sondern auch das Glück nach Hamburg zurückgekehrt ist, zeigte sich im Schlussdrittel, als die Gäste nach dem Ausgleich alles riskierten - und dreieinhalb Minuten vor Schluss kalt erwischt worden. Verteidiger Patrick Traverse stand bei einem Konter da, wo ein Mittelstürmer stehen muss, und schob zum Siegtreffer ein. "Das war ein Sieg des Charakters. Ich bin stolz auf die Mannschaft", sagte Traverse.

Bereits am Sonntag (14.30 Uhr) ist die nächste Energieleistung gefragt. Dann können die Freezers gegen EHC München das Wochenende vergolden.

Tore: 0:1 (13:13) Furchner (Fischer) 5-4, 1:1 (14:13) Brooks (Collins), 2:1 (19:46) Flaake (Festerling, Wolf), 2:2 (46:13) Mayer (Hospelt, Kohl), 3:2 (56:27) Traverse (Brooks, Collins) 5-4. Strafminuten: 12/6. SR: Schimm (Waldkraiburg). Z.: 7836.